Kampf um jedes Haus

Haselsteiner warnt vor einem Aktionärskrieg, sollte Conwert-Übernahme scheitern

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Übernahmefieber - Kampf um jedes Haus

NEWS: Kommende Woche läuft die Frist für die Annahme des Angebots der Deutsche Wohnen AG ab. Nicht nur die Investoren Klaus Umek und Alexander Proschofsky sagen, dass das Angebot zu niedrig ist. Auch der Verwaltungsrat teilt diese Meinung und beruft sich auf eine Stellungnahme der Investmentbank JP Morgan. Weshalb glauben Sie dennoch, dass das Angebot von 11,50 Euro pro Aktie hoch genug ist – und wollen zu diesem Preis verkaufen?
Hans Peter Haselsteiner: Der Herr Umek hat vor wenigen Wochen den Kurs noch mit 10 Euro als befriedigend eingestuft. Er hat ein diesbezüglich Kaufangebot gelegt, und argumentiert, dass die Aktie mit 10 Euro sehr gut bewertet wäre. Dass er jetzt mit 11,50 nicht zufrieden ist, ist nicht ganz glaubwürdig.

NEWS: An wen hat Umek dieses Angebot gerichtet?
Hans Peter Haselsteiner: Das hat er an die Haselsteiner Familien-Privatstiftung gerichtet mit einem Mail vom 23. Dezember 2014. Inhalt des Angebots war, dass er an einem Erwerb aller Conwert-Anteile der Stiftung zum Preis von 10 Euro pro Aktie interessiert sei. Wir haben argumentiert, dass das zu wenig ist. Daraufhin hat Umek sich breit darüber ausgelassen, warum die Aktie niemals mehr als 10 Euro wert sei und wir froh sein müssten, wenn wir 10 Euro bekämen.

NEWS: Wie hat er denn das argumentiert?
Hans Peter Haselsteiner: Unter anderem mit Finanzierungs-Gesichtspunkten, damit, dass der Verwaltungsrat nichts weiterbringt, und so weiter und so fort – tausend Argumente. Einige davon sind ja auch nicht von der Hand zu weisen. Tatsache ist, dass der Conwert-Verwaltungsrat ja jetzt einige Jahre lang Gelegenheit gehabt hätte, den Beweis anzutreten, dass die Aktie wesentlich mehr wert ist. Das ist nicht gelungen – auch wenn der Verwaltungsrat vielleicht gar nicht schuld daran ist. Aber Tatsache ist, dass die Aktie nie mehr als 10 Euro und ein bisschen etwas erreicht hat. Das war das höchste der Gefühle. Und das auch nur kurzfristig, bevor sie wieder deutlich unter 10 Euro abgestürzt ist. Ich wüsste nicht, was sich jetzt über Nacht geändert haben sollte, nur weil es jetzt auf einmal ein Angebot gibt.

NEWS: Was passiert, wenn das Angebot der Deutsche Wohnen AG an der Hürde von 50 Prozent plus einer Aktie scheitert?
Hans Peter Haselsteiner: Dann sehe ich den Verwaltungsrat in einem Aktionärskrieg verhaftet, der sich zwangsläufig abspielen wird. Denn ich werde mir natürlich diese Vorgehensweise von Umek und Proschofsky nicht gefallen lassen. Das wird dann natürlich die Aktie auch nicht beflügeln. Wie auch andere Beispiele zeigen, sind diese Streitereien für die Unternehmen nie zuträglich. Daher bin ich zuversichtlich, dass sich doch ausreichend viele Conwert-Aktionäre für die Annahme des Angebots der Deutsche Wohnen erwärmen können. Ich halte dieses für fair. Wenn irgendjemand vor Weihnachten gesagt hätte, es gibt ein Angebot mit 11,50 Euro, dann hätte kein einziger nicht zugegriffen. Es jetzt krank zu reden und zu sagen, es ist zu wenig – da muss ich sagen: Viele sind schon enttäuscht worden, weil sie die Taube am Dach nicht erreicht und auf den Spatz in der Hand verzichtet haben. Und zu behaupten, es ist alles mehr wert, ist das leichteste der Welt. Diese Rattenfängerei kennen wir.

NEWS: Müssten Sie nicht trotzdem eigentlich froh sein, wenn es jemanden gibt, der den Preis in die Höhe treibt?
Hans Peter Haselsteiner: Ich glaube nicht. Ich sehe keine Alternative zur Deutschen Wohnen AG. Wenn diese beim Preis hart bleibt, verstehe ich das zu einem gewissen Grad. Ich würde mir auch wünschen, sie würden noch ein bisschen nachbessern. Aber wenn sie das nicht tun, dann halte ich das Angebot nichts desto weniger für sinnvoll. Ich halte alles andere für ein Wunschdenken. Ich bin auch der Meinung, dass es im Gewerbeportfolio erhebliche Abwertungsrisiken gibt, die viele wohl unterschätzen.

