EZB senkt Leitzins auf Tiefstand

Aber keien neue Geldspritze geplant

Die EZB hat den Leitzins im Euroraum erstmals seit Einführung des Euro unter 1,0 Prozent gesenkt. Der Zins wurde auf 0,75 Prozent verringert. Die meisten Volkswirte hatten diesen Schritt im Kampf gegen eine Ausbreitung der Rezession erwartet.

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Inflation - EZB senkt Leitzins auf Tiefstand

Die Zinssenkung auf den historisch niedrigsten Zinssatz beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt.

Noch niedrigere Zinsen könnten der schwächelnden Wirtschaft in vielen Eurostaaten Auftrieb verleihen. Spielraum eröffnet dabei, dass sich die Lage an der Preisfront zuletzt entspannte und die Inflation den Rückzug antrat. Noch weiter geöffnete Geldschleusen dürften also nicht sofort die Teuerung auf ein zu starkes Maß anheizen.

Andere wichtige Zentralbanken wie die US-Notenbank Fed, die Bank of England und die Bank of Japan haben ihre Leitzinsen schon seit langem de facto auf null Prozent gesenkt. Damit gibt es dort Geld faktisch zum Nulltarif.

Weitere Maßnahmen?
Neben der Zinssenkung könnte die EZB zu weiteren Mitteln greifen, um maroden Banken und - indirekt - strauchelnden Staaten zu helfen. Sie könnte Banken erneut langfristig billiges Geld leihen oder wieder Anleihen von Krisenstaaten wie Spanien und Italien kaufen. Letzteres hatte EZB-Ratsmitglied Klaas Knot kürzlich ausgeschlossen: "Das Anleihekaufprogramm schläft tief und fest und das wird auch so bleiben."

Viele Beobachter sehen die Notenbank als Krisenfeuerwehr, da sie anders als die Politik schnell auf Bedrohungen reagieren kann. Neben der Zinssenkung könnte die EZB zu weiteren Mitteln greifen, um maroden Banken und - indirekt - strauchelnden Staaten zu helfen. Sie könnte Banken erneut langfristig billiges Geld leihen oder wieder Anleihen klammer Staaten kaufen. Letzteres wird etwa von IWF-Chefin Christine Lagarde gefordert, von EZB-Ratsmitglied Klaas Knot jedoch ausgeschlossen.

Keine Geldspritze
EZB-Präsident Mario Draghi hat die Hoffnung auf eine weitere langfristige Geldspritze der Zentralbank für die Banken gedämpft. Die um die Jahreswende aufgelegten langfristigen Kreditlinien für die Banken benötigten noch Zeit, um zu wirken, betonte Draghi am Donnerstag auf der Pressekonferenz nach der historischen Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. "Der Kreditfluss bleibt schwach", räumte Draghi ein. Allerdings habe die EZB mit ihren Tendern letztlich nur die nötige Liquidität beisteuern können. Doch die Nachfrage bestimme den Markt, fügte Draghi hinzu.

Mit zwei Geldspritzen, sogenannten Langfristtendern, um die Jahreswende wurden mehr als eine Billion Euro in das Finanzsystem gepumpt und damit eine Kreditklemme abzuwenden versucht. Einige Experten hatten darauf gesetzt, dass die EZB mit weiteren Geldspritzen den Banken in den von der Schuldenkrise erfassten Südländern der Euro-Zone helfen würde und damit die Kreditvergabe dort ankurbeln könnte.

Kommentare

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Geld zum Nulltarif Na da hoffe ich doch dass mir meine Bank auch einen Kredit zum Nulltarif gewährt .........

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Re: Geld zum Nulltarif Verehrter Brabus

... na da irren Sie sich aber gewaltig.

Alle Banken leihen sich bei der EZB für 0,75-1,00 % soviel als möglich Geld, schleusen es durch ihre Bilanzen, und legen es zwei Tage später bei der EZB für 1,00 - 1,5% wieder an. Das ist ein sicheres Geschäft, die Banken können die Füsse hochlegen und die EZB hat jederzeit die Kontrolle über die Geldmenge (und damit die Inflation).

Nur da wo es dringend benötigt würde zur Ankurbelung der Wirtschaft kommt nicht allzuviel an.

Das würde sich erst ändern wenn endlich die EZB die Einlageszinsen geringer oder zumindest gleich halten würde wie die Kreditzinsen ... aber dann hätte die EZB ja zusätzliche Arbeit.

Aus dem Nähkästchen geplaudert von einem Insider.

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