"Zu blöde Politiker"-Sager regt auf:
Welle der Empörung nach Treichl-Kritik

SP wirft Erste-Chef Arroganz und Abgehobenheit vor Foglar findet Rundumschlag "völlig unangemessen"

"Zu blöde Politiker"-Sager regt auf:
Welle der Empörung nach Treichl-Kritik © Bild: BILD: FORMAT/Prohaska

Kreditvergaben an vertrauenswürdige heimische Firmen seien im Vergleich zu Ausleihungen an notleidende Staaten wie Griechenland zu streng reglementiert, kritisierte Treichl in Salzburg, und fügte hinzu: "Das ist eine Frechheit, das ist ein ganz grober Fehler. Unsere Politiker sind zu blöd und zu feig dazu und zu unverständig dafür, weil sie von der Wirtschaft keine Ahnung haben um dagegen zu wirken und das wird Österreich schaden und wir werden hinter andere Länder zurückfallen", wetterte Treichl. Eine Demokratie, die solchen Auswüchsen nichts entgegen setzen könne, verliere ihre Legitimation und öffne politischen Scharlatanen Tür und Tor, warnte der Erste-Boss.

"Also ich finde, es ergibt ein sehr schlechtes Bild, wenn man zuerst die Politik und die Menschen um Hilfe bittet und wenn man dann die Hilfe bekommen hat, Raffgier und Abgehobenheit an den Tag legt", kritisierte SPÖ-Staatssekretär Josef Ostermayer in der ORF-ZIB am Sonntagabend. "Damals, am Höhepunkt der Finanzkrise, sei etlichen Bankmanagern Angst ins Gesicht geschrieben gewesen, jetzt weicht es offenbar wieder ein bisschen in Arroganz." Ostermayer erinnerte daran, dass die Erste unter den Banken war, die in der Krise Staatshilfe bekommen hat.

"Wenn sich Banken wirtschaftlich verspekulieren und von der Politik Haftungsgarantien beschlossen werden, die noch dazu für die Bevölkerung unverständlich sind, ist es Treichl überlassen, selbst zu beantworten, wer hier feig und blöd ist. Der, der sich verspekuliert hat, oder der, der hilft, das Bankengeschäft aufrecht zu erhalten und die Spareinlagen abzusichern", so der Kärntner VP-Nationalratsabgeordnete Gabriel Obernosterer in einer Aussendung. Immerhin seien mit diesen Milliarden auch die Spareinlagen der Menschen abgesichert worden.

Foglar findet Rundumschlag "völlig unangemessen"
ÖGB-Chef Erich Foglar findet den Rundumschlag von Treichl "völlig unangemessen", wie er zum "Kurier" sagte. In der Sache teilt Foglar demnach aber die Kritik Treichls an der Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften für Kredite an Unternehmen. Diese würden die Realwirtschaft abwürgen. Dennoch kann sich Foglar einen Seitenhieb nicht verkneifen: Bei seinen Mitarbeitern fahre Treichl ein Sparprogramm, während im Aufsichtsrat die Gagen erhöht werden. "Und nun beschimpft er genau jene, die mit Partizipationskapital die Banken in der Krise unterstützt haben."

Der Ton sei für einen Bankdirektor vielleicht ein bisschen unüblich, aber er wolle da jetzt nicht gegenrechnen und Öl ins Feuer gießen, so Budgetsprecher der Grünen, Werner Kogler, im Ö1-Morgenjournal. Kogler erkennt einen wahren Kern in den Aussagen von Treichl: "Auch die Grünen kritisieren regelmäßig, dass die Kredite in die Realwirtschaft gegenüber den spekulativen Veranlagungen wesentlich schlechter gestellt sind. Das ist ein Unsinn. Das sind die Ursachen für Krisen."

BZÖ: "Sollte Mund nicht zu voll nehmen"
BZÖ-Chef Josef Bucher war verwundert über die "Aussage eines Bankers, wenn er die Politiker beschimpft gerade nach einigen Jahren, wo wir den Banken massiv geholfen haben, bzw. der Steuerzahler massiv geholfen hat. Und da sollte man den Mund eher nicht so voll nehmen", so Bucher im Ö1-Morgenjournal. Auch er glaubt aber, dass die Kreditvergaben falsch seien: "Die Leichtfertigkeit auf europäischer Ebene, nämlich Griechenland beispielsweise unter die Arme zu greifen, das ist ein massiver Fehler der Politik gewesen."

