Die Nation der 44.000 Volksvertreter:
Leistet sich Österreich zu viele Politiker?

EU-Mandatar: "Polit-Apparat ist heillos aufgeblasen" Ministerien halten sich Heerscharen von Mitarbeitern

Die Nation der 44.000 Volksvertreter:
Leistet sich Österreich zu viele Politiker?

Rechnet man alle Regierungsmitglieder, Parteimitarbeiter, Lobbyisten, Politikjournalisten, usw., zusammen, so sind im österreichischen Politikbetrieb fast 61.000 Personen engagiert. 44.000 davon sind "direkt" gewählte Volksvertreter (Nationalräte, Landtagsabgeordnete, Gemeinderäte, usw.), verweist Ehrenhauser auf Zahlen aus dem 2009 veröffentlichten Buch "Die Europafalle", das er gemeinsam mit seinem "Chef" Hans-Peter Martin verfasst hat. Bei ca. 8,4 Mio. Einwohnern in Österreich entfallen somit auf jeden Politiker 191 Bürger. Zum Vergleich: Im bevölkerungsmäßig zehnmal größeren Deutschland werden auf einen Volksvertreter wesentlich mehr, nämlich 284 Personen vereint.

Ist die politische Landschaft von Eisenstadt bis Bregenz also heillos übervölkert? Mitnichten, sagt Politologe Klaus Poier von der Uni Graz. Dass sich die Parteien eine Heerschar von Mitarbeitern leisten können, habe prinzipiell mit der vergleichsweise hohen Parteienförderung in Österreich zu tun. Hierzulande würden sich zudem relativ wenige Menschen in Organisationen der Zivilgesellschaft (NGOs, Bürgerrechtsinitiativen, usw.), sondern eher "klassisch" in der Partei engagieren, erklärt Poier gegenüber NEWS.at. Und drittens gelte die Daumenregel "kleines Land, großer Politapparat" auch in Österreich. In der Schweiz (rund 7,8 Mio. Einwohner) bekleiden zum Beispiel mehr als 150.000 Personen ein politisches Amt. Ein eidgenössischer Politiker braucht sich damit im Schnitt "nur" um rekordverdächtige 51 Bürger kümmern.

"Politikbetrieb gehört radikal reduziert"
In einem Punkt stimmen Ehrenhauser und Poier allerdings überein. "Die Ministerien sind schon sehr stark besetzt", gibt der Politikwissenschafter zu bedenken. Und er meint damit keinesfalls die geistige Kapazität der Ministerialbeamten: Laut "Europafalle" leisten sich die heimischen Minister nämlich einen Personalstab von über 150 "persönlichen Mitarbeitern". Die deutschen Amtskollegen kommen hingegen mit 120 aus.

Gerade durch die aktuellen Affären rund um Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger, Jörg Haider und Konsorten herrsche in Österreich dringender Handlungsbedarf, so Ehrenhauser: "Wie man sieht, ist der Politikbetrieb in Österreich völlig intransparent und kontraproduktiv. Er gehört daher radikal reduziert und effizienter gestaltet." Eine Halbierung wäre "ohne Demokratie- und Qualitätsverlust leicht möglich", meint der Europa-Parlamentarier. Für Poier wäre das "undemokratisch": Den Bürgern würden noch mehr Anlaufstellen abhanden kommen und sie würden noch mehr das Interesse an der Politik verlieren. Aber: "Das Ausmaß an 'Verhaberung' und Korruption in Österreich ist tatsächlich sehr bedenklich." Aber das ist fast schon eine andere Geschichte.

(jt)

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Kommentare

Zuviele Politiker Gemessen an den Leistungen dieser Damen und Herren und dem Erfolg für das Land und die Steuerzahler würde ein Drittel schon genügen, viel weniger könnten die auch nicht leisten. Aber nachdem ja eine Krähe der anderen kein Auge aushackt, sondern im Gegenteil diese sich scharen wird es wohl \'Jäger\' bedürfen, die diese Schar auf das notwendige Minimum reduziert. Den \'Jagdschein\' dazu hat das Volk, wir müssen bestimmen können, wieviele dieser Politiker wir uns leisten wollen.

Viele Köche verderben den Brei Bei den politischen Ergebnissen, welche uner dem Strich rauskommen, drängt sich der Verdach schon sehr auf, daß mindesten 39.998 sogenannten "Volksvertreter" mehr als ZUVIEL sind.

realistisch ist gut, aber teuer nicht nur, daß wir zu viele Affen an den Schalthebeln der Macht haben : die tragen auch noch Ärmelschoner !
Es ist eine kakanische Bananenrepublik.
Ich wollte mitarbeiten an einer Aristokratie der Leistung basierend auf einer Demokratie der Möglichkeiten.
Doch dann kam Kreisky : jetzt haben wir eine Kleptokratie, die nur an Pensionen 100 Mio Euro pro Jahr braucht. Unter dem Titel "Demokratie kostet" werden uns jährlich noch einmal 1 Mrd (direkt und indirekt) mit mafiosen Methoden aus der Tasche gezogen.
Es ist wirklich Zeit für einen "Verein zur Unterstützung rechtloser zahltrottel".

Bleiben wir mal realistisch Diejenige welche entscheiden ob wir zu viele Politiker haben und solche "abbauen" müssen sind die Politiker selbst. - dazu wird es also nie kommen...

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Eine ernsthafte Stellungnahme NEIIIIIIINN!!!! Wie kommen Sie darauf, dass wir einen zu aufgeblasenen Politapparat haben? NEWS hat auch schon intelligentere Fragen gestellt! In Wirklichkeit haben wir viel zu wenige und ich bin dafür, dass wir uns noch einige Politiker mehr leisten. Wenn wir in Österreich keine Verwendung dafür haben, dann könnten wir sie ja nach Brüssel entsorgen aber natürlich von uns bezahlt. Schaut euch doch den Wolfi Schüssel oder die Frau Ursel Blasnik oder wie die Unwichtige heißt in der harten Abgeordnetenbank an. Die machen bei ihren wenigen Anwesenheiten im Hohen (!?) Haus doch den Eindruck von absoluten Leitungswillen oder? Solche Leute brauchen wir doch viel mehr. Ich hoffe ich bin nicht allein mit meiner Ansicht. Fähige Abgeordnete wie z.B den Karli Schwab von den Blauen im NÖ Landtag müssen wir fördern.

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Re: Eine ernsthafte Stellungnahme Bestechende Ironie. Ich bin begeistert.

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Re: Eine ernsthafte Stellungnahme irgendwie find ich haben Sie die U. Stenzel auf ihrem Versorgungsposten (von der hört und sieht man überhaupt nichts mehr) noch vrgessen aufzuzählen..

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