SPÖ präsentiert "Braune Flecken"-Studie! Gusenbauer: 'Wo viel Licht, da viel Schatten'

2. Historikerbericht zu Parteigeschichte erschienen

Bei seinen Recherchen war das sechsköpfige Team von Zeitgeschichtlern unter anderem auf bedenkliche Aussagen des zweifachen Republikgründers und SP-Säulenheiligen Karl Renner gestoßen. Er hatte im Oktober 1945 gemeint, "dass, wenn die außenpolitischen Auswirkungen nicht gewesen wären, mir der braune Faschismus lieber als der schwarze gewesen wäre". SP-Chef Alfred Gusenbauer meinte am Dienstag angesichts solcher Aussagen, gerade Renner sei ein Beispiel für den Spruch: "Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten."

Gusenbauer forderte bei der Präsentation des Historikerberichts einmal mehr auch die anderen Parteien auf, sich ihrer Geschichte zu stellen. Die SPÖ sei hier mit gutem Beispiel voran gegangen. Eine weitere Untersuchung zu Vermögensentzug und Restitution innerhalb der SPÖ wird laut Gusenbauer in den kommenden Monaten publiziert. Der erste Historikerreport war bereits im Jänner 2005 erschienen und beschäftigte sich mit den "braunen Flecken" im Bund Sozialdemokratischer Akademiker (BSA).

Die von der SPÖ beauftragten Historiker haben bei ihren Recherchen herausgefunden, dass fast elf Prozent der SP-Parlamentarier nach 1945 frühere Nationalsozialisten waren. Am höchsten war der Anteil mit 35,3 Prozent in Tirol und mit 25,6 Prozent in Kärnten. In Wien waren es mit 3,3 Prozent vergleichsweise wenig. Bei der ÖVP betrug der Vergleichswert im Bundesdurchschnitt 12,8 Prozent. Bei den so genannten Illegalen (Personen, die der NSDAP bereits vor 1938 beigetreten waren) lag die ÖVP mit 4,5 deutlich vor der SPÖ mit 2,2 Prozent. (apa)