Geheimbund entscheidet die Papst-Wahl:
"Opus Dei" hat viel Einfluss im Vatikan

Konservative Akteure agieren hinter den Kulissen Klicken: Die aussichtsreichsten Nachfolge-Kandidaten!

Sie wirken vor allem im Verborgenen, doch das mit umso mehr Einfluss: Die Mitglieder von Opus Dei zählen zu den mächtigsten Akteuren im Vatikan. Zu Papst Johannes Paul II. hatte die Organisation, die in ihrem Ursprungsland Spanien wohl nicht ohne Grund als "Gottes Krake" tituliert wird, fast unbegrenzten Zugang.

Offiziell sind nur zwei der bei der Papstwahl stimmberechtigten Kardinäle Opus-Dei-Mitglied, aber die erzkonservative Bewegung genießt die Unterstützung zahlreicher wichtiger Würdenträger in Rom. Und so dürfte Opus Dei (lateinisch für Gottes Werk) auch einigen Einfluss auf die Wahl des Nachfolgers von Johannes Paul haben.

Navarro-Valls bekanntestes Opus-Dei-Gesicht
Das bekannteste Gesicht von Opus Dei ist derzeit Joaquin Navarro-Valls, der einflussreiche Sprecher des Vatikan. Zu den wichtigen Kardinälen, die Opus Dei nahe stehen, zählt Camillo Ruini, der Vikar von Rom. Er gilt als einer der Anwärter für die Papst-Nachfolge. Auch der mitfavorisierte Erzbischof von Bombay, Ivan Dias, gehört zu den Unterstützern von Opus Dei. Der Bewegung nahe ist auch der Bischof von Venedig, Angelo Scola, einer der aufsteigenden "jungen" Konservativen in der katholischen Kirche. Einem breiteren Publikum dürfte die geheimnisumwitterte Bewegung aus dem Bestseller "Das Sakrileg" (The Da Vinci Code) von Dan Brown bekannt sein, in dem ein Opus-Dei-Bischof einem Mönch einen Mordauftrag gibt. Wie sehr allerdings die Ausführungen im Roman mit der Realität übereinstimmen, sei dahingestellt.

Papst Johannes Paul II. förderte einige konservative Kirchenbewegungen, aber keine unterstützte er so wie Opus Dei. 1982 gab er der Organisation den einzigartigen Status einer Personalprälatur und entzog sie damit der direkten Kontrolle der katholischen Ortsbischöfe - Opus Dei ist nur dem Vatikan Rechenschaft schuldig. 1998 verlieh der Papst der theologischen Schule der Organisation in Rom den Titel einer Pontifikaluniversität und stellte sie damit auf eine Stufe mit der berühmten Gregoranischen Universität der Jesuiten. Vor drei Jahren sprach der Pontifex maximus den Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva de Balaguer nur 27 Jahre nach dessen Tod heilig. Bei der Zeremonie waren mehr als 40 Kardinäle anwesend - auch das ein Zeichen für die Bedeutung der Organisation innerhalb der katholischen Kirche.

80.000 Mitglieder bei Opus Dei
Weltweit zählt die 1928 gegründete Bewegung rund 80.000 Mitglieder. Sie sind in eine Männer- und eine Frauenorganisation unterteilt. Kritiker meinen, Opus Dei bilde eine sektiererische, autoritäre und manipulative "Kirche in der Kirche" - zu diesem Ruf tragen auch die monatlichen Geheimtreffen der ranghöchsten Mitglieder, der Numerarien, bei. Viele von ihnen üben nicht-religiöse Berufe aus, verpflichten sich aber, ein "keusches" Leben zu führen. Die Opus-Dei-Leute suchen auch in Alltag und Beruf ihr spirituelles Heil. Der Laienorden hat seine eigenen Priester, an die sich die Mitglieder für die Beichte oder spirituellen Rat wenden sollen.

Die reiche Organisation nimmt auch auf die Politik Einfluss - und war in den vergangenen Jahren in zahlreiche Finanz- und Politikskandale verstrickt. Am offenkundigsten war die Macht von Opus Dei im Spanien des Diktators Francisco Franco, als mehr als die Hälfte seines Kabinetts der Bewegung angehörte. Wie groß der Einfluss von Opus Dei auf die Papstwahl ist, wird weniger offenkundig sein: Das Konklave der Kardinäle, in dem Johannes Pauls Nachfolger bestimmt wird, tagt streng geheim.
(apa/red)