Bei den Bankrotteuren

Korrupte Faulenzer oder Opfer? Wie die Griechen ihr Drama sehen.

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© Video: NEWS.AT

„Uns?“, Andreas, der Anwalt, gibt sich empört, als er das hört. „Glaubt ihr Österreicher wirklich, ihr helft mit eurem Geld dem lieben, armen Griechen, den ihr noch aus dem letzten Urlaub kennt?“ Fast vorwurfsvoll erklärt er, „dass das Geld aus euren Taschen direkt zu den ausländischen Banken wandert, die zuvor mit unseren Staatsanleihen ein gutes Geschäft gemacht haben“. Und ihnen, den drangsalierten Griechen, längst befreit von der Sirtaki-Beschaulichkeit, drohe weiteres Ungemach samt Ausverkauf des Tafelsilbers. „Wir wollen euer Geld nicht! Darum sind wir hier.“

Bei den „Empörten“
Sie nennen sich „die Empörten“, haben keine Führung, keine Symbole, dafür viel Sympathie für ähnliche Bewegungen in Spanien und Frankreich. Basisdemokratisch wollen sie an der Welt von morgen basteln und bis tief in die Nacht über jeden einzelnen Vorschlag abstimmen. „Klar, das klingt utopisch“, gesteht Student Panos ein, während er die leer geschossenen Tränengasgranaten der Polizei zusammenklaubt, „aber wir wollen nicht länger schweigen, mitmachen bei einem System, das nur noch Krisen schafft und faktisch bereits tot ist.“

Reiches Land, armer Staat
„Alle Reichen, die ich kenne, haben ihr Vermögen längst dorthin geschafft“, erzählt einer, der mit den Wohlbetuchten ein vertrautes Verhältnis pflegt – Theodore Orphanos, Manager, Kapitän, Kosmopolit. Er bittet uns, an Bord zu kommen, lässt an Deck auf edlem weißem Leder Platz nehmen, offeriert Getränke und seine Version des Scheiterns: „Wir Griechen sind Grenzgänger. Unser Staat ist in den letzten 200 Jahren fünfmal bankrottgegangen – und das sechste Mal steht unmittelbar bevor. Theodore hält nicht viel von den Beschwichtigungen, die Premier Papandreou in Brüssel verbreitet, und auch die Kapitalismuskritik der Demonstranten ist ihm fremd: „Der Staat ist verfault, korrupt, leistet nichts – und dann wundert man sich, dass jene, die Geld haben, keine Steuern zahlen?“

Er schildert Anekdoten, die jeder im Land kennt – sie handeln von Lehrern, die müde in der Schule sitzen, weil sie privat bis spät in die Nacht Nachhilfe geben; von Ärzten, die ohne Bestechung keinen OP-Saal betreten, und Bauern, die Tomaten anbauen, aber nie ernten, bloß weil die EU das gerade gut fördert. „Und jetzt sollen wir auf Druck der EU von Griechen zu Deutschen werden? Das kann doch nicht klappen.“ Zum Abschied hält er eine düstere Prognose bereit: „Hier wird noch Blut fließen, und ihr werdet euer Geld nie mehr wiedersehen.“

Lesen Sie die ganze Reportage im NEWS 25/11!

Kommentare

Ignaz-Kutschnberger

Frage Wann werden in Griechenland die ersten Politiker öffentlich hängen?? :-) Vielleicht könnten wir uns von den Griechen ja noch was abschauen *gg

Eigentlich zeigen die Griechen einen Witz auf... ... denn ab sofort sind keine Regierungen mehr nötig und schon gar kein Finazministerium und es gibt in Brüssel nur mehr einen Bankomaten für alle Mitgliedsländer.

Wenn einem Land das Wasser bis zum Hals und darüber steht, dann einfach den Code eintiippen - Kohle kommt und weiter gehts....

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Griechenland Die Politiker haben uns von Beginn an belogen wa Griechenland angeht. Entweder absichtlich oder aus Unwissenheit. Beides ein Grund dafür dass man sie raus wirft. Pröll hat die Reißleine schon vorher gezogen, denn der wußte was Sache ist. Und wenn Politiker meinen, dass Steuergeld zu verpulvern sinnvoller ist als die Banken krachen zu lassen, dann zeigt dies dass diese Leute nicht gewählte Vertreter des Volkes sind sondern die Lakaien der Banken. Also Leute, spart euch weiterhin alles vom Mund ab, damit die unser Geld verbrennen können.

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Re: Griechenland Ich glaube es war weder Unwissenheit noch böswillige Absicht, sondern schlichtweg die Gier.
Wenn man bedenkt, dass es sogar zu Sowjetzeiten möglich war ein nationalökonomisches Bild des Ostens zu zeichen ( und die gaben freiwillig aber schon gar nix raus was nicht geschönt war ) dann stellt sich die Frage, warum bei einem demokratischen Staat wie Griechenland mit relativ durchsichtiger Wirtschaft, keiner der zuständigen Zampanos einen Verdacht äußerte. Und das legt zumindest mir die Vermutung nahe, dass man es so genau gar nicht wissen wollte, weil man wieder gierig und gebannt auf einen neu zu erschließenden Markt schielte.

