Peter Rabl: Längst dienender Chefredakteur verlässt den "Kurier"

Österreichische Medienlandschaft mitbestimmt

Mit Peter Rabl (57) verlässt der längst dienende Chefredakteur die drittgrößte Tageszeitung des Landes. Rabl steht seit 22. März 1993 als Herausgeber und Chefredakteur an der Spitze des "Kurier". Im Brennpunkt des journalistischen Geschehens steht er allerdings schon viel länger. Die österreichische Medienlandschaft hat er - wie Sympathisanten und Kritiker der ausgeprägten Persönlichkeit unisono beteuern - an vorderster Front mitbestimmt.

Rabl wurde am 11. Juni 1948 in Bruck an der Mur in der Steiermark geboren, besuchte die Mittelschule in Graz und startete anschließend ein Publizistikstudium an der Universität Wien, das er - wie viele in der Branche - nicht vollendete. Seit 1971 hat Rabl als Journalist gearbeitet; zunächst bei den "Niederösterreichischen Nachrichten", dann bei der "Wochenpresse", wo er zuletzt als Ressortleiter Innenpolitik tätig war. Von 1975 bis 1980 legte Rabl als Chefredakteur-Stellvertreter und Leiter der Innenpolitik eine erste Zwischenstation beim "Kurier" ein.

Danach wechselte der Medienmacher in den ORF, wo er als Chef und Präsentator der Fernsehsendungen "Politik am Freitag" und "Inlandsreport" tätig war. Rabl war unter anderem an der Entwicklung der Sommergespräche beteiligt. In Erinnerung ist noch heute sein Interview in Badehose mit dem damaligen FPÖ-Chef Norbert Steger. Von 1984 bis 1988 leitete Rabl am Küniglberg die Hauptabteilung Dokumentation. Aufsehen erregte er mit kritischen Interviews. Vor allem ein Gespräch mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim - über dessen Kriegsvergangenheit - sorgte für Kontroversen. Rabl und sein Co-Interviewer Hans Benedict wurden von der Rundfunkkommission deswegen verurteilt. Rabl und der ORF riefen in der Folge den Verfassungsgerichtshof an und bekamen in einem Grundsatz-Erkenntnis recht.

Kurze Karriere beim "profil"
Vom ORF zog es Rabl wieder in den Printjournalismus. Von 1988 bis 1991 war er Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "profil". Als Rabl auch zum Vorstandsdirektor der "Kurier"-Magazin-Tochter Zeitschriften Verlagsbeteiligungs-AG ernannt wurde, zu der auch das "profil" gehört, rebellierte die Redaktion des Nachrichtenmagazins und initiierte den inzwischen legendären "profil"-Streik, um gegen diese ihrer Meinung nach unvereinbare Kombination zu protestieren. 1993 erreichte Rabl schließlich der Ruf an die redaktionelle Spitze des "Kurier", wo er zum Herausgeber, Chefredakteur und Geschäftsführer aufstieg. Daneben betreute er von 1995 bis 1997 aus dem Haas-Haus die ORF-TV-Sendung "Zur Sache", ehe er wegen des Quotendrucks unter Gerhard Zeiler dem öffentlich-rechtlichen Sender endgültig den Rücken kehrte.

"Der Peter Rabl denkt mit dem Herzen und fühlt mit dem Kopf", beschrieb der seit November ihm zur Seite gestellte geschäftsführende "Kurier"-Chefredakteur Christoph Kotanko das Temperament seines Chefs vor einigen Jahren. Und "Zeit im Bild"-Legende Robert Hochner meinte, dass für Rabl ein Politikerinterview nur dann gut sei, "wenn das Blut des betreffenden Politikers am Schluss der Sendung langsam über den Studioboden und die Außenwand des Haas-Hauses herunter rinnt". Rabl selbst sieht sich entspannter. Die Qualität seiner Interviews habe bestenfalls darin bestanden, "die Befragten im Sinne maximaler Information für die Seher durch präzise Vorbereitung und hartnäckiges Nachfragen ins Schwitzen zu bringen".

Als längst dienender Chefredakteur des "Kurier" hat Peter Rabl in dieser Funktion Vorgänger und publizistische Größen wie Hugo Portisch, Hans Dichand oder seinen Ex-Schwiegervater Gerd Bacher - Rabl war mit Bachers Tochter Helga Rabl-Stadler verheiratet - überholt.

(apa/red)