Eine Nacht im Hinterland

...verbringen die Darsteller in David Lapuchs Kurzfilm. Das steirische Regie-Talent im Talk

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  • Bild 1 von 3 © Bild: David Lapuch

    Regisseur David Lapuch

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NEWS.AT: Worum geht’s in „Hinterland“? Warum sollte man sich den Film anschauen?
David Lapuch: Hinterland ist einerseits als Komödie und andererseits als episodenartig erzählte Tragödie zu sehen. Tragödie deshalb weil der Film die Schattenseiten einer Gesellschaft zeigt. Vielleicht auch ein wenig die Trostlosigkeit und Sturheit alter Generation die auf die heutige übergreift. Angesiedelt ist die Geschichte am Land. Auf der einen Seite haben wir ein Mädchen (Violetta Zupancic), das krank ist vor Liebe. Sie hat sich in einen Türken verliebt und denkt, dass sie diesen beeindrucken kann indem sie sich als Muslimin verkleidet. Sie denkt, dass nur ein Kopftuch alleine ausreicht um alle kulturellen Barrieren zu beseitigen. Auf der anderen Seite haben wir drei Jungs (Matthias Ohner, Markus Mixner, Thomas Frank). In Feierlaune, bereit sich zu betrinken und nachts um die Häuser zu ziehen. Zu guter Letzt sind da dann noch zwei amtsmüde Polizisten (Wolfram Berger, Franz Solar) die mehr schlecht als recht ihrer Arbeit nachgehen. Diese drei Geschichten beginnen sich zu überschneiden und so beginnt eine Nacht im Hinterland.

NEWS.AT: Hinterland behandelt das Thema Ausländer – welches jedoch in keinem der drei Teaser angeschnitten wird. Warum nicht? Denkst du, würden sich die Leute sonst den Film nicht ansehen? Haben die Menschen genug von dieser Thematik/Problematik?
David Lapuch: Hinterland beschäftigt sich mit Rassismus. Um Rassist zu sein, braucht es jedoch kein Gegenüber – im Film kommen deshalb auch keine Migranten vor. Ich wollte aber nicht, dass man den Film in eine Schublade stecken kann. Der Rassismus bzw. die Ausländerthematik ist nur ein Element von vielen im Film und spielt sich an manchen Stellen im Hintergrund ab und macht ihn so zu etwas Verführerischem und etwas Selbstverständlichem.

NEWS.AT: Wie stehst du persönlich zur Ausländerthematik? Was sagst du zu den Ansichten eines HC Strache?
David Lapuch: Ich finde es erschreckend wie gewöhnlich es doch geworden ist, Rassist zu sein bzw. sich rassistisch zu äußern. Wir leben in einer Zeit in welcher der Begriff Meinungsfreiheit oft völlig falsch ausgelegt wird. Das Traurige im Kern ist doch, dass es nicht Strache selbst ist. Meines Erachtens ist Strache weder überdurchschnittlich klug noch rhetorisch besonders herausragend. Es ist die Gesellschaft selbst, die jemanden wie ihn groß werden lässt.

NEWS.AT: In einem der Teaser hegt einer der drei Feier-Jungs den Gedanken, einer Partei beizutreten und in die Politik zu gehen – was wäre das erste, das du ändern würdest, wenn du an die Macht kommen würdest?
David Lapuch: Diese Frage ist schwierig. Ich sehe mich selbst nicht in der Politik und habe auch nicht den Drang an die Macht zu kommen.

NEWS.AT: Mit Wolfram Berger und Pia Hierzegger spielen zwei bekannte Gesichter mit in „Hinterland“ – wie bist du zu ihnen gekommen? Wie war die Arbeit mit ihnen?
David Lapuch: Die Arbeit mit Pia und Wolfram war großartig. Pia Hierzegger wolle ich schon länger in einem meiner Filme haben und diesmal hat es einfach gepasst. Die Arbeit der beiden war professionell und souverän. Sie waren sehr aufmerksam und so konnten wir schnell und konzentriert arbeiten.

NEWS.AT: Wo kann man den Film sehen?
David Lapuch: Premiere feiert der Film am Sonntag den 07. August 2011 im Grazer Schubertkinohof um 21 Uhr. Cinema Europe von MacGuffin präsentiert das Event welches den Titel „Postapokalypse und Hinterland“ trägt. Weitere Vorstellungen sowie eine breitgefächerte Festivalauswertung sind geplant.

