Aktienoptionen der Manager in Verruf: Was steht Österreichs Bossen tatsächlich zu?

FORMAT: Warum sie heuer durch die Finger schauen "Halbe Million Euro Jahresgage genug für Manager"

Eine halbe Million Euro Jahresgage sei genug für einen Manager, hat der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück die Debatte über Gehaltsexesse in der Chefetage neu entfacht. Und wann immer es um die Gagen der Bosse geht, stehen Aktienoptionsprogramme nach amerikanischem Muster ganz oben auf der Liste der Kritiker. Sie seien überdimensioniert und verführten dazu, den Aktienkurs noch schnell in die Höhe zu jagen und sich dann zu verabschieden. Naturgemäß kann auch die Arbeiterkammer kein gutes Haar an den Beteiligungsprogrammen mittels Stock Options finden: Manager von ATX-Unternehmen verdienten 2007 im Schnitt das 48-fache von einfachen Angestellten – während die Gehälter Ersterer in den vergangenen zwei Jahren im Schnitt um 14 Prozent jährlich gestiegen seien, hätten Letztere Einbußen von fünf Prozent im Jahr hinnehmen müssen.

Aktienoptionen der Manager in Verruf: Was steht Österreichs Bossen tatsächlich zu? © Bild: NEWS/Zach-Kiesling

Schuld an der Misere, so AK-Experte Heinz Leitsmüller: "Vor allem die Stock Options für Manager haben diesen in den vergangenen Jahren exorbitante Gehaltssprünge beschert." Kritiker der variablen Chefgagen dürften sich jetzt vor Schadenfreude die Hände reiben, denn seit der Bankencrash die Kurse der meisten Unternehmen rund um den Globus in den Keller geprügelt hat, schauen auch viele Bosse durch die Finger.

Löwenanteil perdu
"Dieses Jahr schaut es wirklich ziemlich mau aus", heißt es da etwa aus der Investor-Relations-(IR-)Abteilung des Ziegelproduzenten Wienerberger. IR-Chefin Barbara Braunöck erklärt, warum: "Aus dem Programm von 2004 haben wir noch 30.000 Optionen offen, die können erst ab einem Kurs von 25 Euro gezogen werden, und zwar spätestens 2009." Da der Kurs aktuell bei knapp 16 Euro liegt, rechnet Braunöck damit, dass die Optionen verfallen. Ein anderes Beteiligungsprogramm, das erst 2008 aufgelegt wurde und im Prinzip fünf Jahre laufen würde, hat gleich zwei Kennzahlenhürden nicht geschafft und wurde daher schon eingestampft. Allein mit Letzterem geht den begünstigten Wienerberger-Mitarbeitern ein variables Zusatzgerstl von rund zehn Millionen Euro flöten.

Große Verluste für Telekom-Austria-General
Schwarz ärgern könnte sich auch Telekom-Austria-General Boris Nemsic. Hätte er nämlich seine gesamten 315.000 Optionen, die er zwischen 2004 und 2006 kassierte, Anfang Jänner zu einem Telekom-Kurs von 19 Euro versilbert, wäre er gleich zu Beginn des Jahres um knapp 1,3 Millionen Euro reicher gewesen. Aktuell liegt der Kurs bei 10 Euro und damit unter dem Ausübungskurs von Nemsics Optionsscheinen. Schon im vergangenen Mai sind 96.000 Papiere des TA-Chefs einfach verfallen – wenn der Aktienkurs im kommenden Mai nicht wenigstens 13,98 Euro erreicht, verliert Nemsic wieder 99.000 Stück.

Erste-Bank-Chef glimpflich davongekommen
Erste-Bank-Chef Andreas Treichl ist da noch glimpflich davongekommen. Hätte er seine 6.000 offenen Papiere im Jänner noch gezogen, hätte ihm das immerhin 27.000 Euro verschafft, allerdings nur, wenn der Kurs über ein Jahr beim Jahresanfangskurs von 47 Euro stehen geblieben wäre. Bei der Erste Bank müssen nämlich die Aktien, die gegen Optionen getauscht werden, noch ein Jahr gehalten werden. Dadurch will die Erste Bank ihre Mitarbeiter zu langfristiger Perspektive ermuntern. Ein Programm, das heuer starten sollte, wurde hingegen abgeblasen. "Das hätte in der aktuellen Situation für eine schiefe Optik gesorgt", sagt Erste-Stratege Martin Wohlmut.

Ruttenstorfer bewies gutes Näschen
Ein gutes Näschen bewiesen hat Anfang Jänner dagegen Wolfgang Ruttenstorfer. Schnell noch versilberte der OMV-Chef 57.900 Papiere zum Stückkurs von 40 Euro. Gewinn: 2,4 Millionen Euro. Hätte er auch gleich seine 72.640 anderen offenen Optionen ausgeübt, hätte er weitere 1,3 Millionen kassieren können. Derzeit liegt der Kurs hingegen unter den Ausübungskursen. Der Wert seiner Papiere daher: null.

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