Walter Mayer packt aus

Der Ex-ÖSV-Trainer exklusiv über die Hintergründe und wer Jagd auf ihn macht

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Interview - Walter Mayer packt aus

NEWS: Sie haben sich einst gewünscht, vor einem ordentlichen Gericht, nicht vor einem Sportgericht zu stehen. Nun ist es so weit. Zufrieden?
Mayer: Auch wenn es vordergründig um den Fall einer Hausfrau und Hobbysportlerin geht, für die ich einen Dopingplan gemacht haben soll, denke ich, dass ich dadurch einiges klarstellen kann. Das ist meine Chance, jetzt geht es vor einer unabhängigen Richterin um Fakten! Jeder geladene Spitzensportler wird mich entlasten, da bin ich sicher. Je mehr kommen, umso besser. Weil ich habe keinem etwas verkauft. Und nach 2006 habe ich nicht einmal mehr einen von ihnen getroffen.

NEWS: Haben Sie Angst vor einer Verurteilung?
Mayer: Im Gegenteil. In meinen Augen kann dieser Prozess nicht nur mit einem Freispruch für mich enden, sondern damit, dass ich die Ermittler wegen Verleumdung verklage. Sie haben nach Spitzensportlern gesucht, denen ich Doping verkauft habe. Und alles, was sie gefunden haben, ist eine Hobbysportlerin, der ich auch nichts gegeben habe. Dafür haben sie zweimal in der Nacht mein Haus gestürmt wie bei einem Schwerverbrecher. Dann war ich fünf Wochen in Haft. Meine sogenannten Komplizen kenne ich ja zum Teil nicht einmal. Einen habe ich erst in der Haft kennen gelernt.

NEWS: Der Öffentlichkeit sind Sie vor allem im Zusammenhang mit der "Blutbeutel-Affäre" von Salt Lake City und dem Doping-Skandal von Turin ein Begriff. Erklären Sie jenen, die den Überblick verloren haben, die Zusammenhänge zum jetzigen Prozess.
Mayer: Mit unseren alternativmedizinischen Maßnahmen in Salt Lake City hat alles angefangen. Und nach Turin hat IOC-Präsident Jacques Rogge behauptet, ich wäre derjenige, der in Österreich das Doping organisiert. Deswegen habe ich ihn verklagt. Die Klage habe ich 2007 aber zurückgezogen, nachdem mir der Lobbyist der Salzburg-Olympiabewerbung, Erwin Roth, um 290.000 Euro die Buch- und Filmrechte an meiner Biografie abgekauft hat. Roth hat nämlich auch gesagt: Aber die Klage gegen den Rogge musst du zurückziehen. Der Roth hat mir übrigens 2008 noch einmal 150.000 Euro geboten, damit ich dem ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel etwas anhänge. Was ich nicht getan habe. Jedenfalls: Zwischen 2007 und 2009 war dann eigentlich eine Ruh, bis auf meinen Krieg mit dem Verteidigungsminister Norbert Darabos. Der hat mich ab 2007 in der Öffentlichkeit als den Minusmann des Sports hingestellt. Damit wollte er brillieren oder was auch immer. Er ließ mich beim Bundesheer, wo ich Leistungszentrums-Kommandant-Stellvertreter war, strafversetzen. Das wiederum habe ich mir nicht gefallen lassen und mich über die Medien gewehrt. Als Nächstes kam die Disziplinarkommission zu mir. Und bald darauf war ich auch schon verhaftet. Aber natürlich spielt Rogge dabei auch eine Rolle.

NEWS: Inwiefern?
Mayer: Als Rogge Anfang 2009 zur 100-Jahre-Feier des ÖOC nach Österreich gekommen ist, hab ich mir schon gedacht, das heißt nichts Gutes. Und meiner Meinung nach haben er und Minister Darabos damals beschlossen, mir etwas anzuhängen. Denn letztlich will jetzt die Staatsanwältin Nina Weinberger genau das beweisen, was der Rogge mir ursprünglich vorgeworfen hat: dass ich das Doping in Österreich organisiere. Das heißt, es geht Frau Weinberger bei dem ganzen Prozess ums Moralische, nicht ums Rechtliche. Rechtlich bin ich sowieso auf der sicheren Seite.

NEWS: Laut dem Mitangeklagten Herrn Karl Heinz R. haben Sie von ihm Dopingmittel für die erwähnte Hobbysportlerin in Empfang genommen, die Sie zuvor bei R. bestellt haben. Können Sie das widerlegen?
Mayer: An den Tagen der angeblichen Übergabe habe ich Alibis, da gibt es jeweils Hunderte Zeugen. Dieser Mitangeklagte R. wurde in der Vergangenheit bereits wegen bewaffneten Raubüberfalls und auch wegen Nötigung verurteilt. Da frage ich mich schon, wer dem glauben soll. Aber natürlich werde ich mich vor Gericht auch dem Vorwurf stellen, ich hätte Doping nach Österreich gebracht. Ich denke ja, die Staatsanwaltschaft hofft auf ein Wunder. Denn alle anderen Verfahren gegen mich sind eingestellt worden.

NEWS: Sie sind unlängst auch zu dem Prozess in Piemont gereist, wo es um die Vorfälle in Turin ging. Und haben freiwillig eine Erklärung abgegeben. Warum?
Mayer: Wenn ich daran denke, was ich in Turin nicht alles verbrochen haben soll, und dann hat mir die dortige Staatsanwältin nicht einmal eine Frage gestellt. Also habe ich die Chance genützt, um mir eine halbe Stunde lang meinen Frust von der Seele zu reden. Dann bin ich wieder heimgefahren. Italien ist damit erledigt. Und nichts anderes erwarte ich mir hier. Ich will eine klare Feststellung, dass ich unschuldig bin. Und dass meine Anzeige gegen Rogge damals gerecht war und ich nicht Doping in Österreich organisiere. Das ist ja sowieso ein Schwachsinn. Und danach werde ich mich bei mehreren Verleumdern schadlos halten. Und ein Buch schreib ich auch.

NEWS: Sollten Sie freigesprochen werden, wollen Sie immer noch keine Ruhe geben?
Mayer: Es ist ja so: Meine Höchststrafe habe ich ja schon lange bekommen. Ich habe meinen Job verloren, ich habe meinen Ruf verloren. Ich bin ein Mensch, der damit leben kann. Für mich wäre Gerechtigkeit, wenn es dem Rogge, dem Darabos, den Ermittlern und der Weinberger so ergehen würde, wie es mir oder dem Georg Totschnig ergangen ist. Dass jemand falsche Gerüchte über sie in Umlauf bringt, und das läuft dann in der „ZiB“. Apropos: Wenn wir schon bei falschen Behauptungen sind, möchte ich noch erwähnen, dass es falsch ist, was überall steht: Ich bin nicht lebenslang bei Olympia gesperrt, sondern nur für zwei Spiele. Das heißt, ich kann das nächste Mal wieder ganz legal dabei sein.