Der Buwog-Mythos

Der Schweizer Vermögensberater hatte neben Grasser weitere Kontakte in Österreich

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    Wicki und die reichen Männer

    Karl-Heinz Grasser: Sollte nur seine Verbindung zu Norbert Wicki verheimlicht werden, oder ging es darum, viel größere Deals zu schützen?

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    Wicki und die reichen Männer

    Walter Meischberger. Bat den Geldboten, auszusagen, er habe Meischberger an Wicki vermittelt.

Erstens: Das berühmt-berüchtigte Grasser-Investment über 500.000 Euro in Sachen Hypo, das Grasser nicht für sich, sondern für die Schwiegermutter gemacht haben will. Und es geht um ein Treuhandgeschäft einer in Belize residierenden Mandarin-Group zum Kauf von Meinl-International- Power-Aktien, bei der Grasser tätig war. Was man noch wissen muss: Karl-Heinz Grasser und der in der Buwog-Affäre ebenfalls als Beschuldigter geführte frühere Anwalt Gerald Toifl waren bei Wicki in Zürich zu einer „Unterredung“. Und dann gibt es da noch einen Herrn Christoph Wirnsperger. Er arbeitete früher bei jener Liechtensteiner Bank, bei der die Schwarzgeldprovision aus der Buwog-Privatisierung landete. Herr Wirnsperger hat dann immer wieder Bargeld vom Liechtensteiner Konto nach Wien gebracht und an Walter Meischberger ausgehändigt.

Wer brachte Wicki?
Sowohl die Ermittler als auch der U-Ausschuss gehen einer zentralen Frage nach: Wie kam Meischberger zum diskreten Vermögensverwalter Wicki? Wirnsperger sagte in einer seiner Einvernahmen: „Walter Meischberger hat mich auch einmal darum gebeten, bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft auszusagen, ich hätte ihn an Norbert Wicki vermittelt.“ Wirnsperger sagte auch: „Ich vermute, dass Walter Meischberger einen Zusammenhang zwischen Mag. Karl-Heinz Grasser und Norbert Wicki vermeiden wollte.“

Wer soll geschützt werden?
Aber ist es tatsächlich Grasser, der hier geschützt wird? Oder geht es um ganz andere Deals, die weitaus größer sind?

Szenenwechsel. In der Telekom-Affäre taucht die zypriotische Firma Holdenhurst auf. In den Telekom-Mails fand sich ein Vertragsentwurf, demzufolge die Telekom-Tochter Mobilkom der Holdenhurst monatlich 200.000 Euro Beratungshonorar zahlen soll. Offensichtlich ging es bei dem Vertrag um ein Weißrusslandprojekt des Telekom-Konzerns. Denn ein untergeordneter Mitarbeiter fragte per Mail beim Telekomvorstand nach, ob die „Holdenhurst-Kosten“ den „Anschaffungskosten Belarus“ zugerechnet werden sollen.

Die Holdenhurst gehört der MS Privatstiftung des Milliardärs Martin Schlaff. Dessen Vertrauter Michael Hason ist „Director“ der Holdenhurst. Erstellt wurde der Holdenhurst-Vertragsentwurf Telekom-intern jedenfalls für den damaligen Telekom-Manager Stefano Colombo. In einer Mail schreibt jener Mitarbeiter, der den Entwurf erstellt hat, an Colombo: „Wie von dir angeregt, habe ich den Vertrag der Lehman als Basis genommen.“ Somit einen Vertrag mit jenen Lehman Brothers, die auch in der Buwog-Affäre unter aufklärungswürdigen Umständen als Berater zum Zug kamen.

Colombo wurde nach seinem Ausscheiden aus der Telekom Manager beim Feuerfestkonzern RHI, wo wiederum seit 2006 Martin Schlaffs MS Privatstiftung Großaktionär ist.

Sucht man nun in der Schweiz nach dem Schlaff-Vertrauten Hason, wird man bei einer „Centrex Energy & Gas AG“ in Baar fündig. Hason war dort von 2004 bis 2009 Mitglied des Verwaltungsrates. Die Pointe: Als Verwaltungsratspräsident und Liquidator der Centrex Energy & Gas AG wird ausgerechnet Norbert Wicki ausgewiesen.

Das Russen-Business
Der auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte deutsche Autor Jürgen Roth behauptet nun in seinem neuen Buch „Gazprom – Das unheimliche Imperium“, dass der vom Kreml kontrollierte russische Konzern Gazprom auch mit der dem Wiener Investor Martin Schlaff nahestehenden Firma Centrex in engster Verbindung stehe.

NEWS fragte daher bei Steuerberater Hason nach, seit wann er den aus der Buwog-Affäre bekannten Vermögensverwalter Norbert Wicki kennt und wem denn die „Centrex Energy & Gas AG“ wirtschaftlich zuzurechnen war – und ob allenfalls Schlaff bei der Firma beteiligt war. Hason sagt, er kenne Wicki „seit 20 Jahren“. Die Schweizer Centrex habe der österreichischen Centrex AG gehört. Laut Firmenbuch gehört diese Centrex AG der AROSGAS Holding AG, die der zypriotischen GPB-DI Holdings Limited gehört, deren Organe Russen sind. Wem die Centrex letztlich gehöre, kann Hason nicht sagen, da er als Steuerberater der österreichischen Centrex an das Berufsgeheimnis gebunden sei: „Fragen S’ doch bei der Centrex an.“ Und was Jürgen Roth über die Gazprom und die Centrex schreibe, sei „Blödsinn“. Zudem: In der Sache Holdenhurst sei „alles offengelegt worden“ und „in Ordnung“. Martin Schlaff wiederum ließ voriges Jahr im Juli klarstellen, dass er Norbert Wicki nicht kennt und mit ihm nichts zu tun hat.

NEWS kontaktierte daher Norbert Wicki, um zu klären, mit wem er denn noch Geschäfte macht. Ein Rückruf Wickis unterblieb jedoch bis Redaktionsschluss.

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Kommentare

Wenn es um den Datenschutz der Bevölkerung geht, ist man nicht so zimperlich.... Aber wenn es um den Datenschutz (Steueroasen, Stiftungen, Bankgeheimnis usw.) der ehrenwerten Gesellschaft geht, wird die ÖVP zum Raubtier der Verdeidigung........

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Mythos ? Irgendwie klingen diese ganzen Verstrickungen nach Mafia, aber es gilt (natürlich) die Unschuldsvermutung.

Objektiv melden

Re: Mythos ? - ACHTUNG: In der Nähe vom Grassers Wohnung steht seit längerem eine AMPEL auf ROT!! Da ist doch bestimmt der Grasser schuld, oder?

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Re: Mythos ? @objektiv: NEIN, denn es gilt die Unschuldsvermutung.

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Re: Mythos ? das rote licht ist keine ampel das ist sicher eine werbung von einem bordell !

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Re: Mythos ? Unschuldsvermutung ist die siamesische Zwillingsschwester der Schuldvemutung.
Diese Vermutungen treten nur paarweise auf. Ohne Schuldvermutung keine Unschuldsvermutung. Jeder kann froh sein, bei dem man keine Unschuld vermutet.

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