Von Katzen, Hunden & 'Memorys'

Peter Weck, Schirmherr des Erfolgs-Musicals, im Interview

von "Cats" - Von Katzen, Hunden & 'Memorys' © Bild: Miriam Höhne

Mit NEWS.at sprach das österreichische Urgestein, wie das damals so war, als die Katzen nach Wien kamen und was die heutigen Theater-Intendanten falsch machen...

NEWS.at: Was ist das für ein Gefühl, nach fast 30 Jahren wieder die Originalinszenierung seines Babys zu sehen?
Peter Weck: „Memory“ eben! Schöne Erinnerungen kommen hoch. Nachdem ich mich ja innerlich eigentlich schon vom Musical-Genre gelöst habe, spüre ich jetzt wieder ein Aufflackern in mir. Das Stück, das ich seinerzeit nach Europa gebracht habe, kommt wieder nach Wien – ein sehr schöner runder Bogen. Natürlich übernehme ich dafür die Schirmherrschaft. Es hat mich sehr gefreut, dass man wenigstens in Deutschland daran gedacht hat, mich zu fragen.

NEWS.at: Hören Sie heute den Song „Memory“ mit anderen Gefühlen als vor 30 Jahren?
Weck: Nein. Was mir aber einfällt: Ich habe mir ja damals, zu Zeiten des Eisernen Vorhangs, in den Kopf gesetzt, das Stück nach Moskau zu bringen. Das ist mir dann auch nach etlichen Anstrengungen gelungen. Ich weiß noch: In Moskau wurde bloß „Memory“ angestimmt und schon brach das Publikum in Jubel aus. Das war ein sehr schönes Gefühl, dass uns unser Ruf voraus geeilt ist!

NEWS.at: Gibt es noch andere persönliche Anekdoten, an die Sie sich gerne erinnern?
Weck: Ich war vier- bis fünfmal in Moskau, um das Stück dort zu verkaufen. Und immer wieder bin ich mit einem NJET! wieder abgereist – und dass, nachdem ich mit den Herrschaften unheimlich viel Wodka trinken musste! Im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien habe ich zufällig die Frau des damaligen sowjetischen Außenministers Schewardnadse getroffen – und die hat das Stück geliebt. Und siehe da: kurze Zeit später war CATS in Moskau gelandet!

NEWS.at: Sie haben von Anfang an an den Erfolg von CATS geglaubt…
Weck: Geglaubt: durchaus. Gewusst: nein! Ich dachte mir: Entweder brechen wir mit diesem Musical total ein oder wir haben einen durchschlagenden Erfolg. Und Gott sei Dank ist Letzteres eingetreten.

NEWS.at: Mussten Sie damals, als Sie CATS nach Wien holten, gegen Widerstand kämpfen?
Weck: Also ich musste niemanden fragen, ob ich darf oder nicht darf. Aber unterschwellig gab es diesen Widerstand durchaus. Aber wissen Sie, es gibt ja immer wieder Leute, die einem den Erfolg nicht gönnen! (lacht) So kam es durchaus immer wieder zu schlechten Stimmungen – natürlich nur so lange, bis alle das Resultat sahen und sich der Erfolg einstellte!

NEWS.at: In Ihrer Zeit als Chef der VBW zeichnen Sie auch für Musical-Klassiker wie „Elisabeth“ und „Phantom der Oper“ verantwortlich. Sie haben deshalb den Spitznamen „Vater der deutschen Musical-Renaissance“…
Weck: Ach so, hab ich das?

NEWS.at: Stören Sie solche Bezeichnungen?
Weck: Wenn mir manche Leute solche Titel geben wollen, dann freue ich mich. Dann habe ich anscheinend etwas bewegt, das Früchte getragen hat. Aber ich habe es nicht deswegen gemacht!

NEWS.at: Aber mal ehrlich: Haben Sie nicht das Gefühl, die österreichische Musical-Welt mitgeprägt zu haben?
Weck: Doch, eine Zeit lang sicherlich! Absolut, keine Frage!

NEWS.at: Kommen wir auf CATS zurück: Sind Sie persönlich ein Katzenliebhaber?
Weck: Eigentlich nicht, nein. Ich hatte auch nie eine als Haustier. Hunde mag ich lieber.

NEWS.at: Mit welcher Figur aus CATS können Sie sich am ehesten identifizieren?
Weck: Sicher nicht mit dem Macho Rum Tum Tugger! (lacht) Schon eher mit Bustopher Jones, der immer dicker wird und sehr gerne genießt! Das ist ein gemütlicher Typ, der gefällt mir.

NEWS.at: Letzte Frage: Was machen die heutigen Theater-Intendanten falsch? Auf Knüller wie CATS oder Elisabeth wartet man heute vergeblich …
Weck: Heute werden Theater nur noch vom Schreibtisch aus geleitet. Kaum nennt sich ein Stück „Musical“, muss es automatisch ein finanzieller Erfolg sein. Ein großer Druck. Für Leute, die nicht von der Pike auf das Theater und alles rundherum erlernt, gelebt und geliebt haben, ist es schwer, eine Verbindung zu dieser Welt zu bekommen. Für mich war Theater immer mehr als nur eine Geldmaschine. Ich habe Theater damals gelebt – mit allem, was dazugehörte.