Barfuß im Schnee stehen und Essverbote: Kinder in steirischem Heim misshandelt

Angestellte wollte aufdeckten und wurde gefeuert Heimleiterin fristlos entlassen. Mitarbeiter gekündigt

Barfuß im Schnee stehen und Essverbote: Kinder in steirischem Heim misshandelt

Die Kinder sollen u.a. spärlich bekleidet in den Schnee gestellt und mit Essensentzug bestraft worden sein. Vor einigen Wochen wurde dann Pro Juventute von einem Wiener Urlauber per Mail informiert, der Wind von der Sache bekommen hatte. Eine interne Untersuchung und Anzeigen durch Pro Juventute folgten, die Heimverantwortlichen wurden entlassen.

Angestellte wurde gekündigt
In dem Heim waren drei Mädchen und zwei Buben, die alle vom Jugendamt aus ihren Familien weggebracht worden waren. In der Einrichtung, die mittlerweile geschlossen und in ein anderes Gebäude umgezogen ist, wurden die Kinder laut Zeitung schon bei geringfügigen Verstößen gegen die Anordnungen der Heimleiterin bestraft. So mussten sie barfuß und nur mit Hose und T-Shirt bekleidet bis zu einer Viertelstunde im Schnee stehen. Weiters setzte es stundenlanges Eckenstehen bzw. wurde Sprechverbot von der Heimleiterin, deren Ehemann oder der stellvertretenden Heimleiterin verhängt. Eine Angestellte, die die Missstände bei Pro Juventute melden wollte, sei von der Heimleitung gekündigt worden, obwohl diese dazu gar nicht berechtigt gewesen sei.

Heimleiterin fristlos entlassen
Ans Licht gekommen ist die Sache am 1. September durch ein E-Mail eines Wiener Urlaubers an den Präsidenten von Pro Juventute, der wiederum Kenntnis von einem anonymen Tagebuch erlangt hatte, in dem die Vorwürfe festgehalten waren. "Wir sind dem Herrn wirklich dankbar", so Direktorin Sabine Kornberger-Scheuch zur APA. Die Organisation habe sofort eine interne Untersuchung eingeleitet, bei der auch die Kinder befragt worden seien. Die Heimleiterin sei zu dem Zeitpunkt gerade auf Urlaub gewesen. Man habe dann sofort Anzeige bei den Behörden erstattet. Die Heimleiterin sei fristlos entlassen, ihr ebenfalls beschäftigter Ehemann sowie die stellvertretende Leiterin gekündigt worden.

Kinder in anderem Haus
Die Kinder seien nun in einem anderen Haus, eine erfahrene Pädagogin kümmere sich um sie. Laut Kornberger-Scheuch ist dieses Heim das vorletzte von 24 gewesen, das auf ein neues Betreuungssystem umgestellt wurde, nämlich weg von "Familienverbänden" zu stationären Wohngemeinschaften mit einer durchgehenden Betreuung. Laut "Kleine Zeitung" habe eine frühere Betreuerin die Missstände schriftlich vor einem Jahr an den Betriebsrat gemeldet. Dazu Kornberger-Scheuch: "Wir gehen dem gerade nach". Wenn diese Information wirklich nicht weitergegeben worden sei, dann gebe es Konsequenzen.

Ermittlungen gegen drei Personen
Seitens der Staatsanwaltschaft Leoben wurde bestätigt, dass man vor einigen Wochen, Ende September, durch einen Anlassbericht der Kriminalaußenstelle Niklasdorf mit dem Fall konfrontiert worden sei. Es werde nun gegen drei Personen ermittelt, so Sprecherin Reingard Wagner.

"Pro Juventute" wurde 1947 in Salzburg gegründet, Zweck der Einrichtung war die Aufnahme von Kriegswaisen. Der Aufgabenbereich habe sich im Laufe der Jahre geändert, nun werden "Sozialwaisen" betreut. Seit 1947 waren dies rund 5.000 Kinder, derzeit sind es rund 220, betreut in 24 Einrichtungen in ganz Österreich. Die Organisation hat rund 250 Mitarbeiter.

Bereits der zweite Fall
Erst im September hatte ein anderer Fall in einer steirischen Einrichtung für Schlagzeilen gesorgt: In einem Sonderpflegeheim in Schwanberg sollen Patienten über Jahre hinweg zum Teil von leitenden Mitarbeitern misshandelt worden sein. Vergewaltigungen von Patienten an anderen Patienten sollen vertuscht und Lebensmittel für die Bewohner von Pflegerinnen gestohlen und mit nach Hause genommen worden sein.

(apa/red)

Kommentare

Kinder in steirischem Heim misshandelt Ist sicher nicht ein Einzelfall:
Tausende Kinder werden in den Heimen Misshandelt.
Das war schon immer so und wird auch immer so sein.
Leider zum Leidwesen dieser armen Kinder die in ihrem späteren Leben mit der Gesellschaft nicht klarkommen und dann erst recht vom leben Misshandelt und bestraft werden.
Das Kinder- Schutz- Gesetz gehört grundlegend geändert und vor allem die Verjährungsfrist muss geändert werden.

Kindermisshandlung Was der Kirche recht war scheint diesen Menschen billig genug zu sein. Das Gesetzbuch und der Strafenkatalog enthalten hoffentlich genügend Einträge für eine harte Bestrafung für erwiesene Misshandlungen.

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