"Da wurde der Deckel drauf gehalten": Für
Kotrba steht Airport im Einfluss der Politik

Teil 2 des NEWS.at-Talks mit dem Ex-Flughafen-Boss

"Da wurde der Deckel drauf gehalten": Für
Kotrba steht Airport im Einfluss der Politik © Bild: NEWS.at/Meisterle

NEWS.at: 1999 schieden Sie und Ihr Vorstandskollege vorzeitig aus dem Unternehmen aus. War der Druck der Öffentlichkeit damals für ihren Rücktritt verantwortlich?
Kotrba: Wir sind damals zurückgetreten, weil das Unternehmen nicht aus den Negativschlagzeilen herausgekommen ist. Um diese unnötige Diskussion in den Medien zu Ende zu bringen, gingen wir ein halbes Jahr früher in die Pension als vorgesehen.

NEWS.at: Wäre auch der Rücktritt des derzeitigen Vorstandes empfehlenswert?
Kotrba: Das kann man so nicht sagen. Sicher sind viele Dinge nicht optimal gelaufen: In jedem Großunternehmen kann es einmal passieren, dass ein Projekt nicht huntertprozentig aufgeht. Bei der Vergabe des Auftrags für die Haustechnik, ein für ein Vorhaben der Größenordnung Skylink extrem wichtiger Bereich, erhielt der Billigstbieter den Zuschlag. Was hatte man davon? Er ging in Konkurs. Das ist eine der Hauptursachen für die Probleme, die es dort gibt. Man hat aber den Fehler gemacht, nicht zuzugeben, dass etwas falsch gelaufen ist. Und es wurde dafür gesorgt, dass der Deckel drauf gehalten wurde.

NEWS.at: Durch die Politik?
Kotrba: Ja.

NEWS.at: Wie groß ist denn der Einfluss der Politik auf den Flughafen wirklich?
Kotrba: Der Flughafen wird als Infrastrukturunternehmen immer im Einfluss der Politik stehen. Er wird in vielen Bereichen von der öffentlichen Hand kontrolliert und gesteuert. Es ist aber schon eine Aufgabe des Managements, die richtige Distanz zu wahren. Das Management sollte immer darauf achten, wer die Verantwortung trägt und die Entscheidungen trifft. Die Unternehmensführung muss bei Entscheidungen das letzte Wort haben.

NEWS.at: Es ist aber schon der Eindruck entstanden, dass der Einfluss der Politik zugenommen hat.
Kotrba: Leider, das bedauere ich sehr. Mein Kollege Kastelic (ehemaliger Co-Vorstand Gerhard Kastelic, Anm.) und ich haben immer stark darauf geachtet, den Einfluss der Politik gering zu halten.

NEWS.at: Der jetzige Vorstand hätte also eine größere Distanz wahren müssen?
Kotrba: Ja, das ist nicht optimal gelaufen. Man muss aber schon auch sehen, dass der Vorstand in den letzten Jahren von den Unternehmenszahlen eine gute Arbeit geleistet hat. Und nicht zu vergessen, dass der Flughafen Wien unter den größten börsennotierten Unternehmen die niedrigsten Vorstandsgehälter bezahlt.

NEWS.at: Sie haben 1998 den „Masterplan 2015“ vorgestellt. Dabei wurde eine Verdoppelung der Flugbewegungen bis 2015 prognostiziert. Ist diese Prognose nach den jüngsten Einbrüchen noch aufrecht zu erhalten?
Kotrba: Auf jeden Fall. Die Entwicklung war sogar besser, als wir im Masterplan eingeschätzt haben. Grundsätzlich wird mit jedem Prozent Wirtschaftswachstum 2,5 Prozent an zusätzlichem Passagieraufkommen generiert. Das hat sich über die Jahre hinweg in erstaunlich zuverlässiger Weise bestätigt. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Parallelpiste und auch Skylink möglichst rasch verwirklicht werden.

(Stefan Meisterle)