Karl Schmidhofer soll
Schröcksnadel nachfolgen

Eigentlich war Rennen zwischen Walchhofer und Götschl erwartet worden

Knalleffekt bei Schröcksnadel-Nachfolge: Nach zähem Ringen haben sich die Landesverbands-Chefs des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf einen Überraschungsmann als Nachfolger des scheidenden Präsidenten Peter Schröcksnadel geeinigt. Was hinter der Nominierung steckt.

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ÖSV-Präsident - Karl Schmidhofer soll
Schröcksnadel nachfolgen

Erst nach einer siebenstündigen Sitzung des Wahlausschusses ist die Frage nach dem neuen Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes geklärt worden. Der kurzfristig ins Spiel gebrachte steirische Landesverbandschef Karl Schmidhofer wurde in der Nacht auf Mittwoch in Anif überraschend mit den Stimmen von sechs der neun Landesverbands-Chefs zum Nachfolger von Peter Schröcksnadel designiert.

Die bisherigen Kandidaten Michael Walchhofer und Renate Götschl gaben am Mittwoch ihren Verzicht bekannt. Der Wahlausschuss hatte sich nicht auf einen der beiden Ex-Skistars als neuen ÖSV-Chef bzw. neue ÖSV-Chefin einigen können. Nationalrat Schmidhofer wurde daraufhin als Kompromisskandidat vorgeschlagen und erhielt breite Zustimmung.

Sein Name war erst nach stundenlangen Verhandlungen des Wahlausschusses in Anif aufgetaucht.

»Es geht um Macht und Einfluss«

Eigentlich hätte die Entscheidung zwischen den Ex-Rennläufern Walchhofer (46/Salzburg), zugleich ÖSV-Vizepräsident, und der Steirerin Götschl (45) fallen sollen. Weil sich das in einem Hotel ab 16.00 Uhr tagende Gremium aber offenbar nicht einig werden konnte, wurde Schmidhofer, selbst Teil des Wahlausschusses, aus dem Hut gezaubert.

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Es gehe um Macht und Einfluss bei den Gesellschaften des ÖSV, zitiert etwa die "Kleine Zeitung" einen ehemaligen ÖSV-Funktionär.

Sein Name war auch in den vergangenen Wochen im Zusammenhang mit einer möglichen Schröcksnadel-Nachfolge nicht kolportiert worden. Der 59-jährige Onkel der ehemaligen Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer, der für die ÖVP auch im Nationalrat sitzt, erhielt sechs Stimmen, Tirol, die Steiermark und Vorarlberg enthielten sich.

Wer ist Karl Schmidhofer?

Der Unternehmensberater war u.a. Geschäftsführender Gesellschafter der Lachtal Seilbahnen (1993-2014) und Kreischberg Seilbahnen (2001-2014), Eigentümer u. Geschäftsführer der Lift GesmbH St. Lambrecht - Grebenzen (2015-2018) und Geschäftsführer der Hauser Kaibling Seilbahn (2019). Im Fall seiner Wahl wolle er sein NR-Mandat zurücklegen, um sich voll und ganz dem ÖSV zu widmen, erklärte er im Anschluss an die Sitzung.

Im Juni soll er offiziell gewählt werden

Mit der Festlegung auf einen Kandidaten wurde eine Kampfabstimmung vermieden. Schmidhofer, der am Dienstag von Niederösterreichs Landespräsident Wolfgang Labenbacher nominiert wurde, dürfte nun am 19. Juni bei der Länderkonferenz in Villach von den Stimmberechtigten ins Amt gewählt werden.

Ein verwirrender Tag

Die Entscheidung um ca. 1.35 Uhr war der Höhepunkt eines ereignisreichen Tages, der mit der Präsentation Walchhofers begonnen hatte. Im Anschluss wurde Götschl, die - laut Medienberichten, weil sie die Einladung zu spät erhalten habe - in Anif nicht anwesend war, aufgefordert, sich doch zum Untersberg zu begeben.

Zumindest erklärte Salzburgs Landesverbandspräsident Bartl Gensbichler gegen 19.00 Uhr im ORF, Götschl sei auf dem Weg. Eine Stunde später war dann wieder alles anders, Götschl habe abgelehnt, berichteten die "SN". Nach einem Abendessen gegen 19.30 Uhr nahm das Gremium schließlich gegen 20.30 seine Arbeit wieder auf.

Was steckt hinter der Nominierung?

Welche Rolle Schmidhofer spielen wird, bleibt abzuwarten. Geht es nach den Medienberichten und öffentlichen Äußerungen diverser Protagonisten in den vergangenen Wochen, hegt Schröcksnadel den Wunsch, über den neuen Präsidenten weiterhin Einfluss auf die wirtschaftlichen Gesellschaften des Ski-Verbandes haben zu wollen.

Ein Interessenskonflikt der Landesskiverbände

Walchhofer, der sich schon vor längerem zur Kandidatur entschlossen hatte, hatte stets betont, dass der neue ÖSV-Präsident Letztentscheidung in allen Bereichen des ÖSV haben müsse. Seine ehemalige Schul- und Teamkollegin Götschl (45) war erst im April und etwas überraschend vom steirischen Verband nominiert worden. Sie sei die Aktuellste in einer Reihe von Schröcksnadel forcierter Kandidatinnen, glauben deshalb viele. Das heftige Ringen im Wahlausschuss am Dienstag widerspricht jedenfalls nicht der These, dass wegen der unterschiedlichen Interessen im Hintergrund ein Riss durch die Landesskiverbände gegangen ist.

Ein überraschender Rücktritt

Nur einen Tag vor dem Wahlausschuss-Treffen war am Montag Oberösterreichs Langzeit-Präsident Friedrich Niederndorfer mit sofortiger Wirkung zurückgetreten, ohne dies aber wie von einigen Medien sofort vermutet mit der Schröcksnadel-Nachfolgediskussion in Verbindung zu bringen. Der Rücktritt sei ausschließlich aus persönlichen Gründen erfolgt, hieß es. Vizepräsident Bernhard Zauner vertrat den LSV OÖ im Wahlausschuss. Man stehe weiter geschlossen hinter Walchhofer, wurde versichert.

Schröcksnadel bleibt - in anderer Funktion

Schröcksnadel (79) will zwar im Council des Internationalen Skiverbandes (FIS) bleiben, kandidiert aber im Juni nach 31 Jahren nicht mehr als ÖSV-Präsident. Seine Nachfolgeregelung verläuft wegen der Hintergründe turbulent.