NEWS.AT: Woher nimmst du die Ideen zu deinen tollen Dialogen? Stammen einige Dinge aus eigener Erfahrung?
David Lapuch: Das Schreiben hat mir schon immer sehr viel Spaß gemacht. Ich habe ein sehr bildliches Vorstellungsvermögen, welches mir beim Drehbuchschreiben sehr entgegen kommt. Die Dialoge selbst sind eine Mischung aus reiner Fiktion aber auch aus Erfahrungen im Alltag. Ich habe lange gebraucht um wirklich zu realisieren wie großartig und hilfreich es doch ist, Elemente aus dem Alltag in die Bücher einfließen zu lassen. Die schönsten Geschichten schreibt das Leben dann doch oft selbst.

NEWS.AT: Ist „Hinterland“ eine steirische Gesellschaftsstudie? David Lapuch: Gesellschaftsstudie ist dann vielleicht doch ein wenig weit gegriffen. Grundsätzlich stand die österreichische Mentalität jedoch Model für die Geschichte.

NEWS.AT: Wie schwer hat man es in Österreich als junger Filmemacher?
David Lapuch: Leicht hat man es in Österreich nicht als junger Filmemacher, vor allem da man von Förderstellen und deren Vertrauen abhängig ist. Die finanziellen Mittel sind sehr beschränkt. Ich hoffe jedoch, dass langsam Bewusstseinsbildung in Richtung österreichischer Film stattfindet, dass eine eigene Industrie entsteht. Dazu könnten auch heimische Kinos beitragen, wenn mehr nationale Filmprojekte ins Programm aufgenommen werden würden.

NEWS.AT: Kannst du von deiner Tätigkeit als Filmemacher leben?
David Lapuch: Ich versuche mich zurzeit voll und ganz auf das Filmemachen zu konzentrieren, hin und wieder braucht es jedoch auch andere Jobs um finanziell über die Runden zu kommen. In Österreich ist es wohl schwierig allein vom Film zu leben – selbst die renommiertesten Regisseure Österreichs verdienen sich ihr Geld oftmals durch Werbespots.

NEWS.AT: Wer sind deine großen Vorbilder?
David Lapuch: In frühester Kindheit war es George Lucas‘ „Star Wars“-Epos, das mein Interesse am Film entflammen ließ. Jahre später war es Takeshi Kitano, welcher mich zum Film brachte und ich mit 17 Jahren mein erstes Projekt verwirklichte. Heute beeindrucken mich Filmemacher wie Terrance Malick, Christopher Nolan, Guillermo del Toro, usw.

NEWS.AT: Was sind deine nächsten Projekte?
David Lapuch: Ich arbeite zurzeit an mehreren Projekten, unter anderem an einem Kurzspielfilm mit dem Titel „Ein Gedanke“ und an einem 90-minütigen Kinofilmprojekt. An Ideen mangelt es nicht.

NEWS.AT: Was möchtest du als Filmemacher erreichen?
David Lapuch: In erster Linie möchte ich Geschichten erzählen. Film ist durch die Kombination von Bild und Sprache ein wunderbares Medium um Emotionen zu transportieren.
Außerdem freut es mich natürlich, wenn dem Publikum meine Arbeit gefällt – ein Film soll schließlich auch unterhaltend sein. Wenn sich die Leute zusätzlich etwas aus meinen Projekten mitnehmen können, sie zum Nachdenken angeregt werden, bin ich mit meiner Arbeit zufrieden.

Infor zur Person:
David Lapuch ist ein 23-jähriger Regisseur aus Graz. Sein erstes Projekt verwirklichte er bereits mit 17 Jahren. Inzwischen konnte er neben Auftragsarbeiten und Imagefilmen schon mehrere eigene Projekte verwirklichen, darunter "Delirium" (Kurzspielfilm, 2004), "Leise rieselt der Schnee" (Kurzspielfilm, 2009) und "Tage ohne Morgen" (Kurzspielfilm, 2010).

Links:
David Lapuchs Filmproduktion "Delirium Pictures"
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