1,3 Mio. Österreicher leiden an Verstopfung:
Süßigkeiten, Fast Food und Kaffee Schuld

Wenig Bewegung & Flüssigkeit begünstigen Problem Meist harmlos, nur Darmspiegelung gibt Sicherheit

Rund 1,3 Millionen erwachsene Österreich leiden unter Verstopfung. Meist hat die so genannte Obstipation harmlose Ursachen wie häufiges Sitzen, wenig Bewegung und eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr. In seltenen Fällen aber ist ein bösartiger Darmtumor die Ursache, wie der Gastroenterologe und ehemalige Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Fürth, Otmar Stadelmann, warnt.

Bei bestimmten Alarmzeichen sollte deshalb unbedingt ein Arzt konsultiert werden: "Hellhörig sollte man bei einer akuten Verstopfung werden, die aus heiterem Himmel auftritt, bei Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, Eisenmangel und auch bei einer stetigen Zunahme der Beschwerden", sagt der Mediziner. Je eher ein bösartiger Tumor entdeckt wird, desto größer ist die Heilungschance.

Darmspiegelung
"Mithilfe der Koloskopie, einer harmlosen Darmspiegelung, kann der Arzt nach der Ursache der Verstopfung fahnden", sagt Stadelmann. Auch ein einfacher Test auf Blut im Stuhl kann einen Hinweis über die Erkrankungsursache geben. Oft stellt der Arzt dann bei der Diagnose fest, dass die Obstipation durch gutartige Polypen und Verwachsungen hervorgerufen worden ist. Diese können zu Engstellen im Darm führen und operativ entfernt werden.

Wann spricht man von Verstopfung?
Von Verstopfung spricht man, wenn die Stuhlentleerung seltener als drei Mal pro Woche auftritt, sie mit erheblichen Beschwerden verbunden ist oder wenn es zu Begleiterscheinungen wie Bauchschmerzen und Blähungen kommt, sagt Stadelmann. Dazu kommt häufig das Gefühl der unvollständiger Entleerung.

Krankheiten & Medikamente oft Schuld
Bei der Diagnosestellung muss der Arzt an eine Vielzahl von Erkrankungen denken, die das Symptom Verstopfung hervorrufen können. "Bereits mit der intensiven Befragung des Patienten können schon wichtige Ursachen für die Obstipation festgestellt werden", sagt der Gastroenterologe. So können Medikamente zu Darmproblemen führen, beispielsweise Antidepressiva. Aber auch Patienten, die an Parkinson oder Multipler Sklerose erkrankt sind, neigen wegen ihrer Nervenschäden daran, da eine Schädigung der Nerven auch die Darmmotorik ungünstig beeinflussen kann. Ebenso können hormonelle Veränderungen eine Verstopfung hervorrufen. Wahrscheinlich leiden Frauen deshalb häufiger an Verstopfung als Männer. Gerade in der Schwangerschaft und in der zweiten Zyklushälfte können die Darmprobleme auftreten. Bei einem Wechsel von Durchfall und Verstopfung kann ein so genanntes Reizdarmsyndrom die Ursache sein, ausgelöst von Bewegungsstörungen des Darmes und einer gesteigerten Empfindlichkeit des Verdauungstraktes.

Ernährung wichtig
Wichtig für einen normalen Stuhlgang ist die Ernährung, sagt Stadelmann. Süßigkeiten, tierische Fette, Fast Food oder Kaffee begünstigen Verstopfung. Empfohlen werden täglich zwei Liter Wasser, Saft oder Tee sowie eine ballaststoffreiche Kost wie Müsli, Gemüse, Getreideflocken oder Vollkornbrot. Diese Ernährung fördert die Darmtätigkeit und erleichtert den Stuhlgang.

Schnelle Hilfe bei Verstopfung
"Viele alte Menschen leiden an Verstopfung, weil sie zu wenig trinken und sich zu wenig bewegen", sagt Stadelmann. Aber auch jüngere Menschen mit viel Stress haben ein erhöhtes Risiko. "Der Stress kann zu Verkrampfungen im Darm und damit zur Verstopfung führen", sagt der Wissenschafter. Statt zum Arzt zu gehen, behandeln viele Menschen ihre Darmprobleme selbst. "Es gibt Menschen, die nehmen täglich 20 bis 30 Abführtabletten", sagt der Arzt. Dabei seien Abführmittel bei chronischem Gebrauch schädlich und können letztlich selbst eine Verstopfung hervorrufen. Nur bei einer kurzfristigen Einnahme seien sie ratsam. Um die Verstopfung zu beseitigen, muss in jedem Fall die Grunderkrankung behandelt werden. Neben der richtigen Ernährung und ausreichend Bewegung kann auch eine Art Toilettentraining helfen. "Die regelmäßige Darmentleerung zur gleichen Tageszeit erleichtert den Stuhlgang", sagt Stadelmann. Abführende Wirkung haben auch in der Früh getrunkener Fruchtsaft sowie indische Flohsamenschalen. (APA/red)