10 Fragen zum
"Jahrhundert-Schnee"

Ist so viel Schnee noch normal? Wird das ein Winter der Rekorde? Wie viel hält mein Dach aus? Wir haben die Antworten

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1. Warum hat es jetzt so viel geschneit?

Wir hatten seit Ende Dezember nur Wetterlagen aus Nord-oder Nordwest. Dabei strömt feuchte Luft zu den Alpen, die wie eine Staumauer wirken, lautet die Erklärung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Daher schneit und regnet es an der Nordseite der Alpen am meisten. Die Luft stammte aus dem mittleren Atlantik, wurde über die Polarregionen gelenkt und abgekühlt und kam dann zu den Alpen.

2. Ist das alle paar Jahre normal oder ein Anzeichen des Klimawandels?

Die Schneemengen variieren von Winter zu Winter stark und es gab in der Vergangenheit immer starke Ausreißer nach oben und unten -zum Teil auch mit großen regionalen Unterschieden. Das aktuelle Ereignis ist auf jeden Fall sehr ungewöhnlich, sagt Marc Olafs von der ZAMG. Die Neuschneemengen von zehn Tagen liegen im Bereich einer statistischen Wiederkehrzeit von 30 bis 100 Jahren. Es spricht einiges dafür, dass auch der Klimawandel daran schuld sein könnte. Es gibt Anzeichen für einen Trend zu einer längeren Andauer von Wetterlagen, wodurch extreme Wetterlagen noch größere Auswirkungen haben. Diesen Effekt gibt es sowohl im Sommer -Hochdruckgebiet hält länger und es bleibt somit länger heiß und trocken - als auch im Winter: Nordströmung bleibt länger und bringt noch mehr Schnee.

3. Wird die Schneeschmelze gefährlich?

Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen viel Schnee und Hochwasser im Frühjahr. Wenn die Schneeschmelze normal verläuft, gibt es kein gröberes Hochwasser.

4. Wird das ein Rekordwinter?

Wir wissen gar nicht, ob dieser Winter überdurchschnittlich viel Schnee bringt. Falls es nur noch wenig schneit, kann es in der Gesamtbilanz ein normaler oder nur leicht überdurchschnittlicher Winter sein. Rekorde meldet die ZAMG allerdings, wie z. B. 451 cm Schnee in Hochfilzen.

5. Hängt die Lawinengefahr nur von der Schneehöhe ab?

Die Lawinenwarnstufe hängt von vielen Faktoren ab: Neuschnee, Wind, Temperatur und der Schneedeckenaufbau der letzten Tage und Wochen.

6. Wo ist es derzeit am schlimmsten?

"Schlimm" im Sinne von viel Schnee: Am meisten Schnee gibt es direkt an der Nordseite der Alpen, von Vorarlberg über Nordtirol und Salzburg über die Niederen Tauern und die Dachsteinregion bis ins Hochkar-Annaberg-Gebiet. Auf den Bergen liegen hier verbreitet drei bis fünf Meter Schnee, stellenweise auch mehr. Die Lawinensituation ändert sich von Tag zu Tag.

7. Warum ist es in Kärnten grün?

Wir hatten jetzt nur Wetterlagen von Norden/Nordwesten. Daher blieben die Schneewolken nördlich der Alpen hängen und im Süden gab es oft recht sonniges Wetter. In den nächsten Tagen könnte es auch im Süden ein wenig schneien, große Schneemengen sind aber nicht in Sicht.

8. Ist der Schnee gut oder schlecht für den Fremdenverkehr?

Die Tourismusobfrau der Wirtschaftskammer Petra Nocker- Schwarzenbacher meinte dazu im ORF-Radio, durch den vielen Schnee habe es zum Jahreswechsel Umsatzeinbußen von rund 20 Prozent gegeben. Andererseits verzeichnen die Hotels verstärkte Buchungsanfragen bis Ostern, weil bis dahin die Schneelage gesichert scheint.

9. Wie viel Schnee auf dem Dach ist ok?

Ein Kubikmeter Schnee kann, wenn er nicht gerade frisch gefallen und pulvrig ist, 500 Kilogramm und mehr wiegen. Die Baunormen geben für Österreich unterschiedliche Maximalmengen vor, die ein Dach aushalten muss. Ein Dach in der Wiener Innenstadt muss etwa 143 Kilogramm pro Quadratmeter aushalten, eines in den Alpen mehr als 1.000 Kilogramm. Für die eigene Region nachsehen kann man auf hora.gv.at.

10. Wie sieht es mit der Lawinengefahr auf den Pisten aus?

Die örtlichen Lawinenkommissionen sind extrem erfahren und sorgfältig. Die Pisten stehen unter ständiger Beobachtung und die umgebenden Hänge werden regelmäßig gesprengt. In den nächsten Tagen wird die Lawinengefahr deutlich zurückgehen, aber: Die Situation abseits der gesicherten Pisten bleibt auf jeden Fall sehr heikel. Die meisten Lawinentoten gibt es nicht bei den höchsten Lawinenwarnstufen 4 und 5, sondern bei Warnstufe 3. Speziell bei gutem Wetter wird ein "3er" oft unterschätzt, bedeutet aber: "Eine Lawinenauslösung ist bereits bei geringer Zusatzbelastung durch einen Schifahrer oder Snowboarder möglich. Angegebene Steilhänge und Hangexpositionen möglichst meiden".

Der Artikel ist ursprünglich in der Printausgabe von News (Nr. 3/2019) erschienen!