Queen der Romantik

Großer NEWS-Talk über Monarchie und Liebesglück

von Rosamunde Pilcher - Queen der Romantik © Bild: NEWS/Roman Zach-Kiesling

NEWS: Wie sehr hat Großbritannien, wie sehr haben Sie auf die Hochzeit von Prinz William und Kate gewartet?
Rosamunde Pilcher: Außerordentlich! Ich selbst habe die Hochzeit zuhause vor dem Fernseher bei Räucherlachsbrötchen und Champagner verfolgt. Kate war eine wunderschöne Braut, gar nicht scheu, sondern selbstsicher, ohne viel Pomp. Das herrliche Kleid mit dem Spitzenkragen hat einen Trend gesetzt. Endlich tragen die jungen Leute, die oft viel zu dicke Arme haben, keine Kleider mit dünnen Trägern mehr, sondern ziehen wie Kate Gewänder mit mehr Stoff obenrum an. Ich habe mit einem jungen Mann bei einer Dinnerparty über die Hochzeit gesprochen, und er sagte mir, dass es das erste Mal in seinem 19-jährigen Leben war, dass er das ganze Land in Freudenstimmung erlebt hat. Das drückt am besten aus, wie wir uns alle gefühlt haben.

Diana war leider ziemlich hirnlos, die Queen intelligent. Das passte nicht.

NEWS: Kate wird immer mit Williams 1997 so tragisch verunglückter Mutter Diana verglichen. Sehen Sie Parallelen?
Pilcher: Aber nein. Kate ist erfahren, war lange eingeführt und ist klug. Diana hingegen war nur nett und tapfer. Sie wurde nicht angemessen behandelt und alleingelassen, als sie Charles heiratete. Wissen Sie, ich denke, Diana war leider ziemlich hirnlos. Und die Queen ist sehr intelligent. Das passte einfach nicht zusammen. Doch natürlich war es falsch, dass sich der Hof so von Diana abkehrte, und Diana selbst hatte mental einfach nicht die Fähigkeit und die inneren Ressourcen, damit umzugehen.

NEWS: Bei Kate macht die Queen nun alles richtig?
Pilcher: Sie hat auch bei Diana nicht alles falsch gemacht, immerhin hat sie nie ihren Mund aufgemacht, egal was Diana angestellt hat. Bei Kate ist man nun aber besonders sensibel. Sie darf langsam entscheiden, welche Wohltätigkeitsaktionen sie machen will, wo sie auftritt. Sie macht dabei auch keine Fehler. William steht ganz dicht an Kates Seite und versteht sich zudem enorm gut mit seiner Großmutter, der Queen. Ich mache mir keine Sorgen um die beiden.

NEWS: Freuen Sie sich schon darauf, wenn William König wird?
Pilcher: Ich hoffe, dass das noch lange nicht der Fall sein wird. Wir kennen William als kleinen Jungen, als Bub, der traurig hinter dem Sarg seiner Mutter herging. Nun hat er seine Liebe gefunden, führt sein eigenes Leben. Charles hat ihn gut erzogen, und ich denke, dass Charles auch die Krone annehmen wird. Ganz einfach, um William noch Zeit zu geben, ein gutes Leben zu führen, und nicht nur im Protokoll und in Verpflichtungen unterzugehen.

Die Monaco-Hochzeit war die bedrückendste, die ich je erlebte.

NEWS: Wenn Sie diese Hochzeit gesehen haben: Ist die Realität romantischer als die Fiktion in Ihren Büchern?
Pilcher: Diese Realität fühlt sich jedenfalls sehr gut an. Aber eine Hochzeit ist nicht immer so freudvoll. Ich habe auch jene in Monaco von Fürst Albert und Charlene im Fernsehen gesehen. Das war die bedrückendste Hochzeit, die ich je erlebt habe. Die Braut war wunderschön, aber ist stocksteif dagesessen und sah nur unglücklich aus mit all den Gerüchten im Genick. Und der Fürst mit seiner Uniform sah einfach nur bedauernswert aus.

