Wohnungsmangel in Wien:
Das bringt die Zukunft

Wohnen wir uns arm? So sieht die Lage 2030 aus, wenn sich nichts ändert

In Wien lebt es sich am besten - zumindest noch. Auch wenn Österreichs Hauptstadt im Ranking des Beratungsunternehmens Mercer seit acht Jahren als lebenswerteste Großstadt der Welt gilt, kann sich das ändern. Denn Wien wächst. Und seit geraumer Zeit warnen Experten nun schon vor einem Wohnungsmangel. Spürbar verändert hat sich die Situation bisher allerdings nicht. Stellen sich die Fragen: Wie sieht die Wohnungssituation in Wien in Zukunft aus? Und wie könnten rasch umsetzbare Lösungen aussehen?

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Wohnungsproblem - Wohnungsmangel in Wien:
Das bringt die Zukunft

Bis im Jahr 2023 werden laut Statistik Austria (2015) rund 2 Millionen Menschen in Wien leben. In der Hauptstadt wächst die Zahl der Einwohner im Vergleich zu anderen Bundesländern mit Abstand am stärksten. Pro Jahr kommen im Durchschnitt laut Prognose der Stadt Wien rund 17.000 neue Einwohner dazu. Und für sie muss so schnell wie möglich genügend Wohnraum geschaffen werden.

Warum ein massives Wohnungsproblem droht

Mehrere Experten haben bereits davor gewarnt, dass es in Wien einen Wohnungsmangel gibt, der zu einem massiven Problem zu werden droht: "In den nächsten zehn bis 15 Jahren sollen 300.000 Menschen in Wien zuziehen - wir bräuchten dafür mindestens 10.000 Wohnungen pro Jahr", teilt Georg Spiegelfeld, Präsident des österreichischen Maklernetzwerks Immobilienring IR, im April diesen Jahres mit. Gebaut würden aber lediglich halb so viele Wohnungen. S-Bausparkassen-Chef Josef Schmidinger meldete sich am Mittwoch ebenfalls zu diesem Thema zu Wort: Es fehle an Investitionen in den Wohnbau - vor allem in leistbaren Wohnraum.

»Wien ist einem doppelten Druck ausgesetzt«

Sandra Bauernfeind, Immobilienexpertin bei Ehl Immobilien, erklärt das Wohnungsproblem: "Wien ist einem doppeltem Druck ausgesetzt", sagt sie. Das betreffe einerseits die Bevölkerungsentwicklung - es gibt mehr Zuzüge als Abzüge - und andererseits wächst die Zahl der Haushalte an, da es immer mehr Singlehaushalte geben und die Anzahl der Personen in mehrköpfigen Haushalten künftig schrumpfen werde, wie die Expertin prognostiziert. Es muss daher eine "massive Produktion an Wohnungen stattfinden".

Wie leistbar wohnen ist und sein wird

Dass in Wien die Zahl der Singlehaushalte gerade ansteigt, zeigt auch der "Erste Wiener Wohnungsmarktbericht 2016" von Buwog und Ehl Immobilien auf. Zudem lässt sich aus den Daten der Statistik Austria ablesen, dass der Anteil von Wiens älteren Bewohnern zunehmen wird. Der Anspruch an Wohnungen verändert sich also. Billige Unterkünfte für Studenten oder Singlehaushalte zwischen 300 und 400 Euro sind am Markt jedoch kaum bis gar nicht vorhanden.

