"Geheimakte Erich W."

Was der mordverdächtige Tischler tatsächlich in den Verhören zu Protokoll gab

von
Fall Heidrun Wastl - "Geheimakte Erich W."

Der 42-Jährige erklärte nun in Vernehmungen, dass er einst auf Wunsch des Opfers mit ihm in ein Waldstück bei Ofenbach gefahren sei. Bei einer Wanderung über steile Gräben, „in Richtung einer einsamen Lichtung“, sei es dann zum Drama gekommen: „Ich ging voraus, Heidi hinter mir. Plötzlich spürte ich ihre Hand zwischen meinen Beinen und ich habe mit dem rechten Fuß im Abrutschen zurückgetreten. Dabei traf ich sie am Oberkörper und sie fiel rücklings in die Tiefe. Ich kletterte zu ihr hinab; und musste sehen: Sie war bei ihrem Sturz gepfählt worden.“

Freundin: "Er war sehr nervös"
Eine Freundin des Mannes erinnert sich daran, dass Erich W. sie am Vormittag des 28. September 2001 per Handy angerufen und die Bitte geäußert hätte, ihn von Ofenbach abzuholen. Er habe sich, so erklärte er, bei einem Spaziergang im Wald verlaufen. Als ihn die Frau später am Straßenrand auflas, sei seine Kleidung „schmutzig“ und er sehr nervös gewesen. Belastet wird der 42-Jährige jetzt zudem von seiner Ex-Partnerin, mit der er von 2000 bis 2005 zusammen lebte. Ihren Angaben zufolge hatte er am mutmaßlichen Tattag „kaum getragene Turnschuhe, eine Jean und ein T-Shirt in den Mist geworfen“, und „seinen Wagen gereinigt und die Sitzbezüge darin durch neue ersetzt“.

Diverse Zeugen berichten von weiteren auffälligen Handlungen und seltsamen Erzählungen des Tischlers – seit Heidrun Wastls „Verschwinden“. Nachweislich verkaufte er danach seine Waffen; Dolche, Pistolen, Gewehre. Immer wieder habe er darüber geredet, dass er „vielleicht die vermisste Kindergartenhelferin aus Wiener Neustadt in einem Wald erstochen oder erschlagen“ hätte. Und er sprach oft von einem schlimmen Erlebnis aus seiner Kindheit; als er angeblich, mit sechs, hatte mitansehen müssen, wie ein Bub von einer Felswand gestürzt und gestorben war. Und wie es ihm danach, „weil ich in die Sache nicht reingezogen werden wollte“, gelungen sei, vor Eintreffen der Gendarmerie vom Unglücksort zu verschwinden. Die Kripo ist bereits dabei, die Akte zu dem Drama aus 1976 auszuheben.