Wer ist schuld am Drama?

Österreichische Kampfrichterin schiebt Verantwortung zur Zeitnehmung

"Ich habe mich regelkonform verhalten", erklärt die österreichische Kampfrichterin Barbara Csar nach dem Skandalgefecht im Degenhalbfinale zwischen Shin A-Lam und Britta Heidemann. "Dies wurde auch in Folge von der mir übergeordneten Kommission und dem Technischen Direktorium so bestätigt", stellte die Salzburgerin weiter fest und verwies auf die Zeitnehmung als Auslöser der Diskussionen.

von
Olympia 2012 Fechten - Wer ist schuld am Drama?

In der letzten Sekunde der einminütigen Verlängerung des Halbfinal-Gefechtes zwischen der Deutschen Britta Heidemann und Südkoreas Shin A-Lam war beim Stand von 5:5 dreimal angefochten worden, ohne dass das akustische Signal für das Ende des Kampfes ertönte oder ein Treffer gelandet wurde. Erst im vierten Versuch gelang Heidemann der Siegtreffer. Der Ausgang wurde von der südkoreanischen Delegation erfolglos beeinsprucht.

Csar betonte, dass der Kampfrichter keinen Einfluss auf die Zeitnehmung habe. Ihr Augenmerk gelte ausschließlich dem Geschehen auf der Planche. "Auf die Zeitnehmung und die in diesem Fall damit verbundene Problematik hatte und habe ich keinen Einfluss. Meine Konzentration gilt dem Gefecht und den damit verbundenen Vorgängen, die ich zu leiten habe, nicht dem ablaufenden Sekundenzeiger", führte Csar dazu aus.

Nicht einmal Bronze bleibt
Shin blieb nach Kampfende eine halbe Stunde auf der Planche sitzen, ehe das Wettkampfgericht den Einspruch ablehnte. Heidemann wurde somit als Siegerin bestätigt und stieg ins Finale auf, das sie später verlor. Ihre Silbermedaille war das allererste Edelmetall für Deutschland in London. Shin A-Lam ging dann auch noch im Bronze-Gefecht leer aus.

Csar verweist weiters darauf, dass im Fechten die kleinste gemessene Einheit eben eine Sekunde sei. Eine auf Zehntel oder Hundertstel genaue Zeitnehmung, die in solchen Fällen wohl nützlich wäre, ist nicht vorgesehen. Laut ihrem deutschen Kampfrichterkollegen Bodo Vogel treffe Csar "null Schuld". Die Tatsachenentscheidung Csars ist in jedem Fall in Stein gemeißelt. Weder die Technische Direktion noch die beteiligten Delegationen könnten etwas ändern, hieß es in einer Erklärung des Weltverbandes.

Für deutschen Trainer "knifflig"
Der Frust der Südkoreaner über die Entscheidung war groß. "Ich habe alles getan, was ich konnte. Sie haben gesagt, euer Fechter hat den Kampf fortzusetzen, deshalb musste ich die Entscheidung akzeptieren", sagte Shin A-Lams Trainer Shim Jaesung. Im deutschen Lager war man natürlich um Beruhigung bemüht. "Ich stimme mit der Entscheidung meines koreanischen Kollegen, eine Schiedsrichterentscheidung anzufechten, komplett überein. Wir sind deshalb nicht böse", sagte der deutsche Cheftrainer Manfred Kaspar, der die Situation als "knifflig" bezeichnete.

Britta Heidemann sprach von einem "absoluten Drama" und zeigte Verständnis für den Einspruch der Asiaten. "Die Koreaner haben verständlicherweise Protest eingelegt. Das hätten wir auch gemacht, wenn ich den Treffer nicht bekommen hätte", realisierte die Deutsche die Dramatik der Situation. Und: "Ich hab' die Offiziellen und Trainer machen lassen. Einfluss auf die Entscheidung hatte ich ohnehin nicht."

Heidemann danach böse
Dafür war sie hinterher erbost: "Es ist unschön für alle, wenn solche Diskussionen in einem solchen Moment auftauchen. Da muss man auf jeden Fall schnellere Entscheidungen treffen." Zwischen Deutschen und Südkoreanern endete alles friedlich: Shins Trainer ging auf Heidemann und ihren Mentor Manfred Kaspar zu, es gab Umarmungen, Shakehands. Heidemann: "Da ist absolutes Verständnis, dass wir die Schuld nicht beim Anderen suchen. Das Ganze ist ein Fehler des technischen Equipments."

Sehr wohl böse waren einige Südkoreaner und artikulierten ihren Unmut im Internet. "Du bist eine Rassistin", schimpfte ein Fan aus Südkorea via Twitter. Andere User veröffentlichten im Netz die E-Mail-Adresse und die Handynummer von Csar.

Kommentare

Blasse Haut und meist blaue Augen.. ...haben nunmal in Mitteleuropa einen anderen Stellenwert. Somit ist die Entscheidung auch dementsprechend gefallen. Ich hab mir das Live angesehen und wenn Fr. Csar behauptet dies war alles fair und gerecht dann ist es genau so schön erfunden wie die Massenvernichtungswaffen im Iraq. Aber beim nächsten Soundcontest dürfen wir uns nicht mehr über die Balkanconnection aufregen, denn der Auftritt "Wackel mit dem Popo" war um einiges peinlicher und mieser als der Auftritt der Südkoreanerin. Ich steh zu Shin! Die wahre Siegerin!

Seite 1 von 1