"Freiheitliche haben ein großes Problem ..."
Buchautor über blaue Wahlkampfstrategien

Narodoslawsky: Freiheitliche "sind schon am Limit" Rosenkranz? "Dümmste, was man machen konnte"

Es sind Wahlkampfzeiten, da können provokante Plakate der FPÖ fast schon als Tradition angesehen werden. Welches Kalkül, welche Motive dahinterstecken und welch großes Problem die Freiheitlichen haben, das erklärt Benedikt Narodoslawsky im NEWS.at-Interview. Der heutige Redakteur der Monatsmagazins "Datum" setzte sich in seiner Diplomarbeit mit den freiheitlichen Kommunikationsstrategien auseinander. Eine aktualisierte Fassung erschien im Frühjahr 2010 auch in Buchform, und zwar unter dem Titel "Blausprech. Wie die FPÖ ihre Wähler fängt".

"Freiheitliche haben ein großes Problem ..."
Buchautor über blaue Wahlkampfstrategien

NEWS.at: : Anlässlich Ihrer Diplomarbeit haben Sie einen Einblick in die FPÖ-Wahlkampfmaschinerie bekommen. Wer ist dort für die Kampagnen zuständig?
Benedikt Narodoslawsky: Es gibt zwei Main Player: Generalsekretär Herbert Kickl und Bundesgeschäftsführer Hans Weixelbaum, wobei Ersterer für die inhaltliche und Letzterer für die technische Umsetzung zuständig ist. Beide kommen aus Jörg Haiders Stall und haben in Kärnten unter Gernot Rumpold (Anm. d. Red.: ehemaliger FPÖ-Bundesgeschäftsführer) ihr Handwerk gelernt. Nimmt man die Strache-Wahlkämpfe unter die Lupe, erkennt man, dass sie stark von der Ära Haider beeinflusst wurden.

NEWS.at: : Wie entsteht ein FPÖ-Plakat?
Narodoslawsky: Von der Aufmachung sehen sie schon seit fünf Jahren gleich aus: Fette rote Schrift, fescher Strache-Kopf, ein eingängiger Slogan meist in Reimform, unterhalb noch ein Slogan vor blauem Hintergrund. Wer das Plakat sieht, weiß sofort, dass es von der FPÖ kommt. Da haben sie einen Vorteil gegenüber allen anderen Parteien, die in jeder Wahl das Plakat-Layout ändern und schwerer wiedererkannt werden. Wichtiger als die Wiedererkennbarkeit ist für die FPÖ aber der Slogan. Kickl ist der Hofpoet der Freiheitlichen. Er grübelt sehr lange über diese Slogans, sie kommen auch erst zum Schluss dazu. Kickl hat mir einmal gesagt: „Wirklich zuallerletzt entsteht der Slogan. Mitunter entsteht er sogar erst dann, wenn das Plakat in der Druckerei ist und jemand dort schon wartet, dass er auf den Knopf drücken kann.“ Bei seinen Reimen orientiert er sich nicht an politischen, sondern wirtschaftlichen Werbesujets: Je simpler, desto eingängiger, desto besser. Bemerkenswert ist, dass andere Parteien diese Linie mittlerweile imitieren. Er hat den Reim in der Politik wiederentdeckt und damit Standards gesetzt.

NEWS.at: Welche Strategie steckt dahinter?
Narodoslawsky: Es wird bewusst provoziert. Der Sinn der Sache ist, die mediale Debatte damit zu bestimmen, was auch immer wieder gelingt. Ein gutes Beispiel ist der aktuelle Wiener Wahlkampf, in dem Zuwanderung mittlerweile zum zentralen Thema geworden ist. Das wurde von der FPÖ mit dem „Wiener Blut“-Plakat angeregt, und das nutzt ihr natürlich am meisten. Denn die Wahlforschung hat in den letzten Jahren eines ganz deutlich gezeigt: Das mit Abstand wichtigste Motiv für die FPÖ-Wähler ist die Anti-Ausländer-Linie. In der Steiermark hat man das mit dem Anti-Minarett-Spiel erreicht.

