"Das N9 ist unser Hero-Device"

NEWS.AT spricht mit Product Manager Mahr über Nokias nähere Smartphone-Zukunft

Mit der "Video-Leak" zum ersten Windows-Phone-7-Handy hat Nokia hohe Wellen geschlagen. NEWS.AT hat sich aus diesem Grund mit Christoph Mahr, Product Manager von Nokia für Österreich, getroffen und über die nähere Smartphone-Zukunft der Handy-Finnen gesprochen.

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    NEWS.at traf sich mit Christoph Mahr, Product Marketing Manager, Nokia Austria & Israel, um über die nähere Smartphone-Zukunft des Unternehmens zu reden.

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NEWS.AT: Einstimmiger Tenor unter Analysten und ersten Testern zum Nokia N9: "Toll, aber zu spät." Was können Sie dem entgegnen?
Mahr: Also dem "Toll" nichts (lacht) . "Zu spät" ist eine relative Wahrnehmung. Uns war es wichtig mit dem Nokia N9 und MeeGo unsere Innovationskraft zu zeigen. Das N9 ist, was Stephen Elop (CEO von Nokia, Anm. d. Red.) auch in Singapur gesagt hat, einfach ein Wegweiser in sehr vielen Dingen. Design, Technologie und verwendete Materialien, aber auch Software und das neue User-Interface werden sich auf unsere nachfolgenden Produkte auswirken. Für manche mag es vielleicht ein wenig spät wirken, aber der Grundtenor, den ich bislang auf mehreren Präsentationen erlebt habe, ist, dass wir eigentlich gar nicht zu spät sind. Wir treffen den Zeitpunkt vielleicht sogar ziemlich genau, weil gerade bestehende iPhone-Kunden extrem auf das Gerät ansprechen.

NEWS.AT: Welche Ziele hat sich Nokia mit dem N9 gesetzt?
Mahr: Wir wollen natürlich unsere Innovationskraft zeigen, aber auch Kunden zurückgewinnen, die zu einem iPhone oder Android-Gerät gewechselt sind. Natürlich hat das N9 seine Wurzeln im N900 bzw. im Maemo Betriebssystem, aber es geht im Gegensatz dazu schon einen klaren Weg Richtung Smartphone-Kunden, die Einfachheit lieben.

NEWS.AT: Was wird das N9 kosten und wann wird es erscheinen?
Mahr: Über das Pricing können wir noch nichts sagen, weil wir intern noch den letzten Feinschliff ansetzen. Das einzige, was ich jetzt schon verraten kann, ist, dass es sich schön für das Weihnachtsgeschäft ausgehen wird.

NEWS.AT: „Dead on Arrival“ oder ernsthafte Alternative: Wie sieht die Zukunft von MeeGo aus?
Mahr: Nein, auf keinen Fall „Dead on Arrival“, wir werden auch regelmäßig Software-Updates bringen. Worüber ich jetzt noch nicht reden kann, ist, ob das N9 das letzte Produkt mit MeeGo ist oder ob es noch weitere geben wird. Für uns ist es jetzt einmal ein wichtiger Schritt, rauszugehen und auch von den Kunden Feedback zu bekommen.

NEWS.AT: Also ist das N9 mit MeeGo quasi ein Testballon?
Mahr: Ich würde es nicht als Testballon bezeichnen, sonst würden wir es nicht in der Form, wie es erscheinen wird, bewerben. Als Gegensatz dazu kann man das N900 heranziehen, das damals in gewisser Art und Weise sehr wohl ein Testballon war. Das hat sich ohne viel Werbung in Geek-Kreisen herumgesprochen, die Leute haben es gekauft, lieben es und verwenden es teilweise noch immer. Beim N9 ist es schon so, vor allem in Österreich, dass wir es als unser Hero-Device für das Weihnachtsgeschäft sehen und dementsprechend auch schon alle Netzbetreiber dahinter haben. Wir sorgen auch dafür, dass die ganzen österreichischen Applikationen, die wir für Symbian im Store haben, auch zum Start von MeeGo fertig sein werden. Es ist also durchaus als ernstzunehmender Markteintritt zu bewerten.

