Strategie der Nächstenliebe: Chefs und
Mitarbeiter erkennen soziale Verantwortung

FORMAT über den Trend zu größerer Nachhaltigkeit Pfizer benötigt schon Wartelisten für Freiwilligenarbeit

Die Personalchefin mit roter Clownnase und der Senior Partner mit Rauschebart als Nikolo sind bei PricewaterhouseCoopers (PwC) keine Seltenheit. Im Rahmen der Initiative „Begegnung von zwei Welten in der Nachbarschaft“ spielen sich diese ungewöhnlichen Szenen sogar regelmäßig ab, wenn Mitarbeiter den Senioren der Diakonie-Hausgemeinschaften in der Wiener Erdbergstraße mit ihrer Gesellschaft den Tag erhellen. „Das Projekt läuft seit achtzehn Monaten, und mittlerweile waren 120 Mitarbeiter freiwillig im Einsatz“, sagt Elizabeth Hull, PwC-Personalchefin. Sie initiierte das erfolgreiche Projekt, das heuer mit dem Trigos-Preis für soziales Engagement ausgezeichnet wurde. „Als internationales Unternehmen sehen wir verantwortungsvolles Handeln als oberste Pflicht“, so Hull. Zusatznutzen der ehrenamtlichen Tätigkeit sei darüber hinaus die Stärkung der Social Skills der Mitarbeiter, „die sich gerade im Beratungsbereich in die Lage des anderen hineinversetzen müssen“.

Strategie der Nächstenliebe: Chefs und
Mitarbeiter erkennen soziale Verantwortung

Verstärkt durch die Krise, werden Begriffe wie Nachhaltigkeit, neue Werte und gesellschaftlicher Auftrag in den Chefetagen mittlerweile häufiger zur Diskussion gestellt. „Die Ausrichtung der Unternehmensstrategie auf Gesellschaft und Umwelt muss zu den Kerngeschäften einer Organisation zählen“, sagt CSR-Berater Leo Hauska. „Im internationalen Vergleich hinken Österreichs Unternehmen dabei nach“, stellt Hauska fest. Dies geht auch aus einer aktuellen Studie des Netzwerks Soziale Verantwortung (NeSoVe) hervor. Für einen Großteil der heimischen Unternehmer ist der Begriff CSR (siehe Kasten) ein Mysterium. Von den Klein- und Mittelunternehmen habe nur rund ein Drittel davon überhaupt gehört. Je internationaler ein Unternehmen, umso größer jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass soziale Verantwortung als Strategie bereits implementiert ist. „Corporate Social Responsibility ist keine Feigenblattaktion, sondern stellt im Idealfall einen umfassenden Managementansatz dar, der für alle Beteiligten sinnvoll ist“, so Hauska. Mitarbeiter müssten dabei eingebunden werden, Zwangsbeglückung funktioniere nicht.

Wartelisten für Freiwilligenarbeit
Bei der CSR-Verantwortlichen von Pfizer liegen inzwischen Wartelisten für betriebliche Freiwilligenarbeit auf. „Mitarbeiter sind ein aktiver Part unseres nachhaltigem Managements“, erklärt Elisabeth Stöcher, die seit zwei Jahren externes und internes CSR-Management betreut. Zuvor habe Pfizer meist nur Spendengelder nach dem Gießkannenprinzip verteilt, jedoch kein nachhaltiges Management mit Einbindung der Stakeholder betrieben. Auf Stöchers Initiative hin läuft seit Mai 2008 gemeinsam mit der Caritas der „Corporate Volunteering Day“, bei dem Pfizer-Mitarbeiter allmonatlich soziale Einrichtungen besuchen, den Bewohnern Gesellschaft leisten oder mit ihnen Ausflüge unternehmen. Nicht Geld- oder Sachspenden stehen im Mittelpunkt, sondern Zeit und Expertise. Seit 2007 unterstützt Pfizer so das jährliche Sommercamp für „Rheuma-Kinder“. Neben Bewegungstherapien sowie ärztlicher Betreuung stehen für die Kinder Spiel und Spaß am Programm. „Dadurch helfen wir wirtschaftlich schwächer gestellten Familien“, erklärt Stöcher.

Auch Canon-Boss Peter Baldauf beschert Kindern schöne Momente. Unter seiner Anleitung verwandelten die Dreikäsehochs ihre mit Canon-Kameras gedrehten Camp-Impressionen zu Filmen. Baldauf, persönlich als Rotkreuz-Ambassador im Dauereinsatz, unterstreicht den gesellschaftlichen Auftrag: „Für ein erfolgreiches Unternehmen wie Canon ist es eine Verpflichtung, Schwächere und Benachteiligte zu unterstützen.“

Dina Elmani

Lesen Sie im FORMAT 32/09, wo sich die Firmenbosse in ihrer Freizeit engagieren!