Glyphosat krebserregend

Pflanzengift des Saatgut-Konzerns Monsanto tötet nicht nur Unkraut

Auf Feldern, in Parks oder Spielplätzen, das Herbizid lauert überall. Glyphosat ist weltweit eines der am häufigsten eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Auch in Österreich. Ganz abgesehen von seinen weitreichenden Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt wurde es nun auch auf die Liste krebserregender Stoffe gesetzt. Dennoch plant die EU-Kommission, den umstrittenen Unkrautvernichter für weitere zehn Jahre in Europa zuzulassen.

von Gesundheit & Umwelt - Glyphosat krebserregend © Bild: dpa

Glyphosat gibt es seit den 1970er Jahren als Unkrautvernichter. Die Verwendung in Europa erstreckt sich von Parkanlagen über Bahngleise und Privatgärten bis hin zur Landwirtschaft. Besonders das bevorzugte Einsatzgebiet der Landwirtschaft sorgt für Kontroversen, da das Herbizid dadurch Einfluss auf unsere Nahrungsmittelkette nehmen soll. In Europa wird Glyphosat vor allem beim Anbau von Getreide, Raps und Weintrauben verwendet.

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Obwohl das Mittel bereits seit Jahrzehnten zum Einsatz kommt, hat man sich erst in den vergangenen Jahren mit den Auswirkungen der Verwendung auseinandergesetzt. Seit 2012 verdichteten sich die Hinweise auf die Gefährlichkeit von Glyphosat. Zunächst wurde in Studien befürchtet, dass das Unkrautvernichtungsmittel nachhaltig Bodenorganismen schädige. In Kalifornien teilte die zuständige Behörde für Gesundheit und Umwelt dieser Tage mit, Glyphosat werde ab dem 7. Juli auf die Liste mit Chemikalien gesetzt, die krebserregend sein können. „Ungerechtfertigt“, meint Monsanto. Warum liegt auf der Hand: Der US-Agrarkonzern Monsanto vertreibt Glyphosat unter dem Markennamen Roundup und hat damit im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4,21 Mrd. Euro erzielt. Außerderm wird das Unternehmen gerade in einem 66 Milliarden Dollar schweren Deal vom deutschen Bayer-Konzern übernommen.

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Worüber entscheidet die EU?

Das EU-Parlament hat sich im April 2016 für eine kürzere Zulassungsdauer des Herbizids ausgesprochen. Statt der vorgesehenen 15 Jahre sollte das Unkrautvernichtungsmittel nur noch sieben Jahre genehmigt werden. Diese parlamentarische Empfehlung ist aber nicht bindend.
Die EU-Kommission will Glyphosat um weitere 10 Jahre verlängern. Eine Neuzulassung wäre dann erfolgreich, wenn eine Mehrheit von mindestens 55 Prozent der Mitgliedsstaaten und gleichzeitig mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung zustimmen. Andernfalls müsste die Kommission einen neuen Vorschlag machen. Derzeit ist unklar, ob die 28 EU-Mitglieder die Zulassung von Glyphosat verlängern.

Welchen Standpunkt hat Österreich?

Österreich wird als eines der Mitgliedsländer ohne die Erfüllung einiger Auflagen zum Schutz der Umwelt nicht zustimmen. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) definierte diese 2016 unter der Berücksichtigung der Zielsetzungen des integrierten Pflanzenschutzes nach dem Motto "So viel wie notwendig, so wenig wie möglich".

»So viel wie notwendig, so wenig wie möglich«

Konkret bedeutet das keine Anwendung im Heim und Kleingartenbereich, ein Untersagen der Vor-Erntebehandlung des reifen Getreides und der Sikkation. Auch soll bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat auf nationaler Ebene den indirekten Auswirkungen auf die Artenvielfalt Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Kritik seitens Umweltschützer

Vor allem Grüne und Umweltschutzorganisationen protestieren gegen die Wiederzulassung der Chemikalie. Bauernverbände drängen dagegen auf eine weitere Freigabe des massenhaft versprühten Mittels. Die Europäische Bürgerinitiative „Stop Glyphosat“ hat bereits über eine Million Unterstützer.

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Greenpeace wiederum ruft zum „Glyphosat Gemeinde-Check“ auf: „Derzeit ist unklar, ob die 28 EU-Mitglieder die Zulassung von Glyphosat verlängern. Deshalb liegt es an den Gemeinden, den ersten Schritt zu tun: Sie können das Herbizid aus den Freiräumen der Stadt fernhalten. Fordern Sie unsere Bürgermeister auf, mit Ihrer Gesundheit verantwortungsvoll umzugehen!” 311 der 2100 Gemeinden in Österreich verzichten bereits auf Glyphosat bei Gemeidearbeiten. Hier können sie prüfen, ob Ihre dabei ist.