BLACKOUT! Vier Millionen Dänen und Schweden ohne Strom!

Schaltfehler in AKW Oskarshamn löste eine Kettenreaktion aus Die BILDER: So erlebte Skandinavien den Stromausfall

Die Stromversorgung in Dänemark und Schweden hat sich am Dienstagabend wieder normalisiert. Das teilten die Behörden in Kopenhagen und Malmö gut sieben Stunden nach dem Zusammenbruch des Stromnetzes für etwa vier Millionen Menschen mit. Auf den dänischen Inseln Seeland mit Kopenhagen, Lolland-Falster und Bornholm benötigten die Kraftwerke dabei deutlich länger als die Elektrizitätswerke in Schweden.

Verkehr brach zusammen
Zuvor war der öffentliche Verkehr zusammengebrochen, die Arbeit musste eingestellt werden, Polizei und Feuerwehr hatten alle Hände voll mit Soforthilfe zu tun.

Allein in Kopenhagen berichtete die Polizei von 20 Asthma-Patienten in akuter Not, weil ihre Maschinen zur Atmungshilfe mittags plötzlich den Dienstag versagten. Sie wurden mit Blaulicht in das jeweils nächste Krankenhaus gebracht. Aus feststeckenden Fahrstühlen mussten vier Kinder und 25 Erwachsene befreit werden. Trotz solcher ernsten Probleme und Rundfunkdurchsagen mit der Aufforderung zum sparsamen Umgang mit Wasser reagierten Dänen und Schweden gelassen auf die Stromunterbrechung.

Freundliche Gesichter
"Wir haben auch im Verkehrschaos nur freundliche Gesichter gesehen", kommentierte ein Polizeisprecher im Rundfunk die Tatsache, dass am frühen Nachmittag fast alle Hauptstädter auf einen Schlag ihre nicht mehr funktionsfähigen Arbeitsplätze Richtung Wohnung oder Haus verließen. Da Bahn, S-Bahn, U-Bahn und auch zahlreiche Busse nicht verkehren konnten, waren die Straßen schnell hoffnungslos verstopft.

Etwa die Hälfte alle Geschäfte, darunter alle Banken, schlossen sofort, weil weder Computer noch elektronische Kassen funktionierten. Für den Verkehr ohne Ampelregulierung wiederholte der Rundfunk alle paar Minuten die vielen offenbar nicht mehr geläufige Regel "rechts vor links". Die Autofahrer seien aber generell sehr rücksichtsvoll und freundliche miteinander umgegangen, verlautete aus der Polizeizentrale.

Zerstörte Frisuren
Der Kopenhagener Rundfunk versuchte seine Hörer mit den weniger ernsten Seiten des Stromausfalls zu trösten. So beschrieb ein Reporter aus einem schicken Friseurgeschäft im Stadtzentrum die wilden Frisuren einiger Kundinnen und Kunden, die ihr nicht ganz wunschgemäßes Aussehen wegen der unterbrochenen Sitzung ausnahmslos selbst witzig fanden.

Einen weitgehenden Zusammenbruch ihrer Netze verzeichneten die Telefongesellschaften. Weil die meisten Firmen-Telefone ausgefallen waren, gingen so gut wie alle auf ihre Handys über und blockierten sich damit streckenweise gegenseitig. Auch hier mussten die Behörden über Rundfunk zu "äußerster Zurückhaltung" auffordern, damit wenigstens Notrufe durchkommen könnten.

Schweden besser vorbereitet
Verblüffung löste am Nachmittag aus, dass die schwedischen Stromversorger offenbar besser auf Notsituationen vorbereitet waren als die dänischen. Gut zwei Stunden nach Beginn des Stromausfalls meldete die Notzentrale in Malmö, dass die zwei Millionen betroffenen Schweden von der Südspitze des Bezirks Schonen bis fast hinauf nach Stockholm sowie auf der Ostseeinsel Gotland wieder über Strom verfügten.

Zur selben Zeit konnten erst 20 Prozent der Haushalte auf Seeland mit Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen als Zentrum wieder ihr gewohntes Licht anknipsen, Kaffee kochen, ins Internet gehen oder im Fernsehen Berichte über den Stromausfall studieren. Erst für den Abend, acht Stunden nach Beginn des Ausfalls, wollten die dänischen Elektrizitätswerke wieder eine normale Versorgung als "sicher" garantieren.

Erst im August waren im Nordosten der USA und Kanada mehr als 50 Millionen Menschen auf einen Schlag ohne Strom - teilweise bis zu drei Tage lang. Chaotische Zustände herrschten in den Metropolen New York, Detroit, Toronto und Ottawa. Kurz darauf stürzte ein Blackout 500.000 Menschen in London ins Dunkel. (apa/red)