Mehr Vollzeit-Papas

NEWS: Viele Väter bleiben bei ihren Kindern - Mobbing ist aber keine Seltenheit

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Väterkarenz - Mehr Vollzeit-Papas

Die kleine Kaya ist zehn Monate alt, als ihre Mama wieder arbeiten geht. Die nächsten vier Monate kümmert sich ein ehemaliger Eishockeyprofi um das Töchterchen - der Papa. "Eine Stunde Gulli-Gulli am Abend war mir zu wenig“, sagt Alexander Tomanek. Er und seine Frau - beide Juristen - wählten das einkommensabhängige Kindergeld , bei dem sich die Partner maximal 14 Monate Bezug aufteilen können.

Immer mehr Männer bleiben wie Alexander Tomanek bei ihren Kindern zuhause. Vor allem die kürzeren Bezugsvarianten kommen gut an. Wie lange die Männer im Schnitt Kindergeld beziehen, ging aus der Statistik bisher nicht hervor. NEWS liegen diese Zahlen jetzt vor.

Die Untersuchung über einen Zeitraum von zehn Monaten zeigt: Die Väter bleiben im Schnitt länger daheim, als die Mindestdauer für den zweiten Elternteil beträgt. Den Löwenanteil der Karenz tragen aber nach wie vor die Frauen.

Fortschritte
Die Auswertung ist für Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ein Beweis für die richtigen Rahmenbedingungen: "Immer mehr Väter beteiligen sich an der Karenz.“ Aber Mitterlehner weiß, dass noch mehr drin ist: "Die Richtung stimmt also, auch wenn wir uns mit dem Erreichten nicht zufriedengeben und die Väterbeteiligung weiter erhöhen wollen.“ Die verschiedenen Kindergeldmodelle, mehr Kinderbetreuungsplätze und die Unternehmen stärker ins Boot holen ist das Rezept des Ministers.

Widerstände
Nicht alle Unternehmen sind jedoch von diesem Trend begeistert. Männer, die in Karenz gehen wollten, berichten von Kündigungsdrohungen oder Mobbing, auch auf dem Tisch der Gleichbehandlungskommission sind schon Fälle gelandet. Dabei haben Väter das gleiche Recht auf Karenz wie Mütter. Heinisch-Hosek: "Wir müssen Bedenken aufseiten der Arbeitgeber abbauen.“

Wirtschaftskammer-Experte Martin Gleitsmann bittet um Geduld: "Für die Betriebe gilt das Gleiche wie für die Eltern: Es muss erst im Bewusstsein ankommen, dass sich auch Väter um ihre Kinder kümmern. In ein paar Jahren wird die Väterkarenz auch in den Betrieben selbstverständlich sein.“ Gleitsmann empfiehlt, mit dem Arbeitgeber zu besprechen, wie es während und nach der Karenz weitergehen kann.

Ängste und Ausreden
Die Angst vor dem Karriereknick ist nur ein Hindernis - und ein Problem, mit dem freilich auch Frauen zu kämpfen haben, die in Karenz gehen. Der Unternehmensberater Christian Rudolf betreibt den Blog www.vaeterkarenz.org und weiß, dass auch die Finanzen ein Thema sind. Schließlich verdient der Mann meist immer noch mehr als die Frau - nicht zuletzt deshalb, weil die Frauen durch Karenzzeiten Einkommensverluste haben, der Teufelskreis schließt sich. "Interessant ist, dass vor allem Menschen mit höherem Einkommen ungern Abstriche machen“, sagt Rudolf.

Und dann gebe es noch die gesellschaftlichen Vorbehalte, die sich nicht auf die Männer beschränkten: "Oft wird die klassische Rollenverteilung auch von den Frauen gewollt.“

Auch Tomanek glaubt, dass oft die eigene Einstellung das Problem ist: "Viele sagen: Ich würd ja gern, aber bei mir geht das nicht.“ Eine Ausrede? "Absolut!“ Sogar die Frauen würden oft sagen: "Sein Chef will das eben nicht.“ Das sei kein Argument, Männer hätten ein Recht auf Karenz. "Und wenn ich einen Arbeitgeber habe, der mir sagt, dass ich mich nicht um mein Kind kümmern darf, muss ich mich fragen, ob ich in diesem Betrieb überhaupt bleiben will.“

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