»Der private Wohnungsmarkt ist nicht mehr leistbar, vor allem für Junge«

2015 haben Privathaushalte mit Abstand am meisten in den Bereich "Bauen und Wohnen" investiert - und zwar 49,1 Milliarden Euro oder 27,4 Prozent der Gesamtausgaben, wie das aktuelle Branchenradar aufzeigte. Diese Summen sind nicht zuletzt auf gestiegene Mietkosten zurückzuführen. "Der private Wohnungsmarkt ist nicht mehr leistbar, vor allem für Junge", teilt Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske in einer Aussendung vom Juni mit. Eine AK-Analyse von Sonderauswertungen des Mikrozensus der Statistik Austria von 2008 bis 2014 belege das. Aufgrund der Bevölkerungswachstumsprognosen "wird es wohl in den nächsten zehn Jahren noch mehr leistbare neue Mietwohnungen brauchen, als kalkuliert", sagt er. Die Bruttomieten (inklusive Betriebskosten) im gesamten Mietwohnungsbestand sind in Wien laut AK von 2008 bis 2014 um 24 Prozent angestiegen - doppelt so hoch wie die Inflationsrate von 12 Prozent. Für neu abgeschlossene Mietverträge lag der Bruttomietzins bei privaten Vermietern bei durchschnittlich 10,7 Euro pro Quadratmeter.

»Es müsste sich noch mehr tun, um einen Wohnungsmangel zu verhindern«

Bis 2030 herrscht nach Angaben der Experten definitiv ein akuter Wohnungsmangel, sollte sich nichts ändern. Es gebe zwar Bautätigkeiten von frei finanzierten und gemeinnützigen Bauträgern, wie das Wohnprojekt um den Wiener Hauptbahnhof oder die Seestadt, aber bis 2023 "müsste sich noch mehr tun, um einen Wohnungsmangel zu verhindern", sagt Bauernfeind. Sie sieht in Bezug auf Neuabschlüsse eine stabile Mietpreisentwicklung, die sich leicht über der Inflation einpendelt. Vor allem Eigentumswohnungen seien in den letzten Jahren erheblich teurer geworden.

Eine schon im Wahlkampf 2015 diskutierte Mietobergrenze nützt in den Augen der Experten den Mietern nur sehr kurzfristig, auf langfristige Sicht braucht die Stadt neue Wohnungen beziehungsweise ein größeres Angebot. Doch wie könnten schnell umsetzbare Lösungen aussehen?

Welche Lösungen sich anbieten

1. Stadterweiterung in den Außenbezirken
"Die Stadtentwicklung muss gemeinsam geplant werden", sagt die Expertin von Ehl Immobilien. Nur so könne Wien künftig einer drohenden Wohnungsknappheit entgehen. Die Verantwortlichen - die öffentliche Hand, Immobilienvertreter und Privateigentümer - müssten sich verbünden, und dem Problem dementsprechend entgegensteuern. "Das Schwierigste ist derzeit die Grundstücksakquisition", erklärt Bauernfeind. Es mangle an verfügbaren Grundstücken, die bebaut werden können. Eine Möglichkeit sei die Stadterweiterung in den Außenbezirken, wie dem 21., 22. oder 10. Bezirk. Innerhalb der Stadt nachzuverdichten sei zwar genauso wünschenswert, aber schwieriger umzusetzen.

Weiters könnte man privaten Eigentümern ein Baurecht anbieten, um den Wohnungsmarkt anzukurbeln, wie Bauernfeind vorschlägt. Denn viele Privateigentümer wollen laut Expertin zurzeit nicht verkaufen.

2. "Billigeres" Bauen
Der Hund liegt zudem auch auf einer ganz anderen Baustelle begraben: Laut Buwog sind die Qualitätsanforderungen für geförderte Wohnungen zurzeit derartig hoch, dass die Mietpreise dadurch in die Höhe getrieben werden. Geförderte Wohnungen sollten vielmehr einkommensschwachen Mietern dienen, als das derzeit der Fall ist. Wenn "billigeres" Bauen wieder ermöglicht werden würde, könnte auch das Wohnen leistbarer werden.

