Die Vermessung der Welt

Findet in Klosterneuburg statt! Bis Mittwoch wird für Bestseller-Verfilmung in 3D gedreht.

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Klosterneuburg - Die Vermessung der Welt

Rollende Raubtierkäfige, alte Laternen, Rindenmulch und Dreck auf dem Kopfsteinpflaster: Im sogenannten Apothekerhof auf der Rückseite des Barocktraktes im Stift Klosterneuburg wird dieser Tage der Berliner Gendarmenmarkt zur Zeit der Studentenrevolten im Jahr 1828 zum Leben erweckt. Grund dafür sind die Dreharbeiten zur Bestselleradaption von "Die Vermessung der Welt", die noch bis Mittwoch in der niederösterreichischen Stadt stattfinden. Der deutsche Detlev Buck führt Regie, das Drehbuch schrieb der Autor Daniel Kehlmann selbst. "Das war ein spannender Prozess", erzählte Kehlmann heute, Montag, beim Setbesuch, "weil ich in gewisser Weise den Roman noch einmal schreibe."

Schräg und unkonventionell
Der Grundansatz sei eine sehr starke Reduktion der Vorlage gewesen, so Kehlmann, der Film fokussiere etwa hauptsächlich auf die Jugend der beiden Hauptfiguren Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Er habe Szenen neu erfunden, die indirekte Rede manchmal in Dialoge verwandelt, manchmal aber auch ganz eigene Dialoge neu geschrieben. "Jeder andere Autor hätte wohl zu texttreu gearbeitet", sah der junge Autor den Vorteil in seinem Engagement, das zu einem Zeitpunkt erfolgt war, als das Projekt "an einem toten Punkt angelangt war". Gemeinsam mit den Ideen von Buck sei das Drehbuch bald "immer schräger und unkonventioneller geworden". Eine elegante Historienverfilmung im Stile der Jane-Austen-Film sei jedenfalls das Letzte, was man gewollt habe.

Dreharbeiten kosten mehr als zehn Millionen
Die deutsch-österreichische Produktion (Boje Buck, Lotus Film) ist eines der größten Spielfilmprojekte dieses Jahres, mehr als zehn Millionen Euro verschlingen die aufwändige Ausstattung, die Reise zum Dreh nach Ecuador oder auch die Arbeit mit den 3D-Kameras. "3D wird zwar eher mit Genre-Kino assoziiert, aber in unserem Fall fügt es dem Film eine zusätzliche Spielebene hinzu", so Kehlmann, der die künstliche Distanz mit der indirekten Rede im Roman verglich. "Als ich die ersten Bilder gesehen habe, war ich begeistert." Laut dem deutschen Produzenten Claus Boje ist einer der großen Unterschiede von 2D und 3D unter anderem, dass es keine Unschärfe im Bild gibt. "Es wird ein sehr physischer Film, sehr packend, in dem vieles parallel geschieht."

"Normalerweise schaut's bei uns nicht so aus"
Davon konnte man sich am Set am Montag nicht überzeugen, ein verschobener Drehplan ließ die anwesenden Journalisten weder Zeuge von Proben oder Aufnahmen werden. Im Apothekerhof erklärte der Sprecher des Stifts, Peter Schubert, unterdessen, dass die Gefängniskarren im Film für die revoltierenden Studenten herangezogen werden, unter denen sich auch Gauß' Sohn Eugen befinden wird. "Zum Glück spielt die Szene nicht bei uns, sondern in Berlin", schmunzelte Schubert angesichts des künstlich verdreckten Hofs, "normalerweise schaut's bei uns nämlich nicht so aus." Seit zwei Jahren wird das Stift laut Schubert wieder für Dreharbeiten zur Verfügung gestellt, zuvor war nicht zuletzt Stefan Ruzowitzky mit den "Fälschern" abgeblitzt.

Kinostart im Oktober 2012
In den Hauptrollen agieren mit Albrecht Abraham Schuch und Florian David Fitz zwei junge Deutsche, in Nebenrollen sind mit Karl Markovics, Georg Friedrich oder Johannes Zeiler aber auch prominente österreichische Namen vertreten. Markovics sagte am Montag, er habe keinen Moment gezögert, den Lehrer von Gauß zu verkörpern: "Es ist der Lehrer von einem kleinen Bub, den er vorher vielleicht noch geschlagen hat und in dem er plötzlich das absolut Große erkennt." Die Arbeit mit 3D habe für ihn dagegen nicht viel verändert: "Ich bin ja eigentlich immer 3D." Damit war der Setbesuch im Stift dann auch wieder beendet. Im Kino wird man die Szene erst gegen Ende des Films sehen, Kinostart für die etwa 100-minütige Komödie ist für Oktober 2012 geplant.