Nach den gescheiterten Tiroler Plänen will nun die Steiermark die Olympischen Winterspiele 2026 nach Österreich holen. Graz und Schladming wollen sich als Initiative „Austria 2026“ für das sportliche Großereignis in acht Jahren bewerben. Graz soll dabei als „Host-City“ auftreten, in Schladming sollen die alpinen Skibewerbe über die Bühne gehen. Die Bewerbung muss bis Ende März in Form einer Absichtserklärung an das Olympische Komitee (IOC) angemeldet werden. Bis Ende September soll ein fertiges Konzept stehen. Im Oktober wird dann über die offiziellen Kandidaten entschieden.
Abgelehnte Volksbefragung
Auf wenig Begeisterung treffen die Olympia-Pläne bei der KPÖ. Die Kommunisten warnen vor explodierenden Kosten und forderten daher eine Befragung der Bürger. Diese wurde allerdings abgelehnt. Vonseiten der Lokalpolitik hieß es, es sei Aufgabe der Gemeindevertretungen, über eine Bewerbung zu entscheiden. Außerdem bliebe für eine solche keine Zeit mehr.
Dennoch will die KPÖ bis zum Sommer 10.000 Unterschriften sammeln, um noch rechtzeitig vor Oktober trotz allem eine Volksbefragung durchführen zu können. Die zentrale Frage dabei lautet: „Soll sich die Stadt Graz weiter dafür einsetzen, „Host City“ (Gastgeberstadt) und Austragungsort der Olympischen Winterspiele zu werden?“
KPÖ-Landtagsklubchefin Claudia Klimt-Weithaler übt heftige Kritik an den Plänen der Stadtregierung: „Bei Gesundheit und Bildung sind Kassen immer leer. Bei Olympia spielt Geld offenbar keine Rolle“. Der Grazer Bürgermeister Sigfried Nagl (ÖVP) spricht von 1,2 Mrd. Euro Kosten. Bei Einnahmen vom IOC in der Höhe von 0,9 Mrd. Euro müssten lediglich noch 300 Millionen finanziert werden. Klimt nannte dies eine „Milchmädchenrechnung“. Selbst die, günstigsten Spiele in Salt Lake City hätten das Doppelte, nämlich 2,4 Mrd. Euro gekostet. Und ging man in Innsbruck von etwa 15 Millionen Euro allein für die Bewerbung aus, nannte Nagl hier Kosten von lediglich acht bis neun Millionen Euro.
Der Grüne Klubchef Lambert Schönleiter meint dazu: „Die Steiermark hat über fünf Milliarde Euro Schulden, die Stadt Graz über eine Milliarde. Ohne neue Anlagen wird es nicht gehen. Es gibt keine großen Einrichtungen für Eislauf und Eishockey, für Curling, kein olympisches Dorf, kein großes Pressezentrum, kein Stadion für 40.000 Besucher.“ Die Situation sei für ihn so klar, dass man nicht einmal eine Volksbefragung brauche.
Furcht vor explodierenden Kosten
In jüngster Zeit sind Überlegungen für Olympia-Bewerbungen in Österreich und anderen europäischen Ländern meist am Widerstand der Bevölkerung gescheitert, die vor allem die bisher hohen Kosten fürchteten. Denn was immer zurückbleibt, sind höhere Preise bei Immobilien, Mieten und Lebenserhaltungskosten. Diese erhöhten sich in Olympia-Spielstätten durchschnittlich um 8,6 Prozent.
Die ablehnende Haltung zu einer Bewerbung Innsbrucks für die Spiele 2026, die letzten Oktober in einer Volksbefragung zum Ausdruck kam, sei ein warnendes Beispiel, meint auch der Sportminister Heinz-Christian Strache: „Es muss ein breites Wollen geben, von der Region und den Menschen, die dort leben.“
„In meiner Brust schlagen zwei Herzen“
In der Brust Anton Lang (SPÖ) würden laut eigener Aussage „zwei Herzen schlagen“ . Denn Lang ist nicht nur Sport- sondern auch Finanzlandesrat. Als Sportreferent finde er Olympia eine großartige Sache, vor allem wenn es ein vernünftiger und realitätsnaher Ansatz ohne Prasserei sei. Sotschi und Pyeongchang kosteten angeblich je 50 Mrd. Euro. Das Land Steiermark habe aber nur rund fünf Mrd. Euro Jahresbudget, der Bund rund 80 Mrd. Euro, gebe er zu bedenken. Spiele bisheriger Art seien nicht nur Raubbau an der Natur, sondern auch ökonomischer Wahnsinn. "Wir dürfen uns nicht wundern, wenn die Menschen aufgrund dieser Informationen kritisch sind. Nach meinen Informationen plant Graz aber einen Kontrapunkt, Olympia im Stil der letzten Jahre will niemand haben", ließ der Landesrat ausrichten.
