Raub, Diebstahl und Gewalt: Steigende
Jugendkriminalität erschüttert Österreich

2007 rund 15 Prozent mehr straffällige Jugendliche Explosionsartige Zunahme bei schweren Delikten

Raub, Diebstahl und Gewalt: Steigende
Jugendkriminalität erschüttert Österreich

Bei der Jugendkriminalität brachte auch das vergangene Jahr keine Trendwende: Von 2006 auf 2007 gab es bei den 14- bis unter 18-Jährigen ein Anzeigenplus von 15,3 Prozent. Seit 2001 waren es insgesamt mehr als 50 Prozent.

Stärkster Anstieg bei Raub und schwerem Raub
Den stärksten Anstieg von angezeigten Jugenddelikten gab es seit 2001 bei Raub und schwerem Raub mit einem Plus von 267,5 bzw. 151,7 Prozent. Stark angestiegen ist auch die Zahl der Anzeigen bei Einbruchsdiebstahl (148,7 Prozent), Sachbeschädigung (139 Prozent), schwerer Körperverletzung (124,5 Prozent) und gefährlicher Drohung (117,5 Prozent).

Die Schwerkriminalität bei den Jugendlichen sei aber nicht gestiegen, betonten zwei Experten aus der Justiz, die Wiener Jugendrichterin Beate Matschnig und der ehemalige Jugendgerichtshofspräsident Udo Jesionek. Die Gründe sehen die beiden unter anderem in fehlenden Perspektiven. Jesionek sieht außerdem immer größere Probleme bei den Jugendlichen der zweiten und dritten Zuwanderergeneration. Viele hätten aufgrund mangelnder Schulbildung auch am Arbeitsmarkt kaum Chancen, was zu einer gefährlichen Perspektivlosigkeit führen könne.

80 Prozent der Täter arbeitslos
Aus der täglichen Praxis kann Matschnig dies bestätigen: Über 80 Prozent der Täter hätten keine Arbeit, keine Ausbildung oder seien unter problematischen Umständen aufgewachsen. Viele hätten bereits mit zwölf, 13 Jahren die ersten Drogenerfahrungen gemacht.

Was hinter dem extremen Anstieg der Anzeigen seit 2001 steckt, lässt sich nicht immer schlüssig nachvollziehen, wie Experten schildern: Einerseits lasse sich beobachten, dass die Anzeigefreudigkeit auch bei Jugendlichen steigt, andererseits gehe damit auch ein tatsächlicher Anstieg an Delikten einher.

Lukrative Beute bei Raub-Delikten
"Es lohnt sich aus der Sicht des Täters heute eindeutig mehr als vor 15 oder 20 Jahren, einen Jugendlichen zu überfallen", erklärte Gerald Hesztera vom Bundeskriminalamt beispielsweise den Anstieg bei den Raub-Delikten: Während die Kinder früher höchstens ein paar Schilling eingesteckt hatten, besitzen viele heute ein attraktives Handy, einen teuren MP3-Player oder auch Markenkleidung, das sie zum Ziel für Räuber macht.

Die Täter seien sich dafür oft gar nicht bewusst, was sie da eigentlich anstellen: Dass ein Überfall mit einem Messer schon beim ersten Mal mit Haft bestraft werden kann, wüssten viele nicht, so Hesztera. Die Polizei versuche hier mit Präventionsarbeit anzusetzen. Etwa über die Ausbildung eigener Beamter, die sich direkt an die Problem-Kids wenden. 270 solcher Jugendpräventionsbeamten gebe es in ganz Österreich. Sie sollen unter anderem den Jugendlichen nahebringen, dass sie ihr Leben durch Aktionen, die sie selber vielleicht höchstens als "lustig" empfinden, nachhaltig verpfuschen können. (apa/red)