Eine Oma wird ausgewiesen

83-Jährige soll zurück nach Russland

Eine Oma wird ausgewiesen © Bild: Deak

Rosida Kolesova wird im Jänner 83 Jahre alt. Gesundheitlich geht es ihr sehr schlecht. Laut Polizeiarzt ist sie ein Pflegefall: Auf dem linken Auge kann sie nur mehr hell und dunkel unterscheiden, auf dem rechten hat sie eine Sehleistung von 50 Prozent. Im Jänner hat sie sich bei einem Sturz den linken Oberschenkelhalsknochen gebrochen, musste operiert werden. Sie ist zuckerkrank, braucht mehrmals täglich Insulin. Sie hat unter anderem eine chronische Herzinsuffizienz NYHA II, Appendektomie mit sekundärer Hernie, darf nichts heben, was schwerer ist als zwei Kilogramm. Oma Kolesova kommt aus St. Petersburg, ist verwitwet und hat eine einzige Tochter, die in Wien lebt, arbeitet und Österreicherin ist. In Russland hat Frau Kolesova keine Angehörigen mehr.

Jetzt wird Oma Kolesova von der Fremdenpolizei ausgewiesen.hier Der Bescheid könnte schon am Montag rechtskräftig werden. Der nächste Schritt wäre dann die Abschiebung.

Das einzig Positive an der herzzerreißenden Causa: Oma Kolesova, die völlig legal mit einem Schengen-Visum eingereist ist, weiß nichts von ihrer Ausweisung, wartet noch immer geduldig auf ihre Aufenthaltsgenehmigung. Die will ihr das Innenministerium aber nicht geben. Nicht aus rechtlichen und schon gar nicht aus humanitären Gründen.

Die hartherzige Unmenschlichkeit der Bürokratie wurde jetzt in einem dreiseitigen Bescheid zu Papier gebracht. In dem Behördenschreiben, das eher wie ein oberflächlich zusammengestückelter Schimmelbrief wirkt, in dem viel von „nationaler Sicherheit“, „öffentlicher Ordnung“ und dem „wirtschaftlichen Wohl des Landes“, der „Verhinderung von strafbaren Taten“ sowie dem „Schutz der Gesundheit und der Moral“ die Rede ist, wurde Frau Rosida Kolesova am 22. September amtlich beschieden, dass sie ausgewiesen wird. Punkt. Aus. Basta.

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