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky gibt Treichl inhaltlich zwar recht, meint aber: "wir sind damit nicht gemeint". Der Erste-Chef treffe vielmehr seine eigenen Parteifreunde, die ÖVP-Finanzminister. "Da mag es sein, dass hier die Attribute des Herrn Treichl zutreffen. Nur Faktum ist, der Herr Trreichl ist aus meiner Sicht die personifizierte Unanständigkeit. Nimmt Staatshilfe im Milliardenausmaß und schimpft nachher und zahlt sich selbst Millionenhonorare aus", so Vilimsky im Ö1-Morgenjournal.

Treichl steht zu umstrittenen Äußerungen
Treichl selbst steht auch drei Tage nach seinen umstrittenen Äußerungen zum Inhalt, wie aus der Bank zur APA bestätigt wurde. "Möglicherweise waren die Worte ein wenig heftig, aber hoffentlich führen sie zu einem Ergebnis", wird Treichl dazu im "Kurier" zitiert. Bisher habe es nur positive Reaktionen auf seine Rede, vor allem aus der Wirtschaft, gegeben. In der ORF-Pressestunde am Sonntag zeigte etwa Veit Sorger, Chef der Industriellenvereinigung, Verständnis für Treichls Unmut, "der grundsätzlich bei Unternehmen vorhanden ist". Grund sei ein gewisser Stillstand im Land, sagte Sorger, der auch Aufsichtsratschef der Banken-ÖIAG Fimbag ist.

Treichls umstrittener Sager hatte folgendes Faktum zum Inhalt: "Eine Firma, die ich seit 100 Jahren kenne, die noch nie einen Verlust gemacht hat und 50 Prozent Eigenkapital hat, möchte jetzt einen Kredit von mir haben. Dann brauche ich als Bank heute zehn Mal so viel Eigenkapital wie wenn ich eine Anleihe an Griechenland vergebe, wo ich jetzt schon weiß, dass die wenn dann nur über die Steuerzahler zurückgezahlt werden kann."

Mitterlehner und Nowotny fühlen sich nicht betroffen
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny fühlen sich von der Politikerschelte des Erste-Bank-Generaldirektors Andreas Treichl nicht betroffen, lassen aber durchblicken, dass man über die Aussagen Treichls inhaltlich diskutieren könne. In einer gemeinsamen Pressekonferenz versuchten Mitterlehner und Nowotny am Montag dem Eindruck entgegenzuwirken, dass die Realwirtschaft nach wie vor an Kreditknappheit leide.

(apa/red)

Kommentare

Nach der heutigen Zustimmung für weitere Mrd. von Frau Fekter kann man Herrn Treichl für seine offenen Worte nur danken!

Immer wieder stimmen unsere PolitikerInnen in Brüssel bedenkenlos zu!

melden

Eine Frechheit Pardon, aber dieser Treichl ist ein narzisstisches Arschloch! Sein Unternehmen muss mit Unmengen von Steuergeld gerettet werden und gleich nachdem die Krise vorbei zu sein scheint erhöht er sein eigenes Gehalt auf 1 Million Euro pro Jahr! Bei den Mitarbeitern und Kunden wird jeder Cent umgedreht, aber der Herr Treichl ist ja so ein produktiver Mensch - da ist die Mille im Jahr ja absolut berechtigt!

Das Einzige womit er Recht hat ist die erschwerte Kreditvergabe an KMUs, bei Griechenland gibts leider keine andere Option ausser Krieg...

melden

Re: Eine Frechheit Nicht mal mit den KMUs hat er Recht. Entweder schlägt bei ihm Alzheimer bereits zu oder die Präpotenz vernebelt ihm die Sinne, denn die verschärften Regelungen für die KMUs sind ein Resultat aus Basel III, sind also auf die ZentralBANKEN und die G10 zurückzuführen.

melden

Re: Eine Frechheit Aber vielleicht will er ja der möglicherweise neuen Partei der IV beitreten und übt sich schon mal in ein bisserl Populismus;-)

melden

Re: Eine Frechheit @higgs

Danke für die Info, hatte irgendwas mit der EZB im Kopf ;)

Ja das wäre durchaus amüsant, würde wohl genauso wichtig sein wie die Monarchisten! :D

melden

Re: Eine Frechheit Es könnte natürlich auch sein, dass sich Treichl statt feiger und blöder Politiker wieder schöne, junge und gutaussehende Politiker, für die grundsätzlich die Unschuldsvermutung gilt, zurückwünscht *gg*

Als Ausgeburt neoliberaler Gehirnwäsche, in denen der Staat sich hauptsächlich wirtschaftlichen Interessen unterzuordnen hat, würde mich das ehrlich gesagt nicht wundern.

