Letzter Vorhang für NonStop-Kino fällt:
Die Grazer Kult-Location muss zusperren

Nach Streit mit ÖBB muss Kino geräumt werden Noch einmal Programm am "Tag des Denkmals"

Letzter Vorhang für NonStop-Kino fällt:
Die Grazer Kult-Location muss zusperren

Im "NonStop"-Kino findet diesmal die feierliche Eröffnung des steirischen Denkmaltages (11.00 Uhr) statt. Anschließend wird Programm mit Wochenschauen aus den 1960er-Jahren "und ein bunter Mix aus allem, was hier immer gelaufen ist" geboten, so Betreiberin Bettina Aichbauer im Gespräch mit der APA. Filme wie "Bambi", Karatestreifen, Prügelkomödien und Horrorfilme standen in den 1960ern und den 1970er-Jahren auf dem Programm, das bis Ende der 70er Jahre auf Sexfilme umgesattelt wurde.

Nicht mehr tragbar für Bahnhofbetrieb
Am 1. Oktober muss das Filmhaus geräumt sein. Die ÖBB, in deren Besitz sich das Gebäude befindet, hat über Jahre hinweg eine Räumung angestrengt, die noch diese Woche erfolgen sollte. Aufgrund des "Tag des Denkmals" wurde die Frist bis zum 1. Oktober aufgeschoben. Die Nutzung hat sich im Laufe der Jahre von einem Kino stark in Richtung Eventlocation verändert - u.a. trat Skandal-Rocker Pete Doherty mehrmals auf. "Das alles war für den Bahnhofbetrieb - immer wieder gab es Probleme mit Besuchern, die auf den Bahnsteigen umherirrten - nicht mehr tragbar", so Walter Mocnik, steirischer Sprecher der ÖBB. Die Nachnutzung des Lichtspielhauses steht noch in den Sternen - kürzlich erst ist das Kino unter Denkmalschutz gestellt worden.

Früher wirklich "NonStop"-Programm
Das" NonStop" wurde 1957 von Walter Haslacher, dem Vater der heutigen Betreiberin, nach den Plänen von Architekt Fritz Ullrich errichtet. Anfangs wurden im 500 Personen fassenden Saal täglich von 10 bis 22 Uhr Wochenschauen gezeigt, "anschließend gab es Filme nonstop, das heißt, Besucher konnten zu jeder Zeit ein und aus gehen", erzählt Aichbauer. Die Einrichtung galt als hypermodern: Vor allem der großzügige Reihenabstand, die stark geneigte Bodenfläche, Schalldämmung, Heizung und Belüftung und die Kino-Technik waren am neuesten Stand. Heute gilt es aus Sicht des Bundesdenkmalamtes "in seinem authentischem Erhaltungszustand und seiner für die Entstehungszeit typischen Gestaltung als bedeutendes Dokument für die Kino-Architektur der 1950er Jahre in Graz sowie überregional als charakteristisches Beispiel für ein Nonstop-Kino am Bahnhof".

"Jedes Ende ist ein Neubeginn"
Mit der Schließung verlieren zwei Mitarbeiter ihren Job. "Für uns alle, auch meine Mutter und meine Kinder, ist es nach so vielen Jahren ein schmerzhafter Moment, aber jedes Ende ist ein Neubeginn, ganz so wie es immer schon im 'NonStop' geheißen hat", so Aichbauer.

(apa/red)