A9: Fels wurde gesprengt

15 Kubikmeter großer Steinbrocken kontrolliert gesprengt. Sperre wieder aufgehoben.

Ein Felsblock im Nahbereich der Pyhrn-Autobahn (A9) bei Kalwang, der abzustürzen drohte, ist kontrolliert gesprengt worden. Laut Asfinag fielen keine Gesteinsbrocken auf die Fahrbahn, sondern verfingen sich wie geplant im Unterholz des Waldes. Nach einer Begehung durch Geologen konnte die Autobahn wieder für den Verkehr freigegeben werden.

von
Unwetter in der Steiermark - A9: Fels wurde gesprengt

Eigentlich hatte man die Sprengung bereits am frühen Nachmittag erwartet, aber die Arbeiten gestalteten sich deutlich aufwendiger als ursprünglich angenommen. Der zu lösende Felsblock hatte eine Größe von etwa 40 Kubikmetern und war rund 100 Tonnen schwer. Ein Spezialunternehmen hatte ihn mit 16 Bohrlöchern für den Sprengstoff versehen.

Laut dem von der Asfinag beigezogenen Geologen Robert Vanek aus Graz befand sich vor der Sprengung das gesamte Felsmassiv in Bewegung. Aufgrund der Regenfälle in den vergangenen Tagen dürften sich zwischen 5.000 und 8.000 Kubikmeter Fels bis zu einem halben Meter nach vorne bewegt haben. Ein Abtrag des gesamten Massivs war nicht möglich.

Nach der Sprengung und Beseitigung des Materials wurde von den Experten eine Neubeurteilung vorgenommen. Sie befanden, dass keine akute Gefahr mehr bestünde, so die Asfinag. Jedenfalls erforderlich seien aber weiterführende Sicherungsmaßnahmen, wie etwa die Einrichtung eines vermessungstechnischen Überwachungssystems (Monitoring) sowie die Errichtung einer Steinschlagschutzverbauung.

Keine Entwarnung
Unterdessen kann in der Steiermark noch keine Unwetter -Entwarnung gegeben werden. Laut Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist neuerlich mit Regenschauern und Gewittern zu rechnen, die lokal wieder heftig ausfallen können.

Aufräumarbeiten laufen
Die Aufräumarbeiten in der Region Trieben in der Obersteiermark sind nach wie vor in vollem Gang. In St. Lorenzen im Paltental sind 320 Bundesheersoldaten und 120 Feuerwehrleute im Einsatz. Michael Feiertag, Pressesprecher der Einsatzleitung, sagte der APA: "Die Spuren des letzten Unwetters sind noch lange nicht beseitigt, wir tun jetzt alles, um weitere Schäden zu verhindern". Knapp 1.000 Lkw-Ladungen Schutt und 2.000 Raummeter Holz sind bereits abtransportiert worden. In der Steiermark befinden sich rund 55.000 Wohngebäude in Gefahrenzonen.

140 Personen durften zurück
Insgesamt sind noch rund 100 Personen aus St. Lorenzen bei Freunden bzw. Familienangehörigen untergebracht. Laut Feiertag könne man noch nicht sagen, wie lange man die Evakuierung aufrechterhalten müsse. Am Montagnachmittag wurde zumindest die Evakuierung des Schwarzenbachtals aufgehoben. 140 Personen durften wieder zurück in ihre Häuser. "Man ist aber weiterhin in Alarmbereitschaft", meinte Feiertag.

Bach gesäubert
Die wichtigste Präventivmaßnahme ist die Reinigung des Baches. "Beim nächsten Regen darf sich kein Holz und Gerümpel mehr im Wasser ansammeln, nur so kann eine erneute Katastrophe in diesem Ausmaß vermieden werden", hieß es seitens der Einsatzleitung. "Um weiteren Verklausungen vorzubeugen, säubert man den Bach von unten nach oben", berichtete Feiertag. "Noch scheint die Sonne", erklärte Feiertag. "Panik kommt keine auf - es dominiert der Wille, alles in Ordnung zu bringen. Zum Teil arbeiten Angehörige der betroffenen Familien bis in die Nacht hinein." Am Mittwoch rechnete man im Bezirk Liezen mit erneuten Regenfällen, die zu weiteren Schäden in der kleinen Ortschaft führen könnten.

Wieder Regen angesagt
Auch Christian Csekits von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) berichtete, dass es am Mittwoch in den betroffenen Gebieten wieder regnen könnte. Unwettergefahr bestünde ebenso, diese werden jedoch nicht so heftig ausfallen wie vergangenes Wochenende. Die Gefahr sei allerdings nicht zu unterschätzen. "Der Boden ist vollgesogen mit Wasser, der Regen wird wahrscheinlich wieder ausreichen, um weitere Überschwemmungen zu verursachen", fürchtete Csekits.

9.000 Kubikmeter Schutt weggebracht
In etwa 1.000 Lkw-Ladungen haben die Helfer bis Dienstagmittag rund 9.000 Kubikmeter Schutt weggeschafft. "Würde man die Lkw aneinanderreihen, dann entspricht das einer Länge von zehn Kilometern", so Thomas Meier, Sprecher des Feuerwehrverbands. Die 2.000 Raummeter gesammeltes Holz entsprechen etwa zehn Hektar Nutzwald. Der Verbund, der am Wochenende mehrere Kraftwerke wegen des Hochwassers abstellen musste, teilte am Dienstag in einer Aussendung mit, dass sämtliche Kraftwerke am Nachmittag wieder in Betrieb sein würden.

Insgesamt rund 55.000 Wohnobjekte in der Steiermark sind nach Berechnungen der Wildbach- und Lawinenverbauung in Gefahrenzonen. 17.000 Gebäude stehen in der roten Zone, etwa 38.000 in der gelben Zone. Die Objekte können entweder von Hochwasser naher Wildbäche, Lawinen oder auch von Steinschlag bedroht werden. Die Tabuzonen gelten freilich nur für Neubauten - in der roten Zone stehende Gebäude seien "Sünden der Vergangenheit", so Gerhard Baumann, Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Steiermark. Österreichweit befinden sich laut einer Aussendung von Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) ungefähr 400.000 Gebäude in roten und gelben Zonen.

Höhe der Schäden noch unklar
Bis die Höhe der Unwetterschäden vom vergangenen Wochenende feststehen wird, werden nach Angaben der privaten Versicherer noch mehrere Wochen vergehen. "Was man aber schon sicher sagen kann, ist, dass von Mitte Juni bis Mitte Juli in der Steiermark ein paar Tausend Schadensmeldungen bei den Versicherungen eingegangen sind", sagte Harald Panhofer, Abteilungsleiter bei der Grazer Wechselseitigen (Grawe). Dabei gehe es insgesamt um einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Schäden seien in der Steiermark heuer größer als in den vergangenen zwei Jahren, "wobei solche Unwetter typisch für den Sommer sind", so Panhofer. Die Anzahl der Unwetter sei nicht deutlich gestiegen, auffällig seien aber die Intensität und die Häufung in der Steiermark.

Bundesregierung verspricht Hilfe
Die Bundesregierung sagte den Opfern der Unwetter in der Steiermark volle Unterstützung zu. Man werde ausreichend Mittel im Katastrophenfonds zur Verfügung stellen und wenn nötig, um jeden notwendigen Betrag aufstocken, versprach Bundeskanzler Werner Faymann (S). Eine Summe wollte die Regierungsspitze noch nicht nennen, da man die Schäden noch nicht beziffern könne.

Immer top-aktuell: So wird das Wetter!