SPÖ ortet "gewaltigen Asfinag-Skandal": Autobahngesellschaft in der Schusslinie

Wegen des hohen Kaufpreises für Europpass SP-Kräuter fordert: "Management suspendieren"

Um die Übernahme des österreichischen Lkw- Mautbetreibers Europpass durch die staatliche Autobahngesellschaft Asfinag ist eine neue Debatte entbrannt. Die Asfinag habe dem früheren Inhaber, der italienischen Autostrade, für die Europpass vor zwei Monaten 60 Mio. Euro mehr bezahlt, als das Unternehmen eigentlich wert gewesen wäre, erklärten zwei mit der Transaktion betraute Quellen der APA. SPÖ-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter ortet einen gewaltigen "Asfinag-Skandal".

Asfinag-Vorstand Trattner weist das zurück: Bei dem angeblichen Gutachten habe es sich nur um eine bestellte Bewertung gehandelt, mit der die Asfinag Druck auf die Preisverhandlungen machen wollte. Der Rechnungshof, der die Causa auf Antrag der SPÖ untersucht, wollte zu den Zahlen unter Berufung auf eine laufende Prüfung keine Stellungnahme abgeben. RH-Präsident Moser betonte aber: "Wir werden das dem Verlangen entsprechend in die Prüfung einbeziehen."

Kräuter erklärt: "Erstens ist das verantwortliche Asfinag-Management sofort zu suspendieren. Zweitens hat der zuständige Verkehrsminister Hubert Gorbach umgehend zu der skandalösen Millionenverschiebung Stellung zu nehmen. Drittens ist vom Rechnungshof der von der SPÖ beauftragten Sonderprüfung des Europpass-Deals absolute Priorität einzuräumen."

"Sache stinkt gewaltig"
Die SPÖ verweist am Montag in einer Aussendung darauf, dass die komplette Schadenssumme noch nicht endgültig bezifferbar sei, da "übernommene Schulden der Europpass sowie Gewinne und Ausschüttungen zu Gunsten der Europpass und das Ausmaß von kostspieligen Personalübernahmen noch gar nicht bekannt sind." Für Kräuter "stinkt die Sache gewaltig". Er erinnerte daran, dass Gorbach den Deal als "Erfolgsstory" und "Exportschlager" und Verkehrs-Staatssekretär Helmut Kukacka (V) eine Rechnungshofprüfung als "völlig unberechtigt" bezeichnet hatte.

Nach langem gerichtlichen Tauziehen hatten sich Asfinag und Autostrade Ende August auf einen Kaufpreis von 208 Mio. Euro geeinigt, zuzüglich übernommener Verbindlichkeiten von 166 Mio. Euro. Nach der von den Quellen zitierten Bewertung des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG lag der tatsächliche Unternehmenswert der Europpass exklusive Verbindlichkeiten aber lediglich bei 148 Mio. Euro.

Trattner beteuerte am Montag, dass er "jeden Schritt mit dem Verkehrsministerium, dem Finanzministerium und dem Aufsichtsrat online abgestimmt" habe. Die Autostrade habe damals ihrerseits Berechnungen vorgelegt, wonach die Europpass 450 Mio. Euro wert gewesen wäre.

Trattner geht davon aus, dass die Asfinag auf Grund der Ersparnisse durch die Fusion der Europpass mit der Asfinag- Mauttochter MSG binnen weniger Jahre wieder einbringen werde. Die erwarteten Synergieeffekte von jährlich zehn bis 15 Mio. Euro werde man übertreffen. Schon im ersten Jahr würden sich 17 Mio. Euro alleine aus Steuervorteilen ergeben.

(apa)