Koalitionen stellen seit 1983 die Regierung:
Rot-Schwarz dominierte Koalitionsvarianten

FPÖ und BZÖ mehr als 10 Jahre in der Regierung Zerbrechen des Dritten Lagers nahm ÖVP Alternative

Koalitionen stellen seit 1983 die Regierung:
Rot-Schwarz dominierte Koalitionsvarianten

Drei Regierungen gab es in dieser Zeit mit der FPÖ, einmal von der SPÖ, zweimal mit der ÖVP - und zwei davon sind vor Ablauf der Legislaturperiode an Jörg Haider gescheitert. Nur die letzte schwarz-blau-orange Koalition hielt alle vier Jahre durch, trotz Spaltung der FPÖ.

Von 1983 bis 1986/87 arbeitete die SPÖ erst unter Kanzler Fred Sinowatz, dann unter Franz Vranitzky, mit der FPÖ unter Vizekanzler Norbert Steger zusammen. Als am 13. September 1986 Jörg Haider beim Innsbrucker Parteitag die FPÖ übernahm, kündigte Vranitzky die Koalition auf.

Bei der Wahl am 23. November 1986 verloren SPÖ und ÖVP deutlich - zugunsten der FPÖ und der erstmals ins Parlament eingezogenen Grünen. Sie schlossen sich zur Großen Koalition zusammen - der Regierungsform, die in der ersten Hälfte der Zweiten Republik die Regel war. Mit dem Unterschied, dass nunmehr durchgehend die SPÖ als stimmenstärkste Partei die Kanzler stellte.

Erste SPÖ-ÖVP-Koalition 1987 beschlossen
Am 21. Jänner 1987 wurde die erste SPÖ-ÖVP-Koalition angelobt, mit Bundeskanzler Vranitzky und Vizekanzler Alois Mock. Während Vranitzky die SPÖ zehn Jahre lang führte, wechselte die ÖVP regelmäßig den Parteichef und Vizekanzler. Am 24. April 1989 löste Josef Riegler (V) Mock als Vizekanzler ab.

Zum regulären Termin, am 7. Oktober 1990, folgten die nächsten Wahlen, die der FPÖ deutliche Zugewinne brachten, zulasten der ÖVP. Die Große Koalition ging am 17. Dezember 1990 in die nächste Runde, zunächst unter Vranitzky und Riegler, ab 2. Juli 1991 mit Erhard Busek (V) als Vizekanzler.

Auch diesmal wurde die Gesetzgebungsperiode durchgedient. Die Wahl am 9. Oktober 1994 brachte neuerlich Einbußen für SPÖ und ÖVP, Zugewinne für FPÖ und Grüne - und das Liberale Forum, das sich im Februar 1993 von der FPÖ abgespaltet hatte, wurde in den Nationalrat gewählt. Es blieb bei der Großen Koalition, am 29. November 1994 wurde das Kabinett Vranitzky IV unter Vranitzky und Busek angelobt.

Schüssel ebnete Weg für FPÖ-Koalition
Dann allerdings folgte an der ÖVP-Spitze der Wechsel, der die Absage an die FPÖ unter Haider und damit die Große Koalition beendete: Wolfgang Schüssel wurde Parteichef und löste Busek am 4. Mai 1995 als Vizekanzler ab. Wenige Monate später versuchte Schüssel den ersten Ausbruch aus der Großen Koalition, indem er die Budgetverhandlungen für gescheitert erklärte.

Bei der Neuwahl am 17. Dezember 1995 verlor die Haider-FPÖ erstmals ein wenig, die SPÖ legte deutlich zu, die ÖVP blieb gleich. Womit Schwarz-Blau nur eine knappe Mehrheit gehabt hätte. Schüssel begab sich also noch einmal als "Kleiner" in die Große Koalition. Sie wurde am 12. März 1996 unter Kanzler Vranitzky angelobt. Diesmal kam es zum Führungswechsel in der SPÖ: Vranitzky zog sich zurück, am 28. Jänner 1997 wurde das Kabinett Viktor Klima I angelobt.

Als Dritter in die Opposition
Trotz teils schwerer Irritationen hielt die Regierung bis zum regulären Ende. Aus der Wahl am 3. Oktober 1999 ging die SPÖ geschwächt hervor, die ÖVP verlor zwar nur wenig, musste sich aber hinter der FPÖ mit Platz 3 zufriedengeben. Schüssel hielt sich nicht an die Ankündigung, als Dritter in Opposition zu gehen - und bildete endlich die Koalition mit der FPÖ. Mit der Angelobung von Schwarz-Blau am 4. Februar 2000 unter Schüssel und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (F) war die Ära der Großen Koalition vorerst zu Ende.

Das "Wende"-Experiment hielt zunächst aber nicht durch. Die FPÖ - die mittlerweile bei allen Wahlen massiv verlor - geriet in schwere Turbulenzen, im September 2002 traten die Vizekanzlerin und andere Regierungsmitglieder zurück. Die ÖVP zog die Konsequenzen und rief Neuwahlen aus. Diese brachten der ÖVP - am 24. November 2002 - den ersten Platz und der FPÖ eine schwere Schlappe, aber trotzdem wieder Schwarz-Blau. In der FPÖ gärte es weiter, bis zur Spaltung der Partei im Frühjahr 2005.

Recht-konservative Regierung 2006 zerbrochen
Die Abtrennung des BZÖ rund um Haider ließ die Koalition zwar nicht zerbrechen, die Regierung färbte sich auf schwarz-orange um und hielt durch. Aber das Zerbrechen des Dritten Lagers nahm der ÖVP nach der Wahl vom 1. Oktober 2006 die Alternative einer rechts-konservativen Regierung. Denn nur mit FPÖ und BZÖ gemeinsam hätte es die nötige Mehrheit gegeben. So wurde die Große Koalition wieder belebt - und zwar nach dem überraschenden Wahlsieg der SPÖ mit einem SPÖ-Kanzler, Alfred Gusenbauer. In der ÖVP trat Schüssel zurück, Wilhelm Molterer wurde Parteichef.

Diese Zwangsehe hielt nicht lange. Nicht einmal eineinhalb Jahre nach der Angelobung des Kabinetts Gusenbauer I ließ Vizekanzler Molterer die Koalition platzen, am 28. September wird gewählt.
(apa/red)