FORMAT-Interview: Strasser & sein Boss Pecina über den Neo-Job des Ex-Ministers

Strasser über Macht, Geld und Abschied aus der Politik Nach Polit-Ausstieg: "Vermisse Parkplatz in Innenstadt"

Die Wiener Finanzgruppe VCP holt sich Ex-Innenminister Ernst Strasser als Spitzenmanager für Energie-Investments in Osteuropa an Bord. Ab Juli wird der ehemalige Ressortchef, der der Politik im Dezember überraschend den Rücken gekehrt hatte, als geschäftsführender Gesellschafter an die Spitze der VCP Energy Holding GmbH treten und mit 10 Prozent an der Tochter der Vienna Capital Partners (VCP) beteiligt sein. FORMAT hat Ernst Strasser und seinen neuen Boss Heinrich Pecina im Interview.

FORMAT: Herr Minister …
Strasser: Nicht mehr Minister.

FORMAT: Wir dachten, das bleibt man ein Leben lang?
Strasser: Laut Protokoll ja. Ein Aktiver ist Bundesminister, danach bleibt er Minister. Aber wir sind hier in der Wirtschaft, und da ist mein Name Strasser.

FORMAT: Also Herr Strasser, wann starten Sie beim Wiener Investmenthaus Vienna Capital Partners (VCP)?
Strasser: Im Juni.
Pecina: Ungefähr zu diesem Zeitpunkt beziehen wir auch ein neues, größeres Büro.

FORMAT: Sie haben ein Riesengeheimnis um Ihren neuen Job gemacht.
Strasser: Das gehört zum professionellen Auftreten. In meinem Job als Politiker war klar, dass ich sehr aktiv auf die Presse zugehe. Genauso ist jetzt Diskretion selbstverständlich. Gratuliere übrigens, dass Sie es trotzdem herausfanden.

FORMAT: Und wann haben Sie sich für die VCP entschieden?
Strasser: Schon im Dezember.

FORMAT: Wie wird Strassers Aufgabe konkret aussehen?
Pecina: Wir starten eine neue Aktivität, die mit der Produktion von Strom zu tun hat. Europa ist zunehmend mit Energiemangel konfrontiert, weil der Bedarf stärker wächst als die Produktion. In Westeuropa kann kaum noch Neues gebaut werden. Aber in Osteuropa gibt es einen großen Kraftwerkspark, der nur teilweise veraltet ist. Hier bieten sich große Chancen, etwa durch Umrüsten auf Gas oder Biomasse.

FORMAT: Und was wird die Rolle von Herrn Strasser sein?
Pecina: Er wird sich als geschäftsführender Gesellschafter der VCP Energy GmbH um diesen Bereich kümmern.

FORMAT: Sie wollen als Investmentbank Kraftwerke betreiben?
Pecina: Wir verdienen als Investmenthaus Geld, indem wir Objekte kaufen, sie neu strukturieren, ihren Wert in relativ kurzer Zeit steigern und sie dann weiter verkaufen. Kurzfristig werden wir auch als Betreiber auftreten. Das ist Teil des Investmentbanking Strasser: Laut Verbraucherpreisindex sind die Energiekosten weit überdurchschnittlich gestiegen. Die Ressourcen in den neuen EU-Ländern
sind also sehr interessante Investitionsobjekte.

FORMAT: Um an die heranzukommen, sollen der VCP die guten politischen Kontakte eines Exministers in Osteuropa helfen?
Pecina: Die internationale Erfahrung mit öffentlichen Stellen ist ein positives Additivum, aber nicht die Geschäftsgrundlage. Bei vielen Energieerzeugern im Osten ist gar nicht mehr der Staat der Verkäufer, sondern Private.

FORMAT: Wie sind Sie eigentlich zusammengekommen?
Strasser: Ich habe bei jeder Auslandsreise als Minister die Interessen unserer Wirtschaft vertreten. Bei einer Reise nach Rumänien habe ich vor ein paar Jahren Herrn Pecina kennen gelernt.
Pecina: Es gab dann viele Kontakte. Ich schätze seine Managementqualitäten.

FORMAT: Warum sind Sie überhaupt als Minister abgetreten?
Strasser: Ich wollte etwas anderes machen. Nach dem Abschluss der Zusammenführung von Polizei und Gendarmerie war der richtige Zeitpunkt.

FORMAT: Hatten Sie nicht die Nase voll von dieser Regierung?
Strasser: Nein.

FORMAT: Herr Strasser, was wird Ihnen aus der Politära abgehen?
Strasser: Der Parkplatz in der Innenstadt.

FORMAT: Die Öffentlichkeit wird Ihren Schritt als Abstieg werten, weil die VCP weitgehend unbekannt ist.
Strasser: Die Zeit der Titel, der roten Teppiche, der Kohorten an Damen im Vorzimmer, der Dienstlimousinen und Chauffeure habe ich abgehakt.

FORMAT: Auch wenn man bewusst darauf verzichtet, kann einem die Macht trotzdem fehlen.
Strasser: Ich habe mir schon Gedanken gemacht über das Loch, in das ich stürzen könnte. Aber es ist ausgeblieben.

FORMAT: Wie stark spielt Geld eine Rolle?
Strasser: Natürlich ist Geld ein Thema.
Pecina: Die Politik ist ja eher schlecht bezahlt.
Strasser: Aber wäre Geld meine einzige Motivation, hätte ich nie mehr in die Politik zurückgehen dürfen.

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