3. Leerstehende Bürogebäude
Eine konkrete mögliche Lösung bietet die Umnutzungen von leerstehenden Büroräumlichkeiten. Das könnte rasch neuen Wohnraum schaffen. "Die Umnutzung leerstehender Büroobjekte für Wohnungen ist in vielen Fällen eine attraktive Alternative zu einer aufwendigen Modernisierung als Büro", sagt der für den Bereich Wohnungsneubau verantwortliche Buwog-Geschäftsführer Andreas Holler. Ein Zaubermittel, mit dem man der Wohnungsknappheit Herr werden könnte, sei diese Maßnahme allerdings nicht. Selbst wenn alle freien Büroflächen in Wien ausnahmslos zu Wohnungen würden, wäre der Wohnbedarf damit noch lange nicht gedeckt.

Diese Art der Wohnungsbeschaffung bringt jedoch zwei wichtige Vorteile mit sich:

  • Die Büroobjekte befinden sich oft in ausgezeichneten Lagen, in denen man sonst kaum noch Liegenschaften für den Wohnungsneubau findet.
  • Bei Umnutzungsprojekten ist die Infrastruktur in der Regel bereits vorhanden und die Stadt muss nicht wie bei Stadterweiterungsprojekten große Summen für U-Bahn, Straßen oder Kanalisation aufwenden.

Die Buwog setzt derzeit in Wien-Penzing eines der größten Umnutzungsprojekte in Wien um: Auf den ehemaligen Elin-Gründen in der Penzingerstraße sollen in den kommenden Jahren mehrere hundert Wohnungen entstehen. Auch für die Anbindung zum Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten, Schulen und Kindergärten in der Nähe ist gesorgt: Zur U-Bahn-Station Hietzing und zum S-Bahnhof-Penzing sind es keine fünf Minuten. Die vorhandenen Grünflächen sollen nicht zubetoniert werden, sondern erhalten bleiben. "Dass man noch dazu einen sensationellen Blick auf Schönbrunn und die Gloriette hat, ist da eigentlich nur mehr eine Draufgabe", sagt Holler.

Wohnprojekt Penzingerstraße
© BUWOG So soll das fertige Umnutzungsprojekt in der Penzingerstraße aussehen

Kommentare

neusiedlersee melden


Gibt es keine freien oder viel zu wenige Wohnungen, wird niemand zuziehen.
Auf nicht vorhandenen Straßen fahren auch keine Autos und auf dahingeschmolzenen Gletschern kann man nicht mehr Skifahren.

Henry Knuddi
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es gibt sogar freie miethäuser - nur sie werden halt nicht vermietet

Oberon
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Massive Wohnungsnot droht bei der Unmenge an Zuzügen nach Wien. Mich würde interessieren, wo die vielen Alleinstehenden, die eine Single-Wohnung brauchen, her kommen? Eher werden Wohnungen für 10 Personen aufwärts gebraucht, denn - die Familien sind groß.
Mutmaßlich sollen also Wohnung für Zuwanderer entstehen, denn für Einheimische bricht sich keiner was ab. Die sollen schauen, wo sie ........

Oberon
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bleiben.

Das Pressehaus in der Gunoldstraße ist doch frei, da könnte man doch noch ein paar ähnliche Bauten dazu stellen, und das nächste Ghetto ist da. Das kann doch kaum einen Großkopferten aus dem noblen Döbling stören, die Gunoldstraße ist schließlich im Industrieviertel. ...

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Für die Ausländer sind die Wiener reine Melkkühe. Jugendliche werden gezielt beschimpft und angestänkert, kommt es dann zu einem Übergriff stellt schon der Carritas Anwalt den Antrag auf Schmerzensgeld! Klar, dem Österreicher kann man was wegnehmen, umgekehrt hat man das nachsehen.

Dazu kommt, dass die Flüchtlinge keine Ampel oder sonst was kennen und wie irre durch die Straßen fahren,

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in der Hoffnung man findet eine gute Gegnerversicherung.
Bei den Wohnungen sieht es dann gleich aus. Die situierten Wiener gehen unter, dafür wird eine Ghettobildung vorangetrieben. "Das beste für die Gäste!"

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