NEWS: Hätten Sie nicht Lust, solche Geschichten doch noch einmal in Buchform niederzuschreiben? In Zeiten, wo ganz Europa, die ganze Welt in der Wirtschafts- und Finanzkrise stecken, sehnen sich die Menschen doch nach der Geborgenheit, die Sie in Ihren Büchern geben.
Pilcher: Ich bin doch nicht im karitativen Geschäft tätig! Nein, wenn ich mich wieder an meine alte Schreibmaschine setzen würde, dann nur, weil ich Geld brauche.

NEWS: Das Schreiben fehlt Ihnen überhaupt nicht?
Pilcher: Ich vermisse die Menschen in meinem Kopf.

NEWS: Wo sind alle diese Menschen hergekommen?
Pilcher: Ich war im Krieg als Schwester tätig, habe dort mit Hunderten Menschen gesprochen. Teile dieser Lebensgeschichten finden sich in meinen Büchern wieder. Und ich kenne von allen Personen hier in der Umgebung jedes Detail, ich merke mir das alles, weil ich eben mit Leidenschaft Schriftstellerin bin.

NEWS: Stimmt die Legende, dass Sie sich eines Tages während der Küchenarbeit an den Tisch gesetzt und einfach zu schreiben begonnen haben?
Pilcher: Nein, das Schreiben war mein Plan. Als ich 10 Jahre alt war, habe ich beschlossen, dass ich im Leben unabhängig sein will. Zuerst wollte ich Malerin werden, dazu war ich aber nicht gut genug. Also habe ich mich aufs Schreiben verlegt, und mit 14 habe ich dann meinen ersten Artikel an einen Verlag geschickt. Im Alter von 18 Jahren hat mir dieser Verlag meine erste Geschichte abgekauft. Das war ein wunderbarer Moment. Von da an wusste ich, dass ich es kann.

NEWS: Sie haben 60 Millionen Bücher verkauft. Heute leben Sie in einem schönen Haus, aber ganz ohne Haushälterin und Pomp. Sie müssen doch ungemein reich sein, warum leisten Sie sich nicht mehr Luxus?
Pilcher: Der einzige Luxus, der mir immer wichtig war, war die Möglichkeit, zu schreiben. Ich wäre auch keine gute Mutter gewesen, wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, zu schreiben. Es war im Leben einfach nicht meine Bestimmung, meine Zeit nur damit zu verbringen, Cupcakes zu backen. Ich wollte Geschichten erzählen. Und zum Thema Reichtum: Ich habe vier Kinder und viele Enkel. Aber es ist wirklich gut so, wie ich lebe, doch ich möchte auch erwähnen, dass ich ein ganz altes Auto fahre und ganz bodenständig lebe.

Ich habe keine einzige meiner Buch-Verfilmungen gesehen.

NEWS: Mehr als 100 Ihrer Bücher sind auch verfilmt worden. Gefallen Ihnen die Filme?
Pilcher: Ich habe keinen einzigen davon gesehen. Sie werden ja auf Deutsch gedreht, und ich verstehe sie nicht. Einmal war ich in Cornwall bei Dreharbeiten. Doch das Zusehen beim Dreh langweilt mich. Ich denke aber, dass die Filme schön gemacht sind, denn Cornwall profitiert unendlich von den Touristen aus Deutschland und Österreich, die aufgrund der Filme hinkommen. Ich werde im Jänner – endlich nach einem Jahr – wieder nach Cornwall fahren. Ich habe mir dort ein Haus gemietet und werde einen Monat am Meer verbringen.

NEWS: Und Weihnachten feiern Sie zuvor mit Ihrer ganzen Familie?
Pilcher: Also nein, das würde ich nicht aushalten. Es kommen Freunde, wir sind dann insgesamt zu sechst. 2011 war gesundheitlich kein gutes Jahr für mich, weil ich mir eine Bronchitis eingefangen hatte, an der ich bis April laboriert habe. Und so freue ich mich, wenn ich 2011 von hinten sehe. Für 2012 hoffe ich, dass ich es überleben werde. Im Alter von 87 Jahren beginnt alles dahinzuschwinden. Da pflanzt man keine Bäume mehr, sondern nur noch Blumen, die einen Sommer lang blühen.

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