Von Stein nach Alicante: Ein geflohener Häftling wurde in Spanien festgenommen!

Krebskranker flüchtete bei Krankenhausaufenthalt Justizwachebeamten betäubt, mit Frau untergetaucht

Der schwer an Prostatakrebs erkrankte Deutsche war 1995 wegen der Beteiligung an mehreren Banküberfällen, die er mit einer italienischen Tätergruppierung begangen hatte, zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Bis 2009 hätte er noch "sitzen" müssen. Am 15. Juni dieses Jahres wurde er wie schon oft zur Behandlung nach Lainz ausgeführt. Der ihn begleitende Justizwachebeamte soll von ihm und seiner Frau mit K.o.-Tropfen im Kaffee betäubt worden sein.

Danach war das Paar verschwunden. Die spektakuläre Flucht war Teil einer Serie von Ausbrüchen und Ausbruchsversuchen aus österreichischen Strafanstalten im Juni, die für viel Aufsehen und Kritik an der Sicherheit der heimischen Gefängnisse gesorgt hatte.

Die Fahndungsgruppe der Kriminaldirektion 3 des Landespolizeikommandos (LPK) Wien hatte die Gesuchten zwei Wochen nach der Flucht zunächst an der italienischen Adria ausgemacht, berichtete Chefinspektor Rene Neuberger der APA. Die Spur verlor sich aber wieder. Über Nachforschungen im Bekanntenkreis des Paares fanden die Ermittler mit Hilfe der seit Anfang Juni in Madrid installierten Verbindungsbeamtin Tamara Kerbl das Appartement bei Alicante an der spanischen Costa Blanca, wo die Flüchtigen untergetaucht waren. Dort nahm die Policia National beide fest.

Auslieferung könnte in 14 Tagen erfolgen
Ein Auslieferungsverfahren wurde eingeleitet. Die Rückkehr nach Österreich sollte in den nächsten Wochen erfolgten, bei Zustimmung der Betroffenen schon innerhalb von rund 14 Tagen, sagte Oberstleutnant Helmut Reinmüller von der Abteilung Zielfahndung des Bundeskriminalamts (BK) der APA.

Das Paar hatte geheiratet, als der Deutsche bereits seine Haft verbüßte. Die Ehefrau wird sich wegen der Delikte Befreiung eines Gefangenen, Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwere Körperverletzung (die Betäubung des Justizwachebeamten, Anm,) verantworten müssen. Den letzten beiden Vorwürfen muss sich auch ihr Mann stellen, die Flucht selbst stellt hier keine eigene Straftat dar.

"Spanien ist als Fluchtland sehr begehrt", sagte Reinmüller. "Dort gibt es schönes Wetter, das Meer, es ist ein großes Land. Und die Österreicher zieht es generell in den Süden." Ein bekannter ehemaliger Schönheitschirurg, der Krebs- und Aidskranke mit Honiginjektionen zu heilen versucht und tausende Kunden um Millionen Schilling betrogen haben soll, sei nach seiner Verurteilung sogar zwölf Jahre lang in Spanien untergetaucht gewesen, ehe er 2002 verhaftet und ausgeliefert wurde.

(apa)