General Electric übernimmt Jenbacher AG

Einigung mit Jenbacher-Mehrheitsaktionären

Die Spekulationen um den Verkauf des börsenotierten Tiroler Gasmotorenspezialisten Jenbacher AG sind zu Ende. Der Industrielle Herbert Liaunig verkauft die Mehrheit der Jenbacher, die Perle seines Firmenimperiums (Waagner-Biro, Austria Email, Wild) an die zum General-Electric-Konzern gehörende GE Power Systems. Zwischen der Mehrheit der Jenbacher-Aktionäre (55,56 Prozent) und General Electric wurde am Montag ein aufschiebend bedingter Aktienkaufvertrag abgeschlossen. Für das Mehrheitspaket dürften rund 111 Mio. Euro geflossen sein.

In den vergangenen Monaten hat es wiederholt Spekulationen über einen bevorstehenden Jenbacher-Verkauf gegeben. Herbert Liaunig, der im vergangenen Juni den ehemaligen Lenzing-Vorstand Jochen Werz als Chef an Bord geholt hat, hat wiederholt das Interesse ausländischer Konzerne an einem Einstieg bei Jenbacher bestätigt. Neben General Electric wurden auch japanische Gruppen als mögliche Partner genannt.

Die Jenbacher AG, die 1989 von der ehemaligen Creditanstalt an die jetzt bereits aufgelöste Liaunig-Holding Auricon verkauft wurde, gehört zu rund 15 Prozent Herbert Liaunig, die Albona Privatstiftung der Familie Gerhard Heldmann hält 25 Prozent, kleinere Aktienpakete gehören der Familie Neugebauer, der Grazer Wechselseitigen und einer Bank in Liechtenstein.

General Electric beabsichtigt, 100 Prozent der Jenbacher zu übernehmen und will ein freiwilliges Übernahmeangebot in Höhe von 17,43 Euro je Aktie für den Jenbacher-Streubesitz von derzeit 43,34 Prozent zahlen. 1,1 Prozent hat Jenbacher bereits zurückgekauft. Heute Mittag notierte die Jenbacher-Aktie mit 17,05 Euro. Dies entspricht einem Plus von 13,5 Prozent gegenüber dem gestrigen Schlusskurs von 15 Euro. Die gesamte Transaktion soll voraussichtlich im ersten Quartal 2003 abgeschlossen sein. Mit den Mehrheitsaktionäre der Jenbacher soll eine Kontrollprämie von 15 Prozent vereinbart worden sein. Demnach wären bei einem Kaufpreis von 20 Euro je Aktie für den Anteil von 55,56 Prozent mehr als 111 Mio. Euro geflossen.

Jenbacher-Chef Jochen Werz erwartet sich von dem Deal schnelleres Wachstum. "Die neuen Eigentümer werden uns schneller nach vorne bringen", so Werz zur APA. "Mit dem US-Konzern im Rücken werden wir unsere Ziele besser erreichen." Vorteile sieht Werz vor allem bei der Warenbeschaffung und der Finanzierung. Das jährliche Wachstum bezifferte er mit 15 Prozent.

Der auf Gasmotoren spezialisierte Tiroler Anlagenbauer, dessen unternehmerische Wurzeln auf das 15. Jahrhundert zurückgehen, setzte 2001 mit weltweit 1.250 Mitarbeitern 249 Mio. Euro um. General Electric setzte zuletzt mit 350.000 Mitarbeitern 130 Mrd. Dollar (129,2 Mrd. Euro) um, die GE Power Systems konnte im Vorjahr nach eigenen Angaben mit rund 35.000 Mitarbeitern Erträge von 20 Mrd. Dollar erwirtschaften.

Die Anfänge der Jenbacher gehen auf den Silberbergbau in Tirol zurück. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Hochofenbetrieb endgültig eingestellt und auf eine reine Maschinenfabrik umgestellt. 1938 wurde die Jenbacher beschlagnahmt und erhielt einen Regierungskommissar, 1945 erfolgte die Besetzung durch amerikanische Soldaten mit darauf folgender Stilllegung. Mit dem serienmäßigen Bau von Dieselmotoren wurde 1948 begonnen.

1959 wurde die "Jenbacher Werke Aktiengesellschaft" gegründet. Die Aktie notierte erstmals an der Wiener Börse. 1989 verkaufte die damalige Creditanstalt ihre Aktienmehrheit an die Beteiligungs-Holding Auricon. Im Zuge der Auflösung der Auricon im Jahr 2000 wurden die Auricon-Aktionäre direkt an der Jenbacher AG beteiligt. Von dem Bereich Eisenbahnbau (Integral) hat sich die Jenbacher sukzessive zurückgezogen und wurde an den französischen Bahnunternehmer Connex verkauft.