NEWS.AT: MeeGo wird also im Ovi Store voll unterstützt?
Mahr: Ja. Wenn ein Developer in Qt etwas für Symbian programmiert hat, kann er das sehr schnell für MeeGo portieren. Im Vergleich zu Symbian muss man aufgrund der höheren Auflösung vor allem an der Optik ein wenig feilen, aber grundsätzlich ist es kein großer Mehraufwand. Unser Bestreben ist daher, dass alle bestehenden Qt-Applikationen portiert werden, damit die wichtigsten Dinge zum Start alle da sind. Dann muss man sehen, wie sich das Ökosystem hinter dem Produkt weiter entwickelt. Wir haben halt den Benefit, mit Qt über eine einfach programmierbare Entwicklungsumgebung zu verfügen.

NEWS.AT: Wenn MeeGo so gut angenommen wird und viel Potenzial hat, warum dann Windows Phone 7?
Mahr: Man muss das Ganze mittel- bis langfristig sehen. Es geht nicht nur um die Marke, sondern - frei nach Elop - um den Kampf der Ökosysteme. Mit iOS und Android sind zwei extrem große Systeme da, und es braucht einfach einen dritten Gegenpol. Wir haben uns die verschiedensten Optionen angesehen, unter anderem auch Android. Und dann war es uns klar, dass der beste Weg für Nokia, um wieder Marktführer in allen Bereichen zu werden, der mit Microsoft und Windows Phone ist. Hier wächst das Ökosystem am besten, hier können wir auch in den USA leichter Fuß fassen.

NEWS.AT: Hat Nokia spezielle Benefits in der Kooperation mit Microsoft? Wird es etwa eine eigene Oberfläche oder exklusive Features geben?
Mahr: Es gibt schon erste Anzeichen. Natürlich wird Nokia die Möglichkeit eingeräumt, sich von anderen Windows-Phone-Produkten ein wenig differenzieren zu können. Ein wichtiges Asset, das wir ins Spiel bringen, ist die kostenlose Navigation (für PKWs, Anm. d. Red.), da darf man sich sicher etwas erwarten. Wir werden mit einem eigenen Store im Marketplace vertreten sein, wo es Nokia-spezifische Anwendungen geben wird. Die genauen Änderungen im Betriebssystem sind noch abzuwarten, weil wir das gerade weiterentwickeln.

NEWS.AT: Womit darf man von Nokia heuer noch rechnen? Was sind Ihrer Ansicht nach weitere Highlights neben dem N9?
Mahr: Genaue Details darf ich nicht nennen, aber wir werden noch einige Highlights auf den Markt bringen und in den kommenden zwölf Monaten zehn neue Symbian-Handys vorstellen. Wir werden auch Symbian selbst updaten, was neue Features, Verbesserungen im User-Interface und mehr Geschwindigkeit mit sich bringt. Es wird bunt weitergehen und am Ende des Jahres können wir mit einer schönen Symbian-Range aufwarten, die gemeinsam mit dem N9 viele Leute wieder zurückholen wird. Unterm Strich könnte man sagen, dass das Gesamtpaket „gesamter“ wird (lacht) .

NEWS.AT: Gibt es eigentlich Pläne für den Einstieg in den Tablet-Markt?
Mahr: Wir arbeiten daran. Es ist sicherlich ein interessanter Markt, nur muss man dazusagen, dass es im Moment quasi 200 Tablets gibt und sich nur eines verkauft. Wir wollen nicht das 201. anbieten. Wir wollen dann ein Tablet auf den Markt bringen, wenn wir für uns selbst sagen können, dass es eine Chance hat. In Las Vegas wurden 50 Tablets vorgestellt, die meisten sind verschoben worden und eines gibt es. Eigentlich auch nicht wirklich, weil es meistens ausverkauft ist. Welches Betriebssystem als Grundlage dient, wissen wir noch nicht, ich kann mir aber denken, in welche Richtung es durch die neue Kooperation gehen könnte. Wenn es soweit ist, werden wir schreien.

NEWS.AT: Vielen Dank für das Gespräch!

Kommentare

Na toll.... ...zuerst heißt es dass es kein weiteres Meego Smartphone geben wird, jetzt traut man sich wohl nimmer die so enthusiastischen Kunden zu vergrämen.
Und was Qt angeht- Entwickler können nun also für Meego und Symbian quasi parallel entwickeln? Super, das eine System ist laut Nokia nur eine Technologieprobeplatform, das andere ist schon im sterben, was auch immer man ankündigt von neuen Geräten.
Und nochwas- 10 neue Geräte sind nciht so viel wert wie 1 neues das echt was draufhat.
Nokia hats echt vergeigt.

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