Größte Firmenpleiten der US-Geschichte: WorldCom, Enron, Conseco und Refco

Österreichische BAWAG ist der größte Gläubiger Bilanzbetrug ist eine sehr häufige Konkursursache

Die US-Brokerfirma Refco, die Gläubigerschutz beantragt hat, ist mit einem Vermögenswert von 48,8 Mrd. Dollar (40,9 Mrd. Euro) die viertgrößte Pleite der USA. Den Spitzenplatz in der amerikanischen Insolvenzstatistik (gemessen am Vermögen vor dem Konkursantrag) hält der Telekom-Konzern WorldCom, der im Juli 2002 mit 103,9 Mrd. Dollar in die Pleite schlitterte.

Am zweiten Rang liegt der Energiehändler Enron mit 63,4 Mrd. Dollar, der im Dezember 2001 insolvent wurde. Die drittgrößte Pleite der US-Geschichte war der Finanzdienstleister und Versicherungskonzern Conseco mit 61,4 Mrd. Dollar im Dezember 2002.

Nach Refco folgen auf den Plätzen fünf und sechs mit dem Ölkonzern Texaco (1987/35,9 Mrd. Dollar) und dem Finanzunternehmen Financial Corp. of America (1988/33,9 Mrd. Dollar) zwei Pleiten aus den 80-er Jahren. Weitere große Firmenzusammenbrüche waren der Telekom-Konzern Global Crossing (2002/30,2 Mrd. Dollar), das Energieunternehmen Pacific Gas and Electric (2001/29,8 Mrd. Dollar), die Fluggesellschaft United Airlines UAL (2002/25,2 Mrd. Dollar) sowie die Fluggesellschaft Delta Airlines (September 2005/21,8 Mrd. Dollar) als zehntgrößte Pleite. Dies geht aus einer Aufstellung von BankruptcyData.Com hervor.

Die Gründe für die "Crashs" sind unterschiedlich: Bei der Broker- und Wertpapierhandelsfirma Refco wurde der tiefe Fall durch die Mitteilung des Unternehmens von einem Loch in der Bilanz von 430 Mio. Dollar ausgelöst. Unternehmenschef Phillip Bennett wurde von der Firma freigesetzt. Am nächsten Tag wurde Bennett unter Verdacht auf Bilanzbetrug verhaftet und gegen eine Kaution von 50 Mio. Dollar wieder freigelassen, seitdem befindet er sich in New York in Hausarrest. Die erst im August an die Börse gegangene Firma wurde nach starken Kursverlusten der Aktie vom Kurszettel der New Yorker Börse (NYSE) genommen, das Unternehmen beantragte Gläubigerschutz. Größter Gläubiger ist die Wiener Gewerkschaftsbank BAWAG P.S.K.

Bei den größten US-Pleiten WorldCom und Enron waren Bilanzbetrügereien aufgeflogen. Der frühere WorldCom-Firmenchef Bernard Ebbers wurde in Folge wegen schweren Betrugs zu 25 Jahren Haft verurteilt. Auch beim texanischen Energiehändler Enron war Bilanzbetrug der Auslöser: In dubiosen Partnerschaften wurden Schulden in Milliardenhöhe versteckt. Schlagzeilen machten die guten Verbindungen von Ex-Enron-Chef Kenneth Lay zu US-Präsident George W. Bush. Der ehemalige Duzfreund des Präsidenten ("Kenny Boy") wurde unterdessen als 31. Enron-Manager angeklagt, ihm drohen bis zu 175 Jahre Haft.

Beim Finanzdienstleister und Versicherungskonzern Conseco wurde die Pleite durch wachsende Verschuldung durch Zukauf von Firmen außerhalb des Kerngeschäfts ausgelöst. Zuvor war bereits die Bilanzierungspraxis ins Visier der US-Behörden geraten. Firmengründer Stephen Hilbert hatte das Unternehmen verlassen müssen, nachdem unter seiner Führung ein Schuldenberg von 8,2 Mrd. Dollar entstanden war.

Ganz andere Gründe verursachten die Insolvenzverfahren der Fluggesellschaften Delta und UAL: Sie gelten als späte "Opfer" der Terroranschläge vom 11. September 2001, durch die der Flugverkehr massive Einbußen erlitten hatte. Weiters versuchten die Carrier das Insolvenzverfahren zu nutzen, um die Löhne und sozialrechtlichen Ansprüche ihrer Arbeitnehmerschaft zu drücken. (apa)