Politiker als trainees in die Wirtschaft!? Treichls Sager regt ja nur diejenigen auf, die sich betroffen fühlen, und das sind in erster Linie Politiker, die wirklich NICHTS von Wirtschaft verstehen. Sonst wären so manche von ihnen in der Wirtschaft, logisch!? Und Politik muß zur Kenntnis nehmen, daß sich diejenigen irgendwann berechtigt zu Wort melden, über die (unprofessionell) regiert wird.

Vielleicht hat Treichl ja gar nicht so unrecht Ob derartige Meldungen vom Leiter eines Unternehmens, das Steuergelder zur Absicherung seiner Existenz benötigt, angebracht sind ist natürrlich eine andere Frage. Im Übrigen ist mir Herr Treichl mit seiner Sparkassengruppe ohnehin etwas suspekt. Es gibt wenig Banken die noch niedrigere Sparzinsen zahlen, wenig Banken haben noch höhere Gebühren, jetzt wird sogar bei den Mitarbeitern ein Sparkurs gefahren. Ich frage mich wo all dieses Geld verschwindet. Vielleicht am Gehaltskonto von Herrn Treichl und seinen Managern?

aufzeig

Treichl sagt nur das was alle denken wären Spezialisten in der Politik, Leute die auch gelernt haben was sie ausführen sollen,dann würde es auch anders aussehen.

christian95 melden

Treichl versteht mehr von Geldgeschäft wie Pröll, Faymann und Fekter zusammen! Nur die große Koalition löst die großen Probleme verkünden sie vollmundig; - und welche haben sie gelöst?

Höhere Steuern und damit eine neuerliche Teuerungswelle bekamen wir.

Aber weiterhin keine
Bildungsreform
Heeresreform
Verwaltungsreform
Pensionsreform
Gesundheitsreform
Staatsreform
usw.

Treichl hat 100% recht!

powervomland melden

Re: Treichl versteht mehr von Geldgeschäft ... Lieber Christian, Sie haben recht! Absolut!

SOLIDARITÄTSBEITRAG - Oh du gesegnete Dummheit! Wenn ein Unternehmen in Konkurs schlittert das Assets in der Höhe von 280 Mrd. Euro hat und Schulden in der Höhe von 310 Mrd. dann ist das wohl kaum einen Artikel in der Zeitung wert, weil es keinen Konkurs geben würde, sondern die Gläubiger würden sich Ihre Leistungen grundbücherlich abgesichert haben. Griechenland ist nichts weiter als ein kluges Unternehmen. Hat Schulden wie ein Stabsoffizier und Anlagegüter wie Heu. Die Schulden werden nun von den Banken auf die Staatsbürger Europas abgewälzt und das wars. Griechenland hat seine Schulden los, kann seine Güter behalten, die Banken haben die faulen Kredite los und schon wieder hats den Konsumenten erwischt. Oh du glückliches Österreich. Das nennt man dann Solidarität!

normalerweise denkt sich einer das und sagt es nicht.wenn ein unternehmen oder staat geld braucht ist etwas nicht ok und alle banken geben soviel wie die besicherung es zulässt.er wird sich halt denken sind die wirklich so dumm so viel sinnlos nach griechenland und portugal zu geben und unsere betriebe werden durch überzogene steuern ausgenommen und hängengelassen. so lese ich das als pensionierter unternehmer

Wer sind nun die DÜMMSTEN der Nation? Wie immer - die KONSUMENTEN! Sich darüber auszulassen wer wohl die Dümmsten der Nation sind, mag das Thema ein bisschen verfehlen meine Herren. Denn die Dümmsten sind natürlich die Konsumenten, die Ende der Wertschöpfungskette, denn die sind es auch die Ihre Gier lieber Hr. Treichl & Co und ihre dumme Bankenrettung liebe Politiker bezahlen. Zuerst kaufen die Konsumenten Anlageprodukte, bei denen samt uns sonders sowieso nichts zu verdienen ist und wenn dann nur mit Glück. Am Ende geht alles den Bach runter und dann erbost sich der Staat die Einlagen zu sichern, natürlich mit Steuergeldern. D. h. Damit ich das Geld das auf meinem Sparkonto liegt sicher zurück bekomme, sichere ich auf der anderen Seite das Geld mit meinen Steuergeldern ab. Dass ist wohl die Spitze der Dummheit.

Treichl\'s Rundumschlag Grundsätzlich hat er schon Recht wenn er sagt dass die Politiker keine Ahnung von Wirtschaft haben (sonst wäre Österreich nicht so hoch verschuldet und wir würden unser Steuergeld nicht den Griechen und Portugiesen nachwerfen). Aber die Banken sind es die ihre Finger überall da drin haben wo am Ende des Tages Geld vernichtet wird und der Steuerzahler wieder einspringen muß. Daher sitzen beide, Polittker und Banker im gleichen Boot.

Seite 1 von 2