Vor 500 Jahren starb Christoph Kolumbus: Historiker rätseln bis heute über Entdecker

Herkunft unklar: War er ein italienischer Jude? Eingeborenen brachte Entdeckung Versklavung & Tod

An sein Totenbett kamen weder ein Bischof noch ein Gesandter des Königs. Als Christoph Kolumbus am 20. Mai 1506 in der spanischen Stadt Valladolid starb, war der berühmte Entdecker schon einigermaßen in Vergessenheit geraten. Man ließ nicht einmal seinen Letzten Willen gelten, in Übersee begraben zu werden. Stattdessen wurde der Leichnam vorerst in Spanien beigesetzt, doch sein Grab könnte sich auch in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik befinden.

Vor 500 Jahren starb Christoph Kolumbus: Historiker rätseln bis heute über Entdecker

Kolumbus gibt der Welt auch 500 Jahre nach seinem Tod noch viele Rätsel auf. Dabei hatten Heerscharen von Historikern immer wieder versucht, Licht in das Dunkel des Lebens jenes Mannes zu bringen, der eine neue Epoche in der Menschheitsgeschichte eingeleitet hatte und als der Entdecker Amerikas gilt (auch wenn die Wikinger vor ihm dort gewesen sein sollen). Aber bis heute wissen die Forscher nicht einmal definitiv, woher Kolumbus, eine der wichtigsten historischen Persönlichkeiten, überhaupt stammte.

Kolumbus wirklich 1451 in Genua geboren?
Die Mehrheit der Experten geht davon aus, dass Kolumbus 1451 - das Datum steht nicht fest - als Sohn eines Wollwebers in Genua geboren wurde. "Diese Theorie ist auch heute noch die glaubwürdigste", meint der spanische Historiker Luis Arranz. Die Theorie ist aber nur eine von vielen. Manche Wissenschafter behaupteten, der Entdecker komme aus Galicien in Nordwestspanien, andere meinten, er stamme aus Portugal, Frankreich, Katalonien, Mallorca oder Ibiza.

War Kolumbus Jude?
Kolumbus selbst tat alles, seine Herkunft zu verschleiern und bezeichnete sich als "Fremden". Als Seefahrer sprach er viele Sprachen, aber seine Schriften fasste er fast vollständig auf Spanisch ab - mit portugiesischem und katalanischem Einschlag. Wenn er aus Genua stammte, weshalb schrieb er nicht auf Italienisch? Der Historiker Salvador de Madariaga und der Nazi-Jäger Simon Wiesenthal vermuteten, dass Kolumbus möglicherweise jüdischer Abstammung war und dies geheim halten wollte. Sie trugen einige Indizien für ihre These zusammen, belegen konnten sie sie aber nicht.

Besessen von der Westroute
Schon als junger Mann war Kolumbus von der Idee besessen, über die Westroute nach Asien zu gelangen. Aus Indien und dem Kaiserreich China bezogen die Europäer Gewürze, Seide und andere Reichtümer. Der Vormarsch der Osmanen versperrte ihnen den Landweg nach Fernost. Die Idee von Kolumbus war für die damalige Zeit revolutionär, aber nicht aberwitzig. Unter den Gelehrten hatte sich längst die Ansicht durchgesetzt, dass die Erde eine Kugel war.

Als Kolumbus in Portugal, der wichtigsten Seemacht, seinen Plan dem König darlegte, ging es nicht darum, ob er am Rand der Welt in ein Nichts abstürzen würde. Es ging um konkrete Fragen: Wie lange würde die Überfahrt dauern? Würden die Schiffe genügend Proviant und Süßwasser laden können? Die Portugiesen lehnten es schließlich ab, das Vorhaben zu finanzieren. Sie setzten darauf, über die Route um Afrika nach Asien zu gelangen.

Entdeckung Amerikas fast ins Wasser gefallen
Auch die Spanier zögerten, aber Königin Isabella sagte nach längerem Hin und Her ihre Unterstützung zu. Am 3. August 1492 stach Kolumbus mit drei Schiffen von Palos de la Frontera in See. Am 12. Oktober ertönt der ersehnte Ruf: "Land in Sicht." Der Admiral hatte die Neue Welt erreicht und ging auf einer Bahamas-Inseln an Land. Wenig später entdeckte er noch Kuba und schuf auf Hispaniola (heute Haiti und Dominikanische Republik) die erste spanische Kolonie in Übersee. Bei seiner Rückkehr nach Spanien wurde er begeistert gefeiert.

Die anderen Reisen verliefen weniger glorreich. Zwar entdeckte Kolumbus noch viele andere Karibikinseln und erkundete die Festlandküste Mittelamerikas. Aber aus dem gefeierten Entdecker wurde immer mehr ein Gescheiterter. Die erhofften Reichtümer blieben aus; als Vizekönig der spanischen Besitzungen erwies er sich als Versager; das erhoffte Paradies in der Neuen Welt wurde zu einer Hölle, in der Gewalt und Krankheiten herrschten. Den Eingeboren, denen die Spanier das Christentum bringen sollten, brachten sie Tod und Versklavung.

Kolumbus starb im Glauben, in Indien gelandet zu sein
Von der dritten der insgesamt vier Entdeckungsreisen kehrte Kolumbus wie ein Krimineller in Ketten nach Spanien zurück. Dort wurde er zwar vom Königshaus halbwegs rehabilitiert, aber seine Zeit war im Grunde um. Er starb in dem Glauben, den Seeweg westwärts nach China und Indien gefunden zu haben. Erst der Florentiner Seefahrer Amerigo Vespucci (1451-1512) lieferte die entscheidenden Anhaltspunkte dafür, dass es sich in Wirklichkeit um einen neuen Kontinent handelte. Nach ihm wurde Amerika dann auch benannt.

Kolumbus fand auch nach seinem Tod keine Ruhe. Seine Grabstätte wurde wenigstens zehn Mal geöffnet, die Gebeine reisten zwischen Europa und Lateinamerika hin und her.
(apa/red)