Karriere nach der Politik: Vranitzky als Berater und politischer Konsulent tätig

Arbeitete für mehrere internationale Unternehmen Ex-Kanzler hielt Vorträgte auf Universitäten

Nach seinem Ausscheiden aus der Politik hat Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky als Berater, Konsulent und in Aufsichtsratspositionen sowohl in der Wirtschaft, als auch in der internationalen Politik gearbeitet. Vranitzky hat nicht nur - wie nun bekannt wurde - für den BAWAG-Karibik-Geschäftspratner Wolfgang Flöttl als Berater gearbeitet. Er war etwa auch für Magna, die Westdeutsche Länderbank, den Reisekonzern TUI, den Autokonzern VW, für die OSZE und die Bulgarische Regierung tätig.

Vranitzky gab im Jänner 1997 nach mehr als zehneinhalbjähriger Amtszeit das Amt des Bundeskanzlers an den damaligen Finanzminister Viktor Klima ab, SPÖ-Chef blieb Vranitzky noch bis April 1997, schon im März war er aber dem Ruf der OSZE gefolgt, für die er als Sonderbeauftragter für Albanien arbeitete.

Der international renommierte Politiker war nach seinem Ausscheiden aus der Bundespolitik für eine Reihe von Spitzenpositionen im Gespräch: als EU-Kommissionspräsident, als Präsident der Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, als Kandidat für den damals geplanten Posten eines EU-Außenministers. Doch Vranitzky blieb nur bis zum Oktober 1997 für die OSZE tätig und widmete sich daraufhin mehreren Tätigkeiten in der Privatwirtschaft.

Er fungierte als Aufsichtsrat bei Magna, verbrachte dabei viel Zeit im kanadischen Toronto und wurde Aufsichtsrat vom Deutschen Reiseunternehmen TUI in Düsseldorf. Nachdem TUI bei den Wiener Magic Life Clubs einstieg, wurde Vranitzky auch Vorstandsvorsitzender von Magic Life. Von 1997 an arbeitete er außerdem als Berater für die Westdeutsche Landesbank (WestLB) und war dabei in die vom deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" aufgedeckten "Flugaffäre" verwickelt, weil er noch während seiner Kanzlerschaft von der WestLB Flugreisen bezahlt bekommen hatte.

1998 war Vranitzky gemeinsam mit dem früheren deutschen Präsidenten Richard von Weizsäcker und dem ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres Teil des vom Autohersteller VW eingesetzten Kuratoriums zur Entschädigung von Zwangsarbeitern. VW bezahlte allen Zwangsarbeitern 10.000 DM (zirka 5.000 Euro) aus. Im selben Jahr beriet er die Regierung von Bulgarien bei der Anpassung der Wirtschafts- und Steuergesetze an die Erfordernisse der Europäischen Union.

Finanziell etwas weniger attraktiv, dafür mit Prestige verbunden waren Vranitzkys Auftritte als Staatsmann und Experte für internationale Politik. An der Harvard-University in Boston in den USA hielt er Vorträge über die Europäische Union und nahm am "Deutsch-Jüdischen Dialog" teil. Seit den Achtziger Jahren ist er Vorsitzender des Österreichischen Institutes für internationale Politik. Von 1990 bis 2005 war er auch Vorsitzender des Wiener Institutes für Entwicklungsfragen und Zusammenarbeit.

Ehemalige Spitzenpolitiker mit außenpolitischer Erfahrung sind vor allem bei internationalen Unternehmen stets gefragt. Viele ehemalige Staatschefs verdienen nach dem Rückzug aus der Politik gut mit ihren Erfahrungen und ihrem Rennomee, indem sie sich als Berater selbstständig machen oder als Konsulenten für Großkonzerne fungieren.

Der deutsche SPD-Altkanzler Gerhard Schröder hat nach seinem Abschied vom Kanzleramt im vergangenen Herbst gleich mehrere Beratertätigkeiten angenommen. So berät er - unentgeltlich - den RAG-Konzern bei dem für 2007 geplanten Börsengang und agiert auch als Konsulent für den Schweizer Medienriesen Ringier. Für den russischen Gasriesen Gazprom übernahm er außerdem - nicht ganz unumstritten - den Vorsitz im Verwaltungsgremium der neuen Ostsee-Pipeline. (apa/red)