Berndorferbaer melden

Re: Griechenland hallo brabus, seit wann sagen politiker die wahrheit? griechenland hat die größten reedereien der welt. wenn man die besteuern würde, hätte griechenland kein problem mehr. alles was du den banken nimmst, geben sie doch wieder auf den kleinen mann mit versteckten kosten weiter. im endeffekt bezahlt wieder der kunde und nicht die bank. oder teusche ich mich da? glaube nicht, alles nur abschaum!!! mehr kann man dazu nicht sagen.

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Re: Griechenland Wenn Du 40-50 Jahre zurückschaust, war es kein Problem, wenn eine Bank pleite ging. Das fiel dann sozusagen unter marktwirtschaftliche Bereinigung. Heute geht das nicht mehr, weil die Banken durch unzählige Fusionen mittlerweile so groß sind, dass man sie nicht pleite gehen lassen kann, weil sie damit zahlreiche Länder mit in den Abgrund reissen. Sie sind mittlerweile aber auch schon zu groß um sie zu retten. Und darin liegt das Problem und es zeigt, dass man aus der Finanzkrise nichts gelernt hat oder nichts lernen wollte. Nur solange es so ist und man nicht strenge Regelwerke oder Aufspaltungen der Banken zulässt und solange Rating-Agenturen bankenabhängig sind und nicht meinungsbildend, sondern verbindlich bewerten dürfen, werden wir aus dieser Krise nicht mehr rauskommen. lg.

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Der Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister -gestern übrigens ein ausgezeichnetes Interview in der ZIB2- hat bereits vor 3 Jahren gemeint, dass die Finanzkrise kein Unfall war, sondern ein Systemfehler. Und dieser Systemfehler spitzt sich nun immer mehr zu bis wir erneut einer Weltwirtschaftkrise erliegen.

Dass man derart zielgerichtet genau das Falsche tun kann,wie es derzeit passiert,ist schon ein kleines Wunder an sich.Nebenbei verkauft man auch noch die EU-Bürger für blöd,denn wer bitte kann wirklich noch annehmen, dass ein Land mit 2% Wirtschaftswachstum Zinsen in der Höhe von 14% zurückzahlen und gleichzeitig mit konsumeinschränkenden Sparplänen seinen Haushalt sanieren kann?

Wurscht in welchen Rachen wir unser Geld stopfen, es landet immer bei den Banken,nicht bei den Griechen...aber kein Politiker traut sich das zuzugeben.

Berndorferbaer melden

Re: Der Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister servus higgs, ich habe die sendung auch genau im fernsehen verfolgt, es ar wirklich ausgezeichnet, mit deinem posting kann ich dir nur beipflichten.
liebe grüße!!!!
auch sidestep hat den nagel auf den kopf getroffen, gratuliere!!!

heinz49 melden

Re: Der Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister wieso 14%, diemeisten griechischen Staatsanleihen haben einen Koupon von 3,5-6,0 %, es gibt einen Unterschied zwischen Zinsen und Rendite, leider wissen das die wenigsten, oder weiss man es und kommuniziert es nur absichtlich falsch

schuldenfrei es sollte jedem Land seine Schulden erlassen werden
hat eh jeder bei jeden Schulden

dann hätte kein Land ein Defizit
und absofort darf kein Land Schulden machen
lasst mich weiterträumen

günza melden

Genau so sehen das viele nur die Verantwortlichen nicht. Glaubt denn wirklich jemand, dass den kleinen Griechen mit dem Geld geholfen ist. Blödsinn, die Banken und Spekulanten holen sich damit die Gewinne aus dem Land und in einigen Monaten stehen wir und besonders die Griechen vor demselben Problem. Die sogenannten Demokratischen Länder haben doch nur einen Unterschied zu den Diktaturen. Die Demokraten reden um den heißen Brei und füllen sich die Säcke mit dem Geld der anderen und die Diktatoren sagen es offen und tun dasselbe. Jeder Geschäftsführer der seinen Laden an die Wand fährt steht vor Gericht und geht einsitzen (siehe Libro) und die Politiker eines Landes die das tun gehen mit einer fetten Pension in den Ruhestand oder haben sich mit der Privatwirtschaft schon einen gut bezahlten Posten ausverhandelt.

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Re: Genau so sehen das viele Es wird Zeit, dass wir auch in Österreich einmal auf die Straße gehen und es den Faymanns, Spindeleggers, Gradischnigs und Straches und wie sie sonst alle heißen, einmal zeigen. Nur dann, wenn es innerhalb des Staats Unruhe gibt, werden diese Nichtskönner und Abkassierer aufwachen!!!

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Re: Genau so sehen das viele Hallo sidestep, schon lange nichts mehr von Ihnen gelesen. Ich hoffe, die kreative Schaffenspause war nicht gesundheitlich bedingt;-)lg.

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