Austrian-Airlines-Betriebsrat: AUA soll Publikumsgesellschaft werden wie Lufthansa

Hable: Staatlicher Einfluss schlecht für Unternehmen Mitarbeiter der Fluglinie wollen mittelfristig bis 20 %

Das Engagement des Austrian Airlines-Betriebsrats bei der jüngsten Kapitalerhöhung der AUA war erst der Anfang: Die Belegschaftsvertreter wollen mittelfristig einen Anteil zwischen 15 und 20 Prozent an ihrer Fluggesellschaft halten. "Wir wollen als Kapitalvertreter, nicht nur als Personalvertreter im Aufsichtsrat sitzen", sagte AUA-Bord-Betriebsratschef Wolfgang Hable im Gespräch mit der APA. Er versteht sich als "leidenschaftlicher Austrianer" - und meint damit nicht den Fußballverein.

Eine Mitarbeiterbeteiligung würde die große Bedeutung des Unternehmens für die Mitarbeiter unterstreichen und sei auch im Kollektivvertrag (KV) von 2004 festgeschrieben. Hable verwies auf ähnliche Konzepte, wie sie bereits bei Wienerberger oder voestalpine zur Anwendung gekommen seien. Novum ist eine Mitarbeiterbeteiligung in der heimischen Luftfahrt nicht: Am Flughafen Wien hält eine Mitarbeiterstiftung 10 Prozent.

Generell sollte die AUA zu einer "echten Publikumsgesellschaft wie die Lufthansa" werden, meint der Betriebsrat. Der staatliche Einfluss sei nicht gut für das Unternehmen, "die AUA muss dringend weg von der ÖIAG". Die staatliche Beteiligungs- und Privatisierungsholding ist mit 39,7 Prozent größter AUA-Aktionär.

Entgegen anderslautenden Medienberichten habe es bei der AUA Anfang Oktober - nach der Ankündigung von Personalabbauplänen - keine echte Streik-Gefahr gegeben. Das sei aufgebauscht worden, manche hätten Interesse an einer Konfrontation gehabt. Zudem folgten solche Konflikte "einer gewissen Dramaturgie", eine Eskalation baue sich nur langsam auf. Anders als damals gebe es jetzt nach einigen Gesprächen eine "gute Zusammenarbeit mit dem Vorstand". Ausdrücklich begrüßt Hable die Strategie des Vorstands, möglichst auf Kündigungen zu verzichten und stattdessen Mitarbeiter mit "Golden Handshakes" freiwillig zum Abschied aus dem Unternehmen zu bewegen. "Das ist genau der richtige Weg".

Hable verwahrt sich gegen die Darstellung, die Piloten seien ein entscheidender Kostenfaktor. Generell seien die Gehaltskosten im Vergleich zu den Gesamtkosten "marginal", auf die Piloten entfielen nicht einmal 5 Prozent, auf Cockpit und Kabine (Flugbegleiter) zusammen 7,5 Prozent der Gesamtkosten. Einschließlich aller anderen Bereiche entfallen 19,5 Prozent auf Personal, das sei nicht viel für ein Dienstleistungsunternehmen. Für Piloten sei ein Jobwechsel derzeit - angesichts großer Nachfrage und einer europaweiten Anerkennung der Lizenz - vergleichsweise einfach. Manche Fluggesellschaften wie die Lufthansa würden noch besser zahlen als die AUA. Auch Billigflieger wie Easyjet müssten ihre Piloten mit attraktiven Preisen bei der Stange halten.

Um Konflikte in Zukunft zu vermeiden, spricht sich Hable für "einen gewissen Automatismus beim Kollektivvertrag" aus. Vorstellbar wäre etwa, dass man sich - mit gewissen Modifikationen - an den Metaller-Abschluss anlehnt. Mit dem "Einheits-KV" von 2004 - der gleichermaßen für AUA und Lauda Air gilt, habe die AUA nicht mehr die Möglichkeit gehabt, über den KV Druck auf die Piloten auszuüben. (apa/red)