Moslems sagen Schweinen den Kampf an:
Massenschlachtungen der "unreinen" Tiere

Ägypten lässt alle seine 350.000 Borstentiere töten Saudiarabien bewacht Grenze mit Wärmebildkameras

Moslems sagen Schweinen den Kampf an:
Massenschlachtungen der "unreinen" Tiere © Bild: AP/Portje

Dass Fachleute derzeit keine Anzeichen für eine Übertragung des Grippevirus vom Schwein auf den Menschen sehen, stört die ägyptische Führung nicht. Landwirtschaftsminister Amin Abasa sagte der Zeitung "Al-Masry Al-Yom", die meisten anderen Staaten hätten zwar keine derart radikalen Maßnahmen ergriffen, doch in Ägypten wolle man eben besonders vorsichtig sein. "Außerdem ist dies eine gute Gelegenheit, um die Schweinezucht-Betriebe aus den Wohnsiedlungen in Gebiete zu verlegen, in denen keine Menschen wohnen."

Da das Schweinefleisch zum Verzehr freigegeben wird, sollen die Schweinezüchter keine Entschädigung vom Staat erhalten. Im Viertel der christlichen Müllsammler in Kairo und in einer Ortschaft in der Provinz Kaljubia hat es laut ägyptischen Medienberichten bereits erste Zusammenstöße zwischen vom Staat bestellten Schlachtern und Schweinezüchtern gegeben. Es flogen Steine und Flaschen. Die Müllsammler lassen die Schweine den organischen Abfall fressen, den sie in den Kairoer Haushalten sammeln.

Jordanien schiebt seine Schweine ab
In Jordanien hat die Regierung beschlossen, alle fünf Schweinefarmen des Landes zu schließen, weil sie gegen "Sicherheitsbestimmungen der öffentlichen Gesundheit" verstoßen. Die Hälfte der rund jordanischen 800 Schweine soll getötet werden und der Rest in Gegenden "fern der Bevölkerung" umziehen. Saudi Arabien will an allen Grenzübergängen innerhalb von 48 Stunden Wärmebildkameras aufstellen. In Kuwait werden alle ankommenden Flugpassagiere aus Mexiko, den USA und Großbritannien auf erhöhte Temperatur geprüft. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben einen sofortigen Importstopp von Schweinefleisch verfügt und Hotels verboten, Schweinefleisch zu kochen.

Im Islam gilt das Schwein als unrein. Muslimische Ärzte haben schon vor Ausbruch der Epidemie vor dem Genuss von Schweinefleisch gewarnt. Gemäß islamischen Vorstellungen führt dessen Konsum zu einem "Niedergang der Seele" und zerstört in jedem Menschen die "spirituellen und moralischen Fähigkeiten".

Für Umbenennung in "Mexikanische Grippe"
In Israel beklagte sich der amtierende Gesundheitsminister, Rabbi Jakob Litzman von der vereinigten Tora-Partei, weltweit ausgelacht worden zu, als er vorschlug, die "Schweinegrippe" in "Mexikanische Grippe" umzubenennen. Inzwischen habe sich sogar der amerikanische Präsident Barack Obama dafür ausgesprochen, künftig von der "Südamerikanischen Grippe" zu reden. In Israel hatte sich der mexikanische Botschafter über Litzmans Vorschlag beschwert.

Zu den israelischen Vorsichtsmaßnahmen gehört unter anderem die Überprüfung ankommender Passagiere auf dem Flughafen Ben Gurion. Dort sind Fragebögen auszufüllen, wer jüngst in Mexiko war und sich schlecht fühlt, soll noch vor der Passkontrolle untersucht werden. Ebenso wurde beschlossen, Tamiflu zu lagern, um es an 30 Prozent der Gesamtbevölkerung austeilen zu können. Im schlimmsten Fall soll die Verantwortung für den Umgang mit der Grippe-Epidemie in Israel vom Gesundheitsministerium an das Verteidigungsministerium übergeben werden. Am Donnerstag trafen Vertreter des Gesundheitswesens aus Israel, der palästinensischen Autonomiebehörde und Jordanien am Grenzübergang Allenby-Brücke am Jordan zusammen, um ein gemeinsames Vorgehen zu beschließen. Ägypten verweigerte die Teilnahme an dem Treffen.

(apa/red)