Leben mit Hoffnung

Gery Keszler überzeugt sich vom sinnhaften Einsatz der Life-Ball-Gelder.

von Life Ball 2012 - Leben mit Hoffnung © Bild: NEWS/Ricardo Herrgott

20 Jahre Life Ball.
In 20 Jahren Life Ball entwickelte sich Keszlers Kampfansage an das HI-Virus vom Außenseiter-Event zur weltgrößten Aids-Charity (an Teilnehmern gemessen), mit der sich nicht nur die Tourismuswerbung der Stadt Wien schmückt. Allein letztes Jahr erzielte der Ball den Rekordgewinn von 1,9 Millionen Euro, die für Aids-Hilfsprojekte zur Verfügung gestellt werden. „Es war bald klar“, so Gery Keszler, „dass wir nicht nur nationale, sondern auch internationale Organisationen unterstützen.“ Unter anderem die „Clinton Health Access Initiative“, kurz CHAI, der „William J. Clinton Foundation“ – weshalb der Expräsident der USA mittlerweile Stammgast am Life Ball ist. Dessen Vertrauter, CHAI-Präsident Ed Wood, zu NEWS: „Bill geht es nicht darum, bloß einen Millionen-Scheck abzuholen, er liebt den Life Ball. Jedes Jahr plant sein Team seine Termine so, dass er in Wien dabei sein kann.“ Life-Ball-Organisator Keszler ergänzt seinerseits: „Und uns geht es nicht darum, jedes Jahr CHAI viel Geld zu geben, nur damit einige Prominente in Wien schöne Fotos mit Bill Clinton machen können. Wir vertrauen auf die Effizienz der Projekte.“ Die Kontrolle dieses Vertrauens ist Grund seiner Afrika-Reise.

Zielgebiet Sansibar.
Sansibar, neun Uhr vormittags. Keszler schüttelt die 22-stündige Anreise aus den Knochen. Für die entrückte Schönheit des tansanischen Eilands hat er keine Zeit. Die Mitarbeiter des örtlichen CHAI-Büros haben ein Treffen mit HIV-positiven Müttern organisiert. Unter den Frauen ist Salma, die sich im Jahr 2000 mit dem HIVirus infiziert hat. Dass sie 2005 eine der Ersten war, die sich testen ließen, und seither die Gratis Medikation des CHAIProgramms erhält, ist keine Selbstverständlichkeit. „Aids ist ein Tabu, Safer Sex ein Fremdwort“, erzählt Salma. Sie fühle sich heute gesund und leistungsfähig. Dank der Beratung der CHAI-Leute konnte Salma 2010 und 2011 zwei Kinder zur Welt bringen. Beide sind HIV-negativ. „Deswegen unterstützt der Life Ball Bill Clinton“, zeigt sich Keszler euphorisch. „Wir wollten nie die Gießkanne sein, deren Geldsegen versickert. Bei CHAI können wir bestimmen, welches Projekt wir unterstützen – und wir können die Ergebnisse im Nachhinein überprüfen.“ Die CHAI-Projekte auf Sansibar erhielten vom Life-Ball-Büro im Jahr 2010 insgesamt 225.000 Euro.

Schattenseiten einer Trauminsel.
Warum sich CHAI auf der Trauminsel Sansibar engagiert, erklärt Ed Wood: „Wir wollten der Regierung Tansanias demonstrieren, wie effizient wir arbeiten. Das funktioniert in einem begrenzten Gebiet am besten. Sie können dann zu einer Ausweitung auf andere Regionen nicht Nein sagen. Wir packen sie sozusagen bei ihrer Ehre!“ Woods nicht unstolzer Nachsatz: „Unser Vorteil ist, dass, wenn Bill Clinton irgendwo anruft, ohnehin niemand Nein sagt.“ Handlungsbedarf herrscht zur Genüge: Nach offiziellen Angaben gibt es in Tansania zwei Millionen Aids-Kranke. 9.000 leben auf Sansibar, 3.000 davon sind in medizinischer Betreuung. Etwa die 50-jährige Lydia, deren Hütte hinter einem kilometerlangen Strand steht, dort, wo rosafarbener Sand mit dem Azur des Meeres konkurriert. Bei Lydia war die Krankheit so weit fortgeschritten, dass sie massive Gedächtnisschäden erlitt, berichtet die Streetworkerin von CHAI. Dank der Medikamente kann Lydia heute den Alltag wieder allein bewältigen und sogar Gäste empfangen. So wie Keszler und seine Delegation.

Zu Gast bei Strichern.
Nicht minder beeindruckt später die Gastfreundschaft von 17 „Male Sex Workers“, also Strichern – zumal Homosexualität wie Prostitution in Tansania illegal ist. Trotz Sprachbarriere ist der Kontakt zum Life-Ball-Team rasch hergestellt. Sie träumen von einem Partner, der sie akzeptiert, schwärmen die Burschen. Notfalls könne es ein Weißer sein. Was der Life Ball sei, wollen sie wissen und lassen sich das Fest von Mitarbeiterin Judith Wieltschnig im Detail schildern. In einem Nebenzimmer werden die Stricher auf HIV getestet. „Ein unkompliziertes Testverfahren ist ein Schlüsselfaktor bei der Aids-Bekämpfung“, erläutert Prof. Nicodemus Maingi von der Universität Nairobi bei einem Abstecher von Keszlers Team nach Kenia. Dort werden jährlich 100.000 HIVpositive Frauen schwanger, weshalb man auf Frühdiagnose setzt. Dazu Gerald Macharia vom CHAI-Büro Nairobi: „50 Prozent der HIV-positiven Babys, die nicht behandelt werden, sterben vor dem zweiten Lebensjahr!“ Finanziert hat das einzigartige SMS-Testverfahren unter anderen der Life Ball, und zwar mit bisher 130.000 Euro.

Weiter am Ball.
Nach fünf Tagen Afrika sitzt Gery Keszler wieder im Flugzeug. Er ist nicht müde, im Gegenteil: Er ist hoch motiviert. „Wenn ich ehrlich bin“, gesteht er, „hatte ich Angst vor der Reise. Angst vor der Erkenntnis, dass wir wenig bewirken.“ In Tansania und Kenia habe er erkannt, dass die Anstrengungen der letzten zwanzig Jahre nicht umsonst waren. Keszler: „Jetzt weiß ich, wir waren immer am richtigen Weg.“

Kommentare

Ignaz-Kutschnberger

Für die Zukunft... Na ja, dann kann man nur Gluckwünsche aussprechen und hoffen, dass ihr weiterhin mit eurem Ball derlei Projekte unterstützen könnt, ...und das Geld nicht irgendwo bei einigen habgierigen reichen Europäern in den Taschen versickert!!

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