Als Finanzlandesrat habe er eine gänzlich andere Position denn als Sportreferent: "Es steht gänzlich außer Frage: Sind Spiele auch noch so nachhaltig, sind sie immer kostenintensiv, eine kostenneutrale Bewerbung gibt es nicht, da darf man sich nichts vormachen. Ich bin nicht angetreten, um kommenden Generationen einen Schuldenberg zu hinterlassen. Ich sage es ganz deutlich: Aus derzeitiger Sicht ist nicht der geringste Spielraum im Landesbudget. Aber wir unterhalten uns über ungelegte Eier, denn ohne Machbarkeitsstudie geht nichts". Auf Basis detaillierter Unterlagen sei man aber zur Diskussion bereit.
Fakten-Check gefordert
Ähnlich sieht das auch der WKO Steiermark Präsident Josef Herk: „Eine solche Chance kategorisch abzulehnen ohne dass noch ein detailliertes Konzept vorliegt, halte ich für den falschen Weg. Chancen und Risiken gehören abgewogen.“ Derzeit sei der falsche Zeitpunkt, um eine Position „für“ oder „gegen“ eine Olympia-Bewerbung zu beziehen. Auch die SPÖ spricht sich für einen detaillierten „Fakten-Check“ betreffend Kosten-Nutzen aus. Das sei man der nächsten Generation schuldig. Bis März soll eine erste Kostenschätzung stehen.
Feuer und Flamme für Olympia 2026
Feuer und Flamme für die Olympischen Winterspiele ist hingegen der Grazer Bürgermeister. Für Nagl sei der Mehrwert eines solchen Großereignisses unbestritten. Große Kosten würde er vermeiden, indem bestehende Sportstätten genützt werden. So könnte beispielsweise die für die Ski-WM 2013 in Schladming errichtete Infrastruktur Verwendung finden. Auch über die Grenzen der Steiermark hinaus könnten Bewerbe stattfinden. Bayern, Kärnten, Wien, Linz und Klagenfurt wurden als mögliche Austragungsorte genannt. Dem Bürgermeister schwebt ein Image vor: "Innsbruck ist heute noch - 40 Jahre danach - die Olympia-Stadt. Es wäre schön, wenn Graz auch in 40 Jahren noch Olympia-Stadt genannt wird."
Zur Finanzierung konnte das Stadtoberhaupt bisher noch wenig sagen, denn erst müsse alles durchgerechnet werden. Fest stehe, dass bei den Kosten jede teilnehmende Gemeinde einen Anteil wird abliefern müssen.
Sport im Mittelpunkt
Etwas zurückhaltender gab sich dagegen der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP): "Diesen Traum von Olympischen Spielen in der Steiermark gibt es schon lange. Man denke etwa an die Bewerbungs-Initiative von 2002.“ Pompöse Spiele wie in Sotschi oder Pyeongchang seien dennoch undenkbar. Schützenhöfer habe aber "Signale vernommen, dass es ein Umdenken gibt und dass Spiele gewünscht werden, bei denen der Sport und nicht der Protz im Mittelpunkt" stehen sollen.
„Vor dem Hintergrund, dass das Olympische Komitee wieder zurück zu den Wurzeln möchte, bin ich sicher, dass eine alpine Region wie Österreich gute Chancen auf die Zuerkennung hat. Es muss Zustimmung in der Bevölkerung und vor allem der politischen Verantwortungsträger kommen. Wenn das im Vorfeld da ist, dann gehen wir gerne in den Ring", erklärte der Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees Karl Stoss.
Ob diese gegeben ist wird sich am 15. März zeigen. Denn da stimmt die steirische Landeshauptstadt über das Vorhaben ab.