Wiens Glocken "fliegen" wieder nach Rom:
Kein Kirchenläuten am Gründonnerstag

Pummerin", "Bieringerin" und "Michel" auf Reisen Dompfarrer Faber: "Werden Ruhe mit Gebet füllen"

Wiens Glocken "fliegen" wieder nach Rom:
Kein Kirchenläuten am Gründonnerstag

Sie ist Wiens größte, schwerste und auch prominenteste Kirchenglocke: Die "Pummerin" im Stephansdom. Am 26. April 1952 erklang der rund 21 Tonnen schwere Koloss zum ersten Mal. Ihre Vorgängerin, die aus dem Jahr 1711 stammende "alte Pummerin", wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs Opfer des Dombrandes. Ursprünglich hieß die Glocke nach ihrem Auftraggeber Kaiser Joseph I. "Josephinische Glocke", im Volksmund bürgerte sich aber wegen ihres tiefen Klanges bald der Name "Pummerin" ein, weiß Domarchivar Reinhard Gruber.

Prominente "Pummerin"
Die "Pummerin" läutet nur zu hohen kirchlichen Festtagen - so auch bei der Osternachtfeier und am Ostersonntag - sowie anlässlich besonderer Ereignisse wie beim Tod wichtiger kirchlicher Persönlichkeiten. Auch im Vergleich mit internationalen Pendants kann sich die "Pummerin" sehen lassen: Nach dem "Dicken Pitter" im Kölner Dom ist sie die zweitgrößte frei schwingende Glocke Westeuropas und rangiert weltweit auf Platz fünf.

"Bieringerin" zeigte Sperrstunde an
Ebenfalls im Stephansdom zu finden ist die "Bieringerin". Sie gab einst das Zeichen zur Sperrstunde für die Bierstuben im Umkreis des Doms. Die ursprünglich aus dem Jahr 1546 stammende und 1772 umgegossene Glocke wird auch heute noch verwendet: Beim "Steffl-Kirtag", einem mehrtägigen Fest Ende April, lässt sie den Tag "ausklingen".

Die ältesten Glocken Wiens hängen allerdings in dessen ältester Pfarrkirche, der Ruprechtskirche. Diese auf einer Anhöhe über dem Schwedenplatz gelegene Kirche findet sich auf dem einstigen Gebiet des römischen Vindobona. Im Turm hängen zwei kleine, unbeschriftete Glocken, die etwa aus dem Jahr 1280 stammen dürften. Bemerkenswert ist, dass auch der größte Teil der Armaturen sowie der Glockenstuhl aus der romanischen Epoche bis in die heutigen Zeit vollständig erhalten sind.

Gotische Schönheit "Michel"
Der 1525 gegossene "Michel" der Michaelerkirche in der Innenstadt ist eine der schönsten gotischen Glocken Österreichs. Jedoch hing das gusseiserne Stück nicht immer an seinem angestammten Platz im Kirchturm: 1992 sprang es, wurde abgeseilt und vor dem Gotteshaus als Denkmal aufgestellt. 14 Jahre lang versah eine Ersatzglocke "Michels" Dienste. 2006 wurde er schließlich in Bayern repariert und versieht nun wieder seinen läutenden Dienst im Kirchturm.

Weniger alt, aber deswegen nicht weniger interessant sind die Glocken in der Kirche am Steinhof. Das Gotteshaus wurde nach den Entwürfen Otto Wagners erbaut, 1907 eröffnet und gilt als bedeutendes Jugendstiljuwel. Drei Glocken mit schönen Verzierungen hingen damals im Turm, weiß Christof Grassmayr von der gleichnamigen Tiroler Glockengießerei. Im ersten Weltkrieg wurden sie entfernt und die Kirche blieb bis 2007 stumm. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums wurde das Gotteshaus jedoch mit drei neuen, verzierten Exemplaren bestückt. (apa/red)