Sido sucht Hip-Hop-Nachwuchs

"Hier wird nach meiner Pfeife getanzt!", gibt sich der Rapper streng.

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    Rapper Sido will jungen Menschen ohne Aussicht auf ein besseres Leben eine Chance geben.

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    Claus Willixhofer, Julijana Jovanovic, Sharon Ann Pallikunnel, Dragan Juric, Johanna Hohenberger, Daniel Niedermayr, Marco Grgic und Benjamin Koeberlein kämpfen um einen Platz in der Band.

"An dieser Sendung ist herzlich wenig geplant", stellt Sido bei einem Gespräch mit Journalisten in Wien klar. Das Konzept ist simpel: Neun über den Sommer gecastete Bewerber, die sich (großteils) durch harte Schicksalsschläge und eine Affinität für Rapmusik auszeichnen, leben sechs Wochen lang in einer schicken Loft-WG im dritten Wiener Gemeindebezirk, während der deutsche Rapstar und andere Coaches sie zu einer erfolgreichen Band formen wollen - vom Gemeindebau ins Rampenlicht sozusagen. Allerdings dürften die Scheinwerfer am Ende nur für drei oder vier Teilnehmer angehen, schwebt Sido doch eine Band im Stile der Black Eyed Peas vor, also "mit einer Sängerin und zwei oder drei Rappern".

Kandidaten "sind nicht berechenbar"
Zum Auswahlprozess selbst lässt sich der 30-Jährige nichts entlocken. Er rechne aber damit, dass jemand das Camp verlässt: "Wir wissen, welche Herrschaften in dieser WG wohnen. Das sind eben keine Leute, die normalerweise im Fernsehen zu sehen sind. Sie sind nicht berechenbar." Um eine Casting-Show im klassischen Sinn handle es sich bei "Blockstars" allerdings nicht, betont Sido: "Es gab einfach Fälle, die ich nicht auf der Strecke lassen konnte. Die müssen die Chance bekommen." So bleibe nicht dem Publikum, sondern ihm "die Qual der Wahl", denn: "Fest steht: Alle kommen nicht in die Band."

In der Sendung sollen den jungen Leuten aber auch "Werte abseits der Musik beigebracht werden", so Sido, "wie Pflichtbewusstsein oder Ähnliches. Unser Hauptanliegen für dieses Projekt ist der soziale Aspekt." Ob Sidos Schulter zum Ausweinen herhalten wird, ist allerdings fraglich: "Die Kandidaten könnten natürlich mit ihren privaten Problemen zu mir kommen. Aber ich glaube nicht, dass sie das tun. Ich bin ja eine Respektsperson", stellt er klar. "In diesem Projekt wird nach meiner Pfeife getanzt!"

Neun junge Menschen ohne Perspektive
Auf das Parkett wagen sich der 21-jährige Dragan, der 27-jährige Marko und der 19-jährige Michael aus Wien, Daniel (25) aus Linz, Claus (21) aus Himberg sowie der 27-jährige Benjamin aus Würzburg, der von Sido persönlich vorgeschlagen wurde. Um die Position der Sängerin sind die 21-jährige Johanna, die 26-jährige Sharon und die 22-jährige Julijana aus Wien im Rennen.

Das Leben in der WG funktioniere recht gut, wie die Kandidaten festhalten, wobei schnell auffällt, dass beim Journalistenbesuch zwei Abkömmlinge zu verzeichnen sind. Auf die Frage, wo sich diese befinden, zuckt Sido mit den Schultern: "Hier wird keiner eingesperrt." Dragan nutze die Zeit lieber "um zu üben. Viele Projekte stehen an." Wohl ein guter Rat, wenn es nach Sido geht: "Für jeden gilt dasselbe, nämlich, dass es schon morgen vorbei sein kann."

"Sidos Wort ist Gesetz"
An den Wänden der weiträumigen Wohnung finden sich zehn Regeln (etwa "Sidos Wort ist Gesetz"), während an der Tür ganz klassisch ein handgeschriebener Putzplan klebt. Die Arbeit mit Sido ist etwas Besonderes, wie Benny festhält: "Er ist wirklich ein Vorbild." Und Dragan ergänzt: "Er hat dasselbe durchlebt wie wir. Da gibt es keine Maske", womit er gleich für Lacher sorgt, war Sido doch lange Zeit für seine silberne Maske als Markenzeichen bekannt. Der 21-Jährige sieht die Teilnahme an der Show aber als große Chance: "Die Regeln sind ausführlich erklärt worden, jeder weiß, was auf dem Spiel steht. Das ist ein Gedanke, der uns stützt und uns vor Fehlern bewahrt."

Sollte die Gruppe mit ihrem Album am Ende nicht erfolgreich sein, will Sido die jungen Leute aber nicht fallen lassen. "Ich werde mich wirklich darum kümmern, dass das funktioniert. Allerdings liegt es nur bis zu einem gewissen Punkt in meiner Hand. Ich kann einige Türen öffnen, es gibt aber mehrere Faktoren." Das Projekt lasse ihn auch nicht gut schlafen, "mein Magengeschwür wächst und wächst". Von den Kandidaten erwartet er Einsatz, den er noch etwas vermisst: "Mir fehlen die Streber, die mir zeigen, wie wichtig es ihnen ist, dass sie aus dieser Scheiße rauskommen. Am liebsten wäre mir, wenn es alle Streber wären!"

"Schlüssel zum Himmel"
Das Projekt selbst bezeichnet Sido als seinen "Schlüssel zum Himmel": "Ich habe mehr erreicht, als ich mir je erträumt habe. Und jetzt will ich einfach etwas weitergeben." Dass er gerade in Österreich dermaßen populär ist, scheint dem Rapper beinahe etwas unheimlich: "Weil das in meinen Augen utopische Ausmaße annimmt und ich gar nicht weiß, wo das herrührt. Ich mache ja nichts besonderes, ich bin nur ich."