Menschenrechtler sehen schwere und systematische Folter in Ägypten

HRW kritisiert Straflosigkeit für Folter an politischen Gefangenen

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Zu den Foltermethoden gehörten Schläge, Elektroschocks und manchmal auch Vergewaltigung. Wer sich Folter schuldig mache, müsse nicht mit Strafe rechnen, kritisierte HRW weiter. Präsident Abdel Fatah al-Sisi habe der Polizei und dem nationalen Sicherheitsdienst "grünes Licht gegeben zu foltern, wann immer es ihnen gefällt", sagte HRW-Nahost-Direktor Joe Stork. "Straflosigkeit für die systematische Anwendung von Folter hat die Bürger ohne Hoffnung auf Gerechtigkeit zurückgelassen."

Der 63 Seiten starke Bericht stützt sich unter anderem auf Aussagen von Ex-Gefangenen. Sie berichten darin auch, wie sie über Stunden in schmerzhaften Positionen gefesselt worden seien. So würden Gefangene etwa mit den Armen hinter dem Rücken an den Händen aufgehängt. Insassen würden auch gezwungen, vorgefertigte Geständnisse abzulegen.

Seit dem Putsch gegen den frei gewählten Präsidenten Mohammed Mursi 2013 hätten die Behörden mindestens 60.000 Menschen festgenommen oder beschuldigt, erklärte HRW weiter. Tausende Zivilisten seien vor Militärgerichte gekommen, Hunderte zum Tode verurteilt worden. Ziel der Verfolgung seien vor allem die islamistischen Muslimbrüder. Diese sind in Ägypten als Terrororganisation eingestuft.