"Keine Medaille ist so wertvoll wie eine Freundschaft": Rogan gönnt Peirsol Gold!

Rogan-Medaille war Nr. 100! Mega-Party im Club Austria BILDER: Feier & das spannende 200m-Rücken-Finale

Wegen eines Verfahrensfehlers wurde dem eingebrachten US-Protest statt gegeben, ehe die österreichische und britische Mannschaft einen Gegen-Protest lancierten. Dieser wurde am späten Abend abgewiesen.

Rogan begrüßt Entscheidung
Rogan hatte die Zurücknahme der Entscheidung begrüßt. "So wollte ich nicht Olympiasieger werden. Kein Gold und kein Silber sind so wertvoll wie eine Freundschaft", meinte er gleich nach der Bekanntgabe. Rogan und Peirsol sind seit Jahren gute Freunde. Doch danach wurde bekannt, dass die FINA-Entscheidung nur durch einen Verfahrensfehler begründet war. Vom Schiedsrichter aus Singapur ausgesprochen und vom Oberschiedsrichter bestätigt, wurde die Disqualifikation widerrufen, da die schriftliche Ausfertigung in Französisch statt wie vorgeschrieben in Englisch erfolgte.

Rogan-Trainer Robert Michlmayr entschloss sich dadurch gemeinsam mit den Briten - für James Goddard ging es um Bronze - zur Einreichung eines Gegen-Protests noch vor der Einspruchsfrist, wollte sich die Bilder von der betreffenden Wende nachher noch im Fernsehen ansehen. "Markus ist das ein bisschen unangenehm", sprach der Coach die Entwicklung der Causa an. Der SV-Schwechat-Athlet selbst hätte von sich aus auf einen Protest verzichtet. "Das liegt auch gar nicht in meinen Händen."

Schließlich kam kurz vor 23:00 Uhr Ortszeit die endgültige Entscheidung, dass die FINA-Berufungsjury nach Anhörung des Kampfrichters und des Technischen Komitees einstimmig beschlossen hat, den von den Verbänden Österreichs und Großbritanniens eingebrachten Protest gegen die Wiedereinsetzung von Peirsol nach dessen Qualifikation, zurückzuweisen. Der Bericht des Kampfrichters habe keine Verletzung der FINA-Schwimm-Regeln durch Peirsol aufgezeigt.

Die Spannung beim Rennen konnte mit der Aufregung danach durchaus Schritt halten. Rogan holte seine zweite Silber-Medaille bei diesen Spielen, drei Tage nach dem Rennen über 100 m Rücken. Er holte das Edelmetall mit einem klug eingeteilten Lauf, in dem er erst auf der letzten Länge auf Rang zwei vorstieß. 150 Meter lang hatte Peirsol vor Goddard geführt, der Brite hatte danach aber keine Reserven mehr und wurde vom Rumänen Razvan Florea (1:57,56) noch auf Platz vier verwiesen.

Neuer Ö-Rekord
Rogan hingegen verbesserte in 1:57,35 Minuten seine erst am Vortag im Semifinale fixierte nationale Bestleistung um 15/100, womit ihm nur noch 78/100 auf den bald 13 Jahre alten Europarekord des Spaniers Martin Lopez-Zubero fehlen. In der ewigen Bestenliste verbesserte sich der Doppel-Europameister damit vom neunten auf den sechsten Platz. Nur Peirsol, Michael Phelps, Lenny Krayzelburg (beide USA), Lopez-Zubero und Goddard waren bisher schneller.

"Nur noch zwei Minuten bis zum Urlaub", hatte Rogan vor dem Start zu sich selbst gesagt. Im Wasser merkte er bald, dass Peirsol auch diesmal nicht zu schlagen sein würde. "Ich habe um Silber kämpfen müssen, die letzten 20 Meter waren hart, so wie wenn man 500 Stufen mit 20 Telefonzellen am Rücken hinauflaufen muss." Die Entscheidung der Disqualifikation seines Freundes habe keine Jubelgefühle ausgelöst.

Vom Schwimmerischen her war Peirsol ohne Frage besser als Rogan, sein Vorsprung auf Rogan betrug 2,4 Sekunden. Seinen eigenen Weltrekord verpasste Peirsol in 1:54,95 nur um 21/100 Sekunden. Das erkannte Rogan auch an: "Meiner Meinung nach bin ich der zweitbeste Rücken-Schwimmer der Welt und Aaron ist der Beste. Egal, was passiert ist, das ändert daran nichts, auch wenn der Schiedsrichter anderer Meinung war. Aber die Fairness zählt mehr als eine Medaille."

Freundschaft wertvoller als Medaille
Rogan hatte sofort nach der Disqualifikation die Freundschaft zu Peirsol einer zweifelhaft errungenen Gold-Medaille den Vorzug gegeben. Das OSV-Ass hatte Peirsol unmittelbar nach der ausgesprochenen Disqualifikation gefragt, was der Grund dafür sein könnte. Mitten hinein in ein Pfeifkonzert der meisten Zuschauer, die die vorübergehende Entscheidung missbilligten. Rogan über den nun zweifachen Olympiasieger: "Er hat gesagt: 'Ich bin ein faires Rennen geschwommen'. Und ich musste ihm glauben, denn er lügt nicht."

Rogan wäre nicht mit voller Überzeugung auf das oberste Treppchen des Siegerpodests gestiegen, wenn überhaupt. "Ich habe mich in keiner Sekunde als Olympiasieger gefühlt. Die Mitteilung hat zwar mein Gehirn erreicht, aber nicht mein Herz. Ich bin froh, dass die Freundschaft über die Politik gesiegt hat." Peirsol war vom Verhalten des Österreichers beeindruckt: "Markus hat die Entscheidung so gut aufgenommen. Er ist ein großartiger Freund."

Mirna Jukic im Finale Siebte
Der Finaleinzug über 200 m Brust hat Mirna Jukic entschädigt, mit Rang sieben durfte die 18-Jährige nach ihren ersten Olympischen Spielen positive Bilanz ziehen. Die Wienerin steigerte sich im Endlauf gegenüber dem Halbfinale um 59 Hundertstel auf 2:26,36 Minuten. Den Sieg sicherte sich Weltrekordlerin Amanda Beard (USA) in der olympischen Rekordzeit von 2:23,37 Minuten vor Leisel Jones (AUS/0,23 zurück) und Anne Poleska (GER/2,45).

Zwischen der Deutschen Poleska und Jukic lagen nur 54 Hundertstel. "Ich habe gesehen, dass ich mich mit den Besten der Welt messen kann, das ist das Schönste daran", sagte die Europameisterin von 2002.
(apa/red)