NEWS: Ist das eine Möglichkeit für Aktionäre auszusteigen, die so bald nicht wiederkommen wird?
Hans Peter Haselsteiner: Ich glaube nicht, dass so eine Chance bald wiederkommt. Lassen wir diese verstreichen, dann werden wir wesentliche betriebliche Entscheidungen zu treffen haben – unter anderem in Bezug auf die Vorgehensweise der Conwert in Osteuropa und in Deutschland. Und jede dieser Entscheidungen wird einem Aktionärsstreit unterzogen werden. Was immer der Verwaltungsrat tut – er wird von den streitbaren Aktionären mit Haftungsklagen bedroht werden. Das wird das Unternehmen lähmen, und es wird sehr schwierig werden, irgendetwas Positives weiterzubringen.

NEWS: Zu welchem Preis sind Sie eingestiegen?
Hans Peter Haselsteiner: Das weiß ich nicht mehr genau, aber ich habe mir ausgerechnet, dass ich mit bescheidener Verzinsung aussteige.

NEWS: Wenn es mit der Übernahme durch die Deutsche Wohnen AG klappt und Sie aussteigen – haben Sie schon etwas Spezielles mit dem Geld vor?
Hans Peter Haselsteiner: Ich habe so viele Baustellen – es findet sich immer eine, die Geld braucht. Ich habe es nicht für ein bestimmtes Projekt vorgesehen.

NEWS: Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Sie die finanziell treibende Kraft hinter der Firma Petrus Advisers von Klaus Umek. Haben Sie hier aufs falsche Pferd gesetzt?
Hans Peter Haselsteiner: Umek hat eine Verhaltensweise an den Tag gelegt, die mit meinen Grundsätzen nicht vereinbar war. Und daher haben wir uns getrennt. Er hat das entweder in die falsche Kehle bekommen oder sonst etwas. Ich suche keinen Streit, aber wenn er mir verkündet wird, dann halte ich nicht freiwillig die zweite Wange hin. So christlich bin ich dann auch wieder nicht. Ich werde mich entsprechend zur Wehr setzen. Ich werde entsprechende Anwälte und Fachleute engagieren müssen, und das wird eine Stange Geld kosten. Auch das ist nicht lustig, aber es wird möglich sein. Und dann werde ich sagen: Fechtet das durch, ich will von der Sache nichts mehr hören. Aber ich glaube nicht, dass eine solche Vorgangsweise eines 25- Prozent-Aktionärs (die Haselsteiner Familien-Privatstiftung, Anm.) für die Gesellschaft förderlich sein wird. Und wenn die anderen sagen, wir wollen es wissen, dann wird das halt ein richtiges Match werden. Und übrig bleiben die, die zuschauen müssen.

NEWS: Was konkret stört Sie denn an der Vorgehensweise des Herrn Umek?
Hans Peter Haselsteiner: Das Wesentliche ist, dass Herr Umek nicht Wort hält. Es gibt mehrere Beispiele dafür. Daher möchte ich mit ihm keine Geschäfte machen. Es gibt auch noch Dinge, die über unterschriebene Verträge hinausgehen. Und das ist eine Frage der Verlässlichkeit. Und die vermisse ich.

NEWS: Wird der Einstieg durch die Deutsche Wohnen AG zustande kommen?
Hans Peter Haselsteiner: Ich glaube und hoffe es, weil ich davon überzeugt bin, dass ausreichend viele Aktionäre die drohende Gefahr für die Conwert genau erkennen. Diese sind natürlich nicht interessiert daran, dass – falls das Angebot scheitert – der Kurs dann deutlich unter 10 Euro landet. Sehr prickelnd ist das ja nicht.

NEWS: Vor einigen Tagen ist bekannt geworden, dass gegen Conwert-Chef Clemens Schneider in Zusammenhang mit dem Kärntner Seen-Skandal ermittelt wird. Sie kennen ihn schon länger. Hat er weiterhin Ihr Vertrauen?
Hans Peter Haselsteiner: Ich habe das mit ihm besprochen, und er hat mir glaubhaft versichert, dass er in allfällige Malversationen rund um den Seen-Verkauf nicht involviert war. Er hat beim Verkauf selbst für den Gewerkschaftsbund ein hervorragendes Ergebnis erzielt, ohne einen Weg zu beschreiten, der nicht vollkommen korrekt wäre. Ich glaub ihm das. Und so lange ich ihm das glauben kann, weil es keine Beweise für ein schuldhaftes Verhalten gibt, ist das für mich in Ordnung.

NEWS: Kann diese Affäre die Conwert-Übernahme durch die Deutsche Wohnen AG gefährden?
Hans Peter Haselsteiner: Die Deutsche Wohnen hätte viele Möglichkeiten, den Deal zum Platzen zu bringen. Da braucht sie so etwas nicht. Ich glaube, die Deutsche Wohnen AG ist interessiert, und wenn sie die 50 Prozent plus eine Aktie bekommt, dann wird sie einsteigen. Wenn nicht, dann ist es ohnehin geplatzt – zum Schaden der Conwert-Aktionäre und der Haselsteiner Familien- Privatstiftung.

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