Knapp 1.900 "Fans" zelebrierten bereits Anflüge von Geschmacklosigkeit mit Kommentaren wie "die kampusch ist ein wahnsinn, das eingesperrt sein hat ihr sicher nicht geschadet, hatte eine gute bildung und eine bessere figur als jetzt !!!" oder stellten Bilder von Josef Fritzl als Fan-Fotos online.
Kontrollversagen bei Facebook?
Die skandalträchtige Gruppe der Kampusch-Gegner war freilich kein Einzelfall. So hat beispielsweise das FBI im September letzten Jahres Ermittlungen gegen Facebook-User gestartet, die eine Umfrage über ein Attentat auf US-Präsidenten Obama durchgeführt haben. Ende 2008 gingen in Italien die Wogen hoch, als sich herausstellte, dass tausende Fans der Gruppe "Omerta" beigetreten waren, die die sizilianische Cosa Nostra rühmte und die seit Jahren gesuchte Nummer eins der Mafia verherrlichte. Diese und weitere Fälle offenbaren jedenfalls den Verdacht, dass die Facebook-Betreiber zunehmend den Überblick über die Aktivitäten auf ihrer Plattform verlieren. Vorausgesetzt natürlich, dass sie derartige Gruppen nicht goutieren.
Facebook muss Gruppe offline stellen
Der Anwalt von Natascha Kampusch, Gerald Ganzger, hat nach Bekanntwerden der Aktivitäten Facebook aufgefordert, die gemeldete Seite wegen "unangemessenem Inhalt" umgehend zu entfernen, da die Gruppe Grund- und Menschenrechte verletzte sowie teilweise strafrechtlich relevanten Inhalt aufwies. Auf Nachfrage von NEWS.at führte Ganzger aus, dass Facebook auf Unterlassung bzw. Beseitigung dieser Gruppe geklagt werden hätte können, wäre keine Reaktion seitens der Betreiber erfolgt.
Mittlerweile wurde die Gruppe aber bereits entfernt und der Gründer von Facebook gesperrt. Gegen die restlichen Mitglieder werden keine rechtlichen Schritte eingeleitet, wenngleich dies über eine Identifikation der IP-Adresse theoretisch möglich wäre.
Wo Schatten, da auch Licht
Unter dieser Flut von Verleumdungen und übelster Nachrede fanden sich aber immerhin einige (wenige) Proteststimmen. So stellte ein "Reinhard" nüchtern fest: "Angesichts dieser Gruppe könnte man wirklich glauben, dass Österreich ein verlogenes und verschissenes Land ist." Eine Feststellung, die unabhängig vom erneuten Kontrollversagen des Unternehmens Facebook gar nicht so abwegig scheint. Alfons Haider wird sich jedenfalls bestätigt fühlen. (bb)