NEWS.at: : Wie sollten die anderen Parteien darauf reagieren? Bereits in der Ära Haider hat man vergeblich ein Gegenmittel gesucht. Komplettes Ignorieren hat nicht funktioniert.
Narodoslawsky: Das ist das Dilemma, das die FPÖ so gerne ausnutzt. Sie weiß, dass auf Provokationen reagiert werden muss, und es wird auch darauf reagiert. Natürlich kann man FPÖ-Aussagen wie „Mohammed ist ein Kinderschänder“ nicht ignorieren, schließlich ist das strafrechtlich relevant. Aber die meisten Provokationen der FPÖ sind ja gemäßigter und subtiler. Und dort sollten alle FPÖ-Gegner nicht immer in die gleiche Falle tappen und Provokationen besser ignorieren. Im Wahlkampf zur Nationalratswahl 2008 beispielsweise wurde „Asylbetrug statt Heimatflug“ affichiert. Die erhoffte Aufregung trat aber nicht ein, und am Wahltag blieb man unter den Erwartungen. Stattdessen bestimmte das Fünf-Punkte-Programm der SPÖ den Wahlkampf.

NEWS.at: : Provokationen erfolgen ja nicht nur über Wahlplakate. Im letzten Bundespräsidentschaftswahlkampf sorgte FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz via Interview für einen Skandal, als sie sich für eine Aufhebung des NS-Verbotsgesetzes aussprach. Und auch dort war ein relativ schlechtes Wahlergebnis die Folge.
Narodoslawsky: Die FPÖ hat mit einem Thema ein großes Problem, und das ist der Nationalsozialismus, der in Österreich immer noch als unsexy gilt. Sobald sie in dieses Fahrwasser gerät, hat sie ein Problem. Die Kandidatur von Barbara Rosenkranz war demzufolge das Dümmste, was sie machen konnte. Auch für die FPÖ Steiermark könnte das noch ein großes Problem werden. Spitzenkandidat Kurzmann
ist ja Mitglied der Kameradschaft IV, die als rechtsextrem gilt. Außerdem ist das Anti-Minarett-Spiel nun auf Neonazi-Seiten aufgetaucht. Das gab böse Presse, das schreckt die Wähler ab, und damit könnte sie sich ins eigene Knie geschossen haben.

NEWS.at: : Zurück zum Wiener Wahlkampf: Wie schneidet denn das „Wiener Blut“-Plakat im Vergleich zu früheren Sujets ab?
Narodoslawsky: Vorab muss gesagt werden, dass die FPÖ gemerkt hat, dass es ohne provokanten Sager einfach nicht geht. Vor einigen Monaten wurde versprochen, dass es keinen „Daham statt Islam“-Wahlkampf geben würde. Der Grund dafür war vermutlich, dass man mit radikalen Sagern zwar Kernwähler mobilisieren, damit aber nicht zur Großpartei aufsteigen kann. Bei seinem erfolgreichsten Wahlkampf im Jahr 1999 agierte Jörg Haider ja auch relativ gemäßigt. Jetzt beschränkt sich die FPÖ sowohl in der Steiermark als auch in Wien wieder auf einen rein provokanten Ausländerwahlkampf.

NEWS.at: : Dieses Plakat wurde also wieder bewusst als Provokationsmittel eingesetzt?
Narodoslawsky: Ja. Und das Entscheidende dabei ist, dass die FPÖ immer gleich die entsprechende Argumentation nachliefert. Zunächst provoziert sie, danach folgt gleich ein „Nein, so war es ja gar nicht gemeint“. In diesem Fall werden Johann Strauss und Falco zur Verteidigung angeführt. Doch im Detail wird es hier richtig spannend: Falco hatte damals das Wiener SPÖ-Netzwerk Klub 45 kritisiert. Nimmt man nun den genauen Wortlaut des Slogans her, würde das bedeuten „Mehr Mut zum Klub 45“, und damit mehr Mut zum SPÖ-Netzwerk. Außerdem war „Wiener Blut“ zwar eine Strauss-Operette, diese wurde aber im Dritten Reich für die Leinwand adaptiert. Der Film erhielt von der NS-Prüfstelle die Prädikate „künstlerisch besonders wertvoll“ und „kulturell wertvoll“, ist also einer der höchstdekorierten Nazi-Filme. Auch wenn es kein Propagandafilm ist: Die Nazis haben die Geschichte vom „Wiener Blut“ auch schon super gefunden.

NEWS.at: : Die FPÖ spricht nach solchen Aufregern gerne von einer linken Hetze und sieht sich als Opfer.
Narodoslawsky: Das ist für die FPÖ ein netter Nebeneffekt, denn damit wird eine „Jetzt erst recht“-Stimmung erzeugt. Heinz-Christian Strache betont das immer wieder, wenn er gegen die Linken schimpft und eine große Weltverschwörung wittert. Und so etwas zieht immer bei den kleinen Leuten.

NEWS.at: : Wird es im laufenden Wiener Wahlkampf noch zu weiteren Aufregern vonseiten der FPÖ kommen?
Narodoslawksy: Die FPÖ kann sich keinen größeren Aufreger mehr leisten, ohne selbst Schaden zu nehmen. Sie ist schon am Limit. Doch die Provokation wurde bereits gesetzt, und seitdem dreht sich der gesamte Wahlkampf um Zuwanderung. Sie hat also das erreicht, was sie haben wollte.

Kim Son Hoang

Blausprech. Wie die FPÖ ihre Wähler fängt
Benedikt Narodoslawsky
268 Seiten
Erschienen im Leykam Buchverlag

Kommentare

Woodentree melden

Thinkk about it Ehrlicherweise weiß ich inzwischen nicht mehr, was euch mehr Spaß macht.. euch gegenseitig aufzuwiegeln oder einfach nur aus Prinzip zu streiten. Vielleicht solltet ihr mal darüber nachdenken, dass leider keine Partei das Gelbe vom Ei ist... things change. Politik ist inzwischen nichts mehr als Geld in die eigene Tasche zu scheffeln und Macht zu gewinnen.
Dabei sollte eigentlich jedem klar sein, dass der, der Macht will, selten Gutes damit tut. Das ist zwar keine Antwort, aber ich glaube nicht, dass es eine Lösung ist, sich gegenseitig fertig zu machen, während alle (wirklich alle) Parteien versuchen, die Bevölkerung gegen andere aufzubringen. Überlegt mal, wär das ganze links-rechts Hickhack nicht da, wärt ihr trotz aller Differenzen trotzdem fähig, zivilisierte Konversationen zu führen.

Q-Marine melden

Re: Thinkk about it Das ist ein sehr guter und konstruktiver Beitrag.
Es wird aber eben immer so weitergehen, solange die Regierungspartei nicht Angst haben muss, abgewählt zu werden. Aus diesem Grund sollte vielleicht einmal eine andere Partei (wie die FPÖ) ihre Chance bekommen. Das nächste Mal wird die SPÖ dann vielleicht bessere Arbeit leisten.
Müsste ich keine Angst haben meinen Arbeitsplatz zu verlieren, würe ich mich ja auch auf die faule Haut legen. Das geht aber scheinbar nur in der Politik.

melden

@ woodentree hallo,

du schreibst sehr nett+deine gedanken sind gut+schön.

prinz.ist die polit. ausrichtung spiegelbild dessen,wie ich bin+wie ich das leben etc sehe.

wer wie vasant, sidestep, badlieutnant, wien_1190, nonane etc. hetzt, hasst+bereit ist, die schwächsten, ärmsten+kleinsten in ihrer xenophob-spiessbürgerl.-reaktionär-obrigkeitshörigen art niederzumachen, den hasse ich immer+ mache ihnen das leben,so mir so etwas begegnet,so schwer+unerträglich -wie möglich. das gesetz+die hausordnung etc bieten ungeahnte möglichkeiten ... einige können davon ein trauriges lied singen, aber so ist eben das leben. ich bin sehr konsequent+weiche keinen millimeter davon ab,was ich als mindeststandard fordere,wenn jmd als mensch behandelt werden will.diese lebensformen etc haben sich dafür nicht qualifiziert.

melden

@ maoist Nachdem ich schon namentlich genannt werde, erlaube mir ein paar Gegenfragen:

Warum bin ich in deinen Augen "rechts"? Weil ich nicht ganz so weit "links" bin wie du? Dazwischen gibt es immer noch das weite Feld dessen, was man einmal die "politische Mitte" genannt hat.
Und was sagst du den FPÖ-Wählern in meinem Bekanntenkreis, für die ich ein "Linker" bin?
Warum dieser pauschal abwertende Ton ("Lebensformen" ...) gegenüber allen, die anderer Meinung sind als du?
Ich bin sicher in fast keinem (gesellschafts)politischen Thema deiner Meinung - habe aber kein Problem damit, andere Meinungen zu respektieren und zu akzeptieren. Woran scheitert es bei dir?

Nicht nur die politische Ausrichtung ist Spiegelbild dessen, wie jemand ist, auch die Art, wie man mit anderen Meinungen umgeht.

melden

Hilfe für Hörbie Hätte da eine Anregung für den "Kleinfussballer" (Kickl): "Daham oben aufm Bam - FPÖ". Das würde auch Stimmen der Krocha bringen, Bam Oida - Fix Oida

melden

@ bin_maden :-)

intellektuell ist dieser haufen (partei samt wählende lebensformen) sogar DA noch darunter

:-)

Weitere Aufreger Im Wahlkampf seitens FPÖ Die FPÖ leistet sich fast jedes Jahr unabhängig vom Wahlkampf diverse kleine oder größere "Aufreger".
2007 die Strache Foto Affaire
2008 der legendäre Mohammed Sager der Frau Winter, 2009 das ominöse HKreuz am Oberarm eines RFJ Funktionärs aus 1020 Wien,
2010 (erst letzte Woche) die Bilder des Jürgen D.

Die FPÖ spricht von linker Hetzte wo sie manchmal nicht unrecht hat aber sprechen diese Bilder nicht mehr als 1000 abstreitende Worte?

Solange die FPÖ nicht endlich einen Schlussstrich zieht und ihre durchwegs guten Inhalte anders und damit seriöser vermarktet wird der Höhenflug irgendwann vorbei sein. Man darf nicht jeder Anschuldigung seitens der Medien oder Grüne & SPÖ rechtgeben aber das ein oder andere Skandälchen hat die FPÖ selber heraufbeschworen. SSKM

Was ich besitze seh´ ich wie im Weiten... Von Holz und Reisig eine hohe Wand
Seit langen Jahren um die Scheune stand;
Schon vieles macht\' Verwitt\'rung unbrauchbar,
Doch jeder Herbst bringt neue Lasten dar.

Der letzte Winter brachte große Not,
Und manche arme Wittwe frierend bot
Ihr armes Geld dem Mann für wenig Holz,
Er gab\'s nicht her in seinem Bauernstolz.

Nun flammt es auf in wildem Funkenflug
Mit Scheun\' und Stall, Pferd, Wagen, Vieh und Pflug;
Die armen Weiber steh\'n und schau\'n es an
Und wärmen lächelnd ihre Hände dran.

Dies Lächeln mag die bleichste Blume sein,
Die zieren wird des Mannes Totenschrein. –
Weh\' dem, der solchen Blütenflor gesät,
Wenn einst die Saat in reifen Früchten steht!

melden

am besten das, was diese "partei" und ihre "wähler" ist nehmen, und in eine sondermüllentsorgungsanlage werfen - fertig!

melden

Re: am besten Dort wärst Du warscheinlich besser aufgehoben.

melden

Re: am besten @ sunshine

hahaha - erste klasse diskussion, oder was, effe?

nein, nein, das ist eure natürliche biolog. nische - DAS ist das, was ihr seid

brech-kotz

melden

Re: am besten wenn man die Kommentare ließt glaubt man im Kindergarten zu sein IQ = 0000000

melden

@ gerry (oder wie auch immer) "ließ" ????

hahaha!

deine orthographie ist kindeergartenähnlich!

du hast deinen iq gut beziffert - besser wäre "00"

DerLiebeAlex melden

Re: am besten Das is Unterhaltung vom Feinsten :)
Wenigstens die Kommentare sind es wert, hin und wieder vorbei zu schaun!

Q-Marine melden

Re: am besten @ maoist:

Wenn sie schon den Grammarnazi (das entbehrt übrigens nicht einer gewissen Komik) raushängen lassen, sollten sie vielleicht auch Groß/Kleinschreibung beachten!

Wien_1190 melden

Re: am besten Geh der ist doch froh, wenn der Google-Translator die richtigen Wörter ausspuckt! ;)

melden

Re: am besten @maoist: Blauer Rauch am Flötzersteig ... xD

melden

@ bin_maden :-)

melden

Re: am besten es ist eine schande das die SPÖ auf der Favoritenstrasse mit laiberln in Türkischer aufschrift steht und auf Türkisch durch die Lautsprecher die Türkischen Wähler aufruft schande für wien in ein paar jahren gehen wir österreichischen Frauen mit Kopftücher auf der Strasse DAS IST UNSERE ZUKUNFT WIEN

Re: am besten Dieses Posting kann nur einem kranken Gehirn entspringen - jedes weitere Wort wäre Vergeudung